Die richtige Siloreifezahl ist die halbe Miete

Landessortenversuche Silomais 2014

Im Maisanbau ist die Sortenwahl ein wichtiger Grundstein für eine hohe Produktivität. Allerdings befinden sich gegenwärtig etwa 700 Maissorten im Handel – eine schier unüberschaubare Vielfalt. Um dem Landwirt zu ermöglichen, hieraus die für den Betrieb passenden Sorten zu finden, werten Otto Lang, Dr. Albert Anderl und Marko Götz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück die diesjährigen Landessortenversuche aus.

Die Unsicherheit auf dem Milchmarkt sowie die geänderten Rahmenbedingungen durch die Novellierung des EEG führen die „Veredler“ von Silomais in unsicheres Fahrwasser.

Foto: agrarfoto

Doch die Stimmung in der Landwirtschaft ist derzeit eher getrübt. Die Unsicherheit auf dem Milchmarkt bei den viehhaltenden Betrieben sowie die geänderten Rahmenbedingungen durch die Novellierung des EEG auf Seiten der Biogasbranche führen die „Veredler“ des Silomaises in unsicheres Fahrwasser. Umso wichtiger ist es, die Betriebsmittel zielgenau einzusetzen, um so eine möglichst hohe Effektivität und Produktivität zu erreichen.

Im Bereich des Maisanbaus ist mit der richtigen Sortenwahl hierfür der erste Grundstein bereits gelegt. Doch wer kennt sich in dem Sammelsurium von Maissorten überhaupt noch aus? Laut einer „Kleffmann-Studie“ befinden sich zurzeit etwa 700 Maissorten im Handel. Für den einzelnen Landwirt eine schier unüberschaubare Vielfalt. Wie hieraus die für den Betrieb passenden Sorten finden? Eine hervorragende Plattform, um sich neutral über das Leistungsvermögen insbesondere der neueren Sorten zu informieren, bieten die Landessortenversuche.

Nicht geprüfte Sorten sind riskant

Zwar ist auch die Versuchskapazität der Länderdienststellen begrenzt, sodass bei weitem nicht alle Sorten, die sich im Handel befinden geprüft werden können, grundsätzlich ist aber der Weg für jeden Züchter offen, seine Sorten einer unabhängigen Prüfung zu unterziehen. Es gibt klare Kriterien für die Aufnahme von Sorten in die Landessortenversuche. Entweder muss eine Sorte in Deutschland zugelassen sein oder sie muss den Weg über die „EU-Prüfungen“ gehen. Sorten, die in einer der beiden Prüfungen durch gute Leistungen überzeugen, werden in die Landessortenversuche aufgenommen.

Natürlich ist dies für den Züchter auch mit Kosten verbunden, die sich letztlich im Saatgutpreis niederschlagen. Für den Landwirt bedeutet es aber eine gewisse Sicherheit, wenn er das Leistungsprofil einer Sorte kennt. Einer Maispflanze sieht man von außen ihre Qualitätseigenschaften nicht an. Es sollte jedem klar sein, dass er ein hohes Risiko eingeht, wenn er auf nicht geprüfte Sorten setzt und nur den Preis je Einheit als Maßstab für seine Kaufentscheidung macht.

Schwierige Aussaatbedingungen

Wie in der Praxis so verlief auch im Versuchswesen der Start ins Maisjahr 2014 eher suboptimal. Von den sieben in Rheinland-Pfalz ausgesäten Versuchen konnten leider nur vier geerntet und ausgewertet werden. Die schwierigen Aussaatbedingungen im Frühjahr forderten ihren Tribut. An einigen Standorten führten die Strukturschäden der Böden in Verbindung mit der extremen Trockenheit zu lückigen Feldaufgängen mit Verzögerungen über einen Zeitraum von 14 Tagen. Was in der Praxis zwar nicht wünschenswert, aber tolerierbar ist, stellt im Versuchswesen ein „K.O.-Kriterium“ dar. Die Leistungsdichte der geprüften Sorten lässt es nicht zu, solche Versuche auszuwerten oder gar aus ihnen Schlussfolgerungen über das Leistungsvermögen der geprüften Sorte zu ziehen.

In den anderen Prüfungen entwickelte sich der Mais nach zögerlicher Jugendentwicklung sehr gut. Die rechtzeitig zur Blüte einsetzenden Niederschläge sorgten für eine hervorragend Massenbildung. Die mehr als ausreichende Wasserversorgung bis hin zur Ernte sorgte für grüne, gesunde Restpflanzen, die in ihrer Reifeentwicklung dem Kolben häufig hinterher hinkten.

Kriterien zur Sortenwahl

Auch dieses Jahr hat es wieder gezeigt: Die richtige Siloreifezahl ist die halbe Miete bei der Sortenwahl. Die sichere Abreife des Maises ist eines der wichtigsten Kriterien. Nur an die Region adaptierte Sorten können ihr Leistungsniveau voll entfalten. Eine Erhöhung der Siloreifezahl führt nicht zwangsläufig zu höheren Erträgen, wohl aber zu einer späteren Abreife.

Auch in der Produktion von Bio­masse spricht heute niemand mehr von Silagen mit Trockensubstanz-Gehalten unter 30 Prozent. Auch hier hat man erkannt, dass ausgereifte Maissorten einen deutlich höheren Gasertrag liefern. In wie weit der spezifische Gasertrag einer Sorte an Hand von „NIRS Parametern“ geschätzt werden kