Wie kommt die Mischung in den Wald?

Nester, Gruppen oder Trupps bei Eiche – was ist besser?

In Zeiten des Klimawandels werden Mischbestände zur Risikominimierung empfohlen. Doch wie soll die Mischung in die Bestände kommen? Eine international angelegte Studie führte nun einen Vergleich zwischen den „Pflanzen-Klumpen“, auch Clusterpflanzungen genannt, und der konventionellen Vollkultur in Reihenpflanzung durch. Dabei wurden Wachstum und Qualität am Beispiel derartig begründeter Eichenbestände untersucht. Welche Anordnung der Jungpflanzen – Nester- oder Trupppflanzung – eignet sich am besten für die Begründung von Mischbeständen mit Eiche?

22-jähriges Eichennest im Forstrevier Königheim: Die stärksten Eichen sind am Rand.

Foto: Kohnle

„Geklumpte“ Eichenpflanzungen in Form von Nestern und Trupps werden seit den 1980er und 1990er Jahren als Alternativen zur traditionellen Begründung als Reihenpflanzung, insbesondere nach Sturmwurf, genutzt. In einer, auf Erhebungen aus einer Vielzahl von Beständen in Deutschland, Österreich und der Schweiz basierenden Studie, sind erstmalig Wachstum und Qualität von derartig begründeten Eichenbeständen umfassend im Rahmen einer Analyse untersucht worden.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird davon ausgegangen, dass die heimischen Eichenarten künftig wohl an Bedeutung gewinnen werden. Während – wo möglich – waldbaulich grundsätzlich Naturverjüngungsverfahren bevorzugt werden, dürfte bei der Begründung von Eichenbeständen auch künftig die Pflanzung eine zentrale Rolle spielen.

Zur Stabilität die Eiche einbringen

Dies gilt insbesondere für die Umwandlung von Nadelbaumbeständen auf ungeeigneten Standorten sowie auf Flächen, wo Konkurrenz durch wüchsige Begleitvegetation die natürliche Verjüngung der Eiche verhindert. Obwohl gegenüber früheren Verhältnissen für Eichen-Reihenpflanzungen reduzierte Pflanzenzahlen empfohlen werden, sind solche Eichen-Vollkulturen nach wie vor sehr kostspielig, auch aufgrund der erforderlichen intensiven Kulturvorbereitung und -pflege.

Im Gegensatz zu Vollkulturen wird bei Clusterpflanzungen nicht die gesamte Kulturfläche bepflanzt. Bei der Bepflanzung handelt es sich vielmehr um mehr oder weniger gleichmäßig über die Fläche verteilte „Pflanzen-Klumpen“. Typische Clusterpflanzungen bestehen dabei je Hektar aus 200 Nestern mit jeweils 21 Eichennormalpflanzen (< 50 cm Pflanzenhöhe) im Verband 0,2 x 0,2 m bzw. aus 100 Trupps mit jeweils 19 bis 27 Eichengroßpflanzen (> 80 cm), die im Abstand von 1 m gepflanzt werden, siehe Grafik. Im Gegensatz zu den Nestern werden die Eichentrupps in der Regel mit einer variierenden Anzahl an Individuen einer schattenertragenden Baumart, wie Rot- und Hainbuche sowie Winterlinde, für die spätere Schaftpflege umpflanzt. Man spricht dann auch von „Treibhölzern“. Ziel der punktuell begrenzten, kleinflächigen Ausbringung von Pflanzen ist es, die Begründungskosten zu verringern, ohne gleichzeitig die Möglichkeiten der Wertholzproduktion einzuschränken. In den nicht bepflanzten Räumen zwischen den Clustern können sich die vorhandene Naturverjüngung oder frühsukzessionale Arten natürlich etablieren.

Umzäunte Eichenreihenpflanzung bei Hördt.

Foto: Setzepfand

Zwar existieren diverse Veröffentlichungen zu Fallbeispielen einzelner Versuchsanlagen oder Aufforstungen. Die große Heterogenität der Versuchsanlagen zu Clusterpflanzungen bei Eiche machte bislang jedoch eine konventionelle Analyse der generellen Eignung von Clusterpflanzungen auf breiter Datenbasis unmöglich. Diesem Mangel einer versuchsübergreifenden Gesamtauswertung konnte nun durch Anwendung von Methoden aus der Metaanalyse abgeholfen werden.

