Die Anbaupausen müssen noch größer werden

Feldtag zum Leguminosenanbau und zur Bodenfruchtbarkeit in Bolanden

Der Feldtag des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz (KÖL) am Weierhof in Bolanden informierte zur Bodenfruchtbarkeit und zum Leguminosenanbau sowie zur Sorten- und Schlagauswahl. In Vorträgen und Feldbesichtigungen wurden aktuelle Probleme und Trends insbesondere im Biobetrieb ohne Tierhaltung thematisiert, der in besonderer Weise auf den Anbau und die damit verbundene Stickstofffixierung angewiesen ist.

Hermann Böcker und Christine Zillger demonstrierten die Durchlässigkeit unverdichteter Böden.

Foto: Becker

In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Steigerung der Wertschöpfung ökologisch angebauter Marktfrüchte durch Optimierung des Managements der Bodenfruchtbarkeit“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das von zahlreichen Institutionen unterstützt wird, wurden sowohl Sortenversuche zu Körnererbsen und Leguminosengemengen des KÖL als auch Demoversuche aus dem Bodenfruchtbarkeitsprojekt vorgestellt.

Biobetrieb ohne Viehhaltung pflegt Kooperationen

Im Rahmen des Projektes werden zentrale Fragen des Ackerbaus untersucht: Welche Maßnahmen, zugeschnitten auf den jeweiligen Standort, sind wirksam, um die Bodenfruchtbarkeit und Ertragsleistung im ökologischen Ackerbau zu steigern?

Uli Zerger, Betriebsleiter des Weierhofes und Geschäftsführer Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL), begrüßte die gut 30 Teilnehmer in der Maschinenhalle seines Bioland-Betriebes.

Er bewirtschaftet mit zwei Personen (insgesamt 0,8 AK) rund 50 ha Ackerland mit einer durchschnittlichen Größe von 2,6 ha. Der Pachtanteil beträgt 50 Prozent und es wird eine sechs- bis siebenjährige Fruchtfolge mit Luzerne, Weizen (Durum), Dinkel, Ackerbohne (Lupine), Weizen (Dinkel) und je nach Disteldruck Roggen gefahren.

„Da wir keine Tierhaltung haben, geben wir den ersten Luzerneschnitt an einen Rinderhalter ab und erhalten im Gegenzug Rindermist; außerdem liefern wir Stroh an eine Champignon-Erzeuger und erhalten sogenannten Champost zurück“, erläuterte Zerger.

Dr. Klaus-Peter Wilbois vom ebenfalls am Projekt beteiligten Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) moderierte den Vortragsteil und machte auf einige Probleme im Bio-Anbau aufmerksam. Beispielsweise zeige sich immer mehr, dass vor allem bei Erbsen die bisher praktizierten Anbaupausen nicht ausreichten. Solcher Probleme nehme sich das Projekt an und untersuche unter anderem Einflüsse auf den Ertrag von Erbsen und Ackerbohnen sowie mögliche Lösungansätze.

Erbsen von Stickstoff und Leguminosen fern halten

Einfache, praxistaugliche Topfversuche zur Schlagauswahl beim Erbsenanbau stellte Naturlandberater Werner Vogt-Kaute vor.

Foto: Becker

Den Einfluss von Boden und Bewirtschaftung auf Erbsen und Ackerbohnen stellte Dr. Harald Schmidt, SÖL, im ersten Vortrag dar. Er hat im Rahmen des Projektes an 32 über Deutschland verteilten Biobetrieben untersucht, wie Erbsen und Ackerbohnen in der Praxis angebaut werden und welche Probleme sich dabei ergeben.

Er fasste seine Ergebnisse wie folgt zusammen: Beim Anbau von Erbsen ist darauf zu achten, dass der Standort stimmt; er darf nicht zu schwer sein, vor allem bei Trockenheit. Die Erbse sollte – nach einer tiefen Stoppelbearbeitung – in abtragender Fruchtfolgestellung stehen, damit nicht zu viel N zur Verfügung steht. Daher sollte auch der Abstand von der Düngung möglichst groß sein. Er empfahl zudem eine Anbaupause von mindestens sechs, besser zehn Jahren. Außerdem sollte die Saattiefe mindestens 6 cm betragen.

Für die Ackerbohne gelte Ähnliches, wenn auch in nicht ganz so ausgeprägter Form; sie reagiere allerdings noch empfindlicher auf eine geringe Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, und eine hohe N-Versorgung stelle kein Problem dar.

Auf dem Feld erstmal Druck ablassen

Die Effekte von hohen Bodenlasten auf den Ertrag von Erbsen untersuchte Dr. Melanie Wild, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), denn es bestehe ein deutlicher Zielkonflikt zwischen der Forderung nach lockeren Böden einerseits und den Anforderungen der modernen Landwirtschaft, die zu immer schwereren Maschinen, zu häufigeren Überfahrten und zur Befahrung bei nicht optimalen Bedingungen führten.

