Das Jahr der großen Kartoffeln

Ergebnisse des Sortenversuchs Ökokartoffeln 2014

Nach einem nassen Herbst und milden Winter ließ der Bodenzustand trotz der Pflugfurche im November zu wünschen übrig. Am 3. April erfolgte die Pflanzung des landessortenversuches in vorgezogene Dämme mit vorgekeimtem Pflanzgut. Über die Ergebnisse berichten Christine Zillger vom Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau und Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Vor der Regenperiode gaben die Bestände noch Anlass zur Hoffnung.

Foto: Schmidt

Die Monate März und April waren sehr trocken und die Temperaturen waren höher als der Durchschnitt. Dadurch konnten die vorgekeimten Sorten in einem Zeitraum von nur 21 (Musica, RG II) bis 26 Tagen (RG III) auflaufen. Eine Ausnahme bildeten die Sorten Goldmarie und Wega. Sie benötigten etwa zehn Tage mehr bis zum Auflauf (mindestens 50 Prozent der Knollen).

Mit ansteigendem Infektionsdruck konnte am 11. Juli Phytophthora am Blatt bei allen Sorten bonitiert werden. Auf das Ausbringen von Kupfer gegen die Krautfäule wurde aber verzichtet. Der Einsatz von Neem Azal gegen den Kartoffelkäfer war hingegen unumgänglich, da zweimal die Bekämpfungschwelle überschritten wurde. Der Drahtwurm wurde in Topffallen überprüft, es zeigten sich aber während der Vegetation keine Auffälligkeiten.

Das Krautwachstum war sortenspezifisch. Blattstark zeigten sich im Versuch Wega, Allians, Almonda und Belmonda. Caprice blühte sehr lange. Auf einen trockenen, aber durchschnittlich warmen Juni folgte der tropische Juli mit 160 mm Niederschlag (96 mm und 140 Prozent mehr als der langjährige Durchschnitt). Die durchschnittlichen Niederschläge im August reichten aus, um die übliche Ernte in der dritte Dekade des Monats zu verhindern. Außerdem waren die Dämme abgewaschen und grüne Knollen schimmerten durch. Die Ernte erfolgte dann unter immer noch recht feuchten Bodenbedingungen am 4. September. Der Bestand war komplett abgestorben und schalenfest.

Frühe und mittelfrühe Sorten wurden untersucht

Die zwölf zu prüfenden Sorten, darunter fünf neue Sorten, wurden in dreifacher Wiederholung in Kleinparzellen (1,50 x 10 m) nach Vorkeimung angepflanzt. Es sind frühe und mittelfrühe Sorten im Versuch vertreten, da aus personaltechnischen Gründen beide Reifegruppen in einem Versuch abgedeckt werden müssen. Diese beiden Reifegruppen sind im ökologischen Landbau besonders wichtig, um dem potenziellen Ertragsausfall durch die Kraut- und Knollenfäule zu begegnen. Die Sorten werden drei Jahre auf ihre regionale Eignung geprüft. Drei Sorten bleiben als sogenannte Verrechnungssorten langfristig im Versuch: Agila, Ditta und Allians. Folgende Sorten wurden 2014 erstmalig angebaut:

Neue frühe Sorten:

Goldmarie ist eine frühe, fest kochende Salatsorte der Firma Norika. Sie gilt als sehr keimruhig. Sie soll eine sehr geringe Beschädigungsempfindlichkeit besitzen und nicht zu Schwarzfleckigkeit neigen, bei einer mittleren Anfälligkeit für Kraut- und Knollenfäule.

Wega: vorwiegend festkochende, ertraglich mit der Note 7 durch das Bundessortenamt eingestufte Speisesorte der Firma Norika. Weiterhin hat das Bundessortenamt sie in der Wertprüfung bei der Kraut- und Knollenfäule gering bis mittel eingestuft und auch bei den sonstigen Krankheiten wenig anfällig. Sie ist die große Schwester der Gala und soll außerdem stabil im Lager sein. Sie soll auch ohne Beregnung sichere Erträge bringen.

Neue mittelfrühe Sorten:

Almonda ist eine festkochende Speisesorte und wird von der Firma Solana mit einer hohen Krautfäuleresistenz beworben. Da sie eine EU-Zulassung hat, ist sie nicht in der BSA-Liste bewertet, das heißt sie hat in Deutschland keine Wertprüfung durchlaufen.

Caprice: Vorwiegend festkochende Sorte des Züchters Dr. Lange aus dem Jahr 2010 mit sehr geringer Krautfäuleeinstufung (Note 3 der BSA-Liste), das ist die geringste Einstufung des Versuchssortiments; auch sonst sehr gesund, außer einer höheren Note bei der Eisenfleckigkeit (4). Die mittlere Anfälligkeit (5) gegenüber Zwiewuchs beweist sie in diesem Versuch.

Regina: Eine festkochende Sorte der Firma Europlant mit EU-Zulassung 2012. Sie soll krautfäulestabil sein, braucht aber gute Böden mit gleichmäßiger Wasserführung und Nährstoffversorgung. Sie soll ebenfalls einen guten Speisewert haben.

 – LW 4/2015