Nester versus Reihen

Der Vergleich von Nester- und Reihenpflanzungen zeigte bei den in Nestern erwachsenen Eichen grundsätzlich eine ungünstige Entwicklung. Und zwar sowohl hinsichtlich der Wachstums- als auch der Qualitätsparameter. Signifikante Unterschiede ergaben sich bei den Nestern zu in Reihenverbänden erwachsenen Eichen, insbesondere bei der Überlebensrate (-52 Prozent), dem Durchmesserwachstum (-39 Prozent), der Stabilität (h/d-Verhältnis, +22 Prozent), der astfreien Schaftlänge (-31 Prozent) und der Anzahl potenzieller Z-Bäume (-81 Prozent). Im Gegensatz zu den gezäunten Pflanzflächen in Reihen zeigten die ungezäunten Nester beim Vergleich stets deutlich ungünstigere Parameterwerte, die insbesondere bei der Überlebensrate (-73 Prozent), dem Höhenwachstum (-13 Prozent) und der Kronenform (-24 Prozent) signifikant waren.

Trupps versus Reihen

Eichen aus Trupppflanzungen unterschieden sich bei den Wachstumsparametern hingegen nur unwesentlich von vergleichbaren Reihenpflanzungen. Bei den Qualitätsparametern fanden sich sogar bessere Werte hinsichtlich Stammform, Kronenform (signifikant, +23 Prozent) und Anzahl potenzieller Z-Bäume. Trupppflanzungen mit ursprünglich mehr als 12 Individuen einer dienenden Baumart je Cluster verfügten im Vergleich zu benachbarten Reihenpflanzungen zudem über signifikant höhere Überlebensraten (+22 Prozent), bessere Stamm- und Kronenformen (+118 und + 64 Prozent) und mehr potenzielle Z-Bäume (+ 45 Prozent).

Z-Baumanteile in den Nestern und Trupps

Von den untersuchten Nestern beinhalteten 42 Prozent mindestens einen potenziellen Z-Baum. Bei den

20-jähriger Eichentrupp im Forstrevier Schwarzenborn.

Foto: Kohnle

Trupppflanzungen war dieser Anteil mit 85 Prozent deutlich höher. Im Durchschnitt fanden sich je Nest 0,4 und je Trupp 3,0 potenzielle Z-Bäume. Das sich hieraus ergebende Verhältnis von Anzahl potenzieller Z-Bäume zur Gesamtzahl ursprünglich gepflanzter Eichen entsprach zum Zeitpunkt der Datenerhebung in den Nestern 1:105 und in den Trupppflanzungen 1:8. In den Reihenpflanzungen lag dieser Wert dagegen bei 1:12. Werden theoretisch 70 Endbestandseichen je Hektar zugrunde gelegt, erhöht sich dieses Verhältnis rechnerisch auf Werte von rund 1:70 für Reihen- und 1:40 für Trupppflanzungen.

Die Art der Pflanzung, die Dichte und die Größe der Pflanzen sowie der Treibhölzer sind ausschlaggebend. Die Unterschiede, die sich aus den Vergleichen von Nester- und Trupppflanzungen mit traditionellen Reihenpflanzungen ergaben, belegen, dass die Art der Clusterpflanzung erheblichen Einfluss auf die Entwicklung derartig begründeter Eichenbestände hat. Die verschiedenen Pflanzdichten und Pflanzengrößen der beiden Cluster-Pflanzverfahren, sowie der Verzicht auf die Beipflanzung schattentoleranter Baumarten um die Eichen-Cluster dürften dabei die zentrale Rolle spielen.

In den, aus kleinen Pflanzen angelegten Nestern, führte die enge Begründung früh zu sehr hoher Mortalität sowie geringem Durchmesserwachstum und damit zu geringer Stabilität. Fallstudien haben bestätigt, dass in Nestern gerade randständige Eichen tatsächlich oftmals die wuchskräftigsten und stabilsten innerhalb des Nestes sind. Durch die verringerte Anzahl an Nachbarn sowie fehlende „dienenden“ Baumarten sind es diese Außenbäume, die den hohen intraspezifischen Konkurrenzdruck innerhalb des Nestes am besten überstehen. Dabei bilden sie allerdings zugleich stark einseitige, schlechte Kronenformen aus (Abb. 2). Zwangsläufig führt dies zu einer eingeschränkten Astreinigung sowie unbefriedigender Ausbildung der Stammachse und damit zu signifikant weniger Z-Baum Anwärtern.

Der beobachtete positive Effekt eines schützenden Zaunes auf die Entwicklung von Eichennestern dürfte seinen Ursprung insbesondere in der geringen ursprünglichen Größe der Jungpflanzen sowie der exponierten Lage der Clusteraufforstungen inner- und außerhalb geschlossener Waldareale haben. Eine erhöhte Verbißgefährdung von Eichen in nicht gezäunten Nestern ist schon mehrfach beschrieben worden. Trotzdem ist die Zäunung keine Lösung: trotz verbesserter Entwicklung waren auch die durch Zäune geschützten Eichen in Nesterpflanzungen, den in klassischen Reihenpflanzungen wachsenden Eichen in Wachstum und Qualität mehrheitlich nach wie vor deutlich unterlegen. Die Qualifizierung der Eichen in Nestern scheint also stark vom Füllgehölz zwischen den Clustern beeinflusst zu werden. In zukünftigen Erhebungen sollte daher das Auflaufen von Begleitgehölzen ebenfalls gezielt erfasst werden, um deren Wirkung auf die qualitative Entwicklung der Clustereichen dann besser nachvollziehen zu können.

Schematischer Aufbau von Eichenclustern in Nester- und Trupppflanzung.

Foto: Quelle: FVA

Größere Pflanzen führen eher zum Erfolg

In den aus größeren Eichen angelegten Trupps blieb die Clusterstruktur lange erhalten, siehe Bild S. 23. Ausschlaggebend dürften dafür die größeren ursprünglichen Abstände zwischen den Pflanzen sowie die beigepflanzten dienenden Baumarten sein. Hierdurch kam es zu einer ähnlichen Wachstumsdynamik wie in den Reihenaufforstungen. Im Gegensatz zu den Nestern wirkten sich in den Trupps benachbarte Bäume auf Überlebensrate und Durchmesserentwicklung und damit auch die Stabilität günstig aus. Gleichzeitig förderte die innerartliche Konkurrenz die Qualitätsentwicklung. Dies resultierte vor allem in einer vergleichsweise hohen Anzahl an potenziellen Z-Bäumen. Inwieweit eine erhöhte Anzahl an Individuen dienender Baum­arten die Verdämmung von Eichen in Trupps durch konkurrierenden Bewuchs mit Brombeere oder Pionierlaubbäumen mindern und gleichzeitig die Astreinigung fördern kann, ließ sich im Rahmen dieser Arbeit nicht abschließend bewerten. Allerdings zeichnet sich ab, dass in den Trupps eine ausreichende Anzahl an beigepflanzten schattenertragenden Bäumen insgesamt einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Eichen zu haben scheint. Ob hierfür tatsächlich artspezifische Effekte verantwortlich sind, muss derzeit noch offen bleiben.

Der Übergang zwischen förderlicher und schädlicher Konkurrenz in den aufwachsenden Trupps ist ähnlich den verglichenen Reihenpflanzungen fließend und rasch veränderlich. Daher sollten in frühen Phasen der Bestandesentwicklung grundsätzlich regelmäßig Überprüfungen erfolgen. Ziel ist es, die innerartliche Konkurrenz durch die gezielte Förderung der Eichen in den Trupps während der Qualifizierungsphase zu sichern.

Nesterpflanzung ist der Trupppflanzung unterlegen

Das für die Trupppflanzungen gefundene günstige Verhältnis von Anzahl potenzieller Z-Bäume zur Gesamtzahl ursprünglich gepflanzter Eichen, lässt auf eine effektive qualitative Entwicklung im Vergleich zu Reihenpflanzungen schließen. Diese Erkenntnis wird durch den Befund gestützt, wonach die überwiegende Mehrzahl der analysierten Trupps in dieser und anderen Studien mindestens einen potenziellen Z-Baum aufweist.

Auf der Basis der gewonnen Erkenntnisse zeigen sich aus kleinen Pflanzen und mit geringen Pflanzenabständen angelegte Nester traditionellen Reihenpflanzungen – mit rund 5 000 Pflanzen je Hektar – bezüglich des Potenzials zur Etablierung wertvoller Eichenbestände deutlich unterlegen. Im Gegensatz dazu erscheinen aus größeren Pflanzen angelegte Trupps eine geeignete Alternative für die Begründung von Eichenbestände zur Wertholzproduktion zu sein. Die gegenwärtigen Auswertungen beschränken sich zwar auf Eiche. Die Befunde legen den Schluss nahe, dass Trupps durchaus auch bei anderen Laubbaum­arten einen gangbaren Weg zur Begründung von Mischbeständen bieten könnten. Vor einer abschließenden Beurteilung erscheint es jedoch angebracht, die gewonnenen Erkenntnisse durch in höhere Alter fortgesetzte Beo­bachtungen und Messungen weiter zu evaluieren.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass mit der Trupppflanzung ganz offensichtlich ein sehr flexibles, vorteilhaftes Verfahren zur Begründung von Eichenmischbeständen zur Verfügung steht. Über die Anzahl an Trupps je Hektar können anfängliche finanzielle Aufwendungen gezielt gesteuert und die langfristigen Bewirtschaftungsziele, wie ein bestimmter Eichenanteil und Stabilität, zugleich frühzeitig berücksichtigt werden.

Somidh Saha, Christian Kühne, Dr. Ulrich Kohnle, Prof. Dr. Jürgen Bauhus, Albert-Ludwigs-Universität und FVA Freiburg – LW 30/2013