Die entscheidenden Effekte wie Radlast, Reifendruck, Zahl der Ãœberfahrten, Schlupf, Bodenfeuchte, Bodenart und Bearbeitung hatte sie an fünf unterschiedlichen Standorten über vier Jahre im Feld variiert und dann anhand ungestörter Bodenproben im Labor auf Infiltrationsrate und Luftkapazität – „die Knöllchenbakterien brauchen die Luft“ – untersucht. Ebenso wurden die Erträge von Erbsen in Reinsaat und im Gemenge mit Hafer erfasst.

Es zeigte sich, dass bei 2,6 t Radlast nur geringe Ertragseinbußen auftraten. Bei einer Last von 4,6 t aber (jeweils bei 0,6 bar Reifendruck und 30 km/h) sank der Ertrag in der Fahrspur bei beiden Aussaatvarianten um 17 Prozent. „Es werden etwa 43 Prozent der Fläche befahren“, schränkte die Referentin ein.

Schlussfolgerung:

  • feuchte Böden nicht befahren,
  • exakte Saatbettbereitung, Radlasten klein halten,
  • besser aufgesattelte Geräte nutzen,
  • breite Reifen mit großem Radius wählen,
  • Reifendruck im Feld absenken, und:
  • Straßenbereifung gehört nicht auf den Acker.
  • Untersuchungen an der Uni Kassel hätten gezeigt, dass sich eine Reifendruck-Regelanlage (Kosten rund 4500 Euro) bei elf von 16 Betrieben gelohnt habe.

Keine teuren Großexperimente im Feld vornehmen

Einfache, praxistaugliche Topfversuche zur Schlagauswahl beim Erbsenanbau stellte Naturlandberater Werner Vogt-Kaute vor. „Ob Bohnen oder Erbsen auf meinem Standort funktionieren, kann ich anhand von einfachen Topfversuchen mit am Standort entnommenen Bodenproben überprüfen“, so der Berater.

Durch eine zwölf- bis 14-stündige Behandlung im Backofen könnten im Vorfeld alle im Boden enthaltenen Krankheitserreger abgetötet werden. Im Vergleich zu unbehandelten Proben könne so die Belastung anhand des Wuchses gut abgeschätzt werden. Eine Methode, die übrigens auch zur Beurteilung von Saatgutpartien geeignet ist, so Vogt-Kaute. Zwar stimmten die Topfversuche gut mit den Prognosen des FiBL überein, dennoch könnten sie eine Bodenbeurteilung vor Ort nicht ersetzen.

Heimische Leguminosen als Eiweißlieferant oft überschätzt

Ãœber die Potenziale von Körnerleguminosen beim Einsatz in der Fütterung referierte Dr. Jürgen Böttcher, KÖL. „Erbsen und Ackerbohnen werden als Eiweißfutter häufig überschätzt“, so der Berater. Zwar hätten sie hohe Eiweißanteile, aber auch hohe Energie- beziehungsweise Stärkegehalte. Auch die Zusammensetzung der Aminosäuren sei nicht so gut wie bei Soja; gleiches gelte für die Gehalte an antinutritiven Substanzen, die den Einsatz im Mischfutter ebenfalls limitierten.

Böttcher empfahl, für eine gezielte Rationsgestaltung Futtermittelanalysen auf Rohprotein- und Stärkegehalt durchführen zu lassen, da die Qualitäten der heimischen Leguminosen je nach Jahreswitterung, Sorte und Standort stark schwanken könnten. Auch auf die hygienische Qualität sei zu achten, da bei Kornfeuchten über 12 Prozent im Lager häufig Schimmelpilzbelastungen zu finden seien.

Versuchsflächen auf interessantem Standort

Nach der Mittagspause folgte eine Feldbegehung mit Vorstellung der Sortenversuche Körnererbsen und Leguminosengemenge am Weierhof. KÖL-Beraterin Christine Zillger führte über die Versuchsfläche und stellte die einzelnen Sorten vor. Bemerkenswert an diesem Standort ist der hohe ph-Wert von 7,4. Dadurch waren die vorgesehenen Trennstreifen mit Lupinen fast vollständig ausgefallen.

Die Bodenansprache im Feld unter dem Gesichtspunkt der Bodenfruchtbarkeit wurde von Dr. Harald Schmidt und Hermann Böcker, KÖL, vorgenommen. Schmidt zeigte per Spatenprobe, dass unter dem Bearbeitungshorizont (15 bis 18 cm mit Ecomat) noch ein in 25 bis 28 cm Tiefe liegender Pflughorizont zu erkennen ist. Dieser ist allerdings durchlässig und sowohl mit Regenwurm- als auch Wurzelgängen durchzogen.

Laut Böcker handelt es sich um einen sandigen Lehm aus ehemaligem Meeresboden – daher der hohe Kalkgehalt beziehungsweise pH-Wert. „Der durchwurzelbare Raum ist hier etwa einen Meter mächtig und die nutzbare Feldkapazität liegt bei bis zu 200 mm; das ist schon ein sehr guter Standort“, so Hermann Böcker.

Dr. Melanie Wild forderte, den Reifendruck im Feld abzusenken.

Foto: Becker

Betriebsleiter Uli Zerger.

Foto: Becker

Dr. Harald Schmidt zeigte mittels Spatenprobe einige Besonderheiten des Standortes auf.

Foto: Becker

KB – LW 24/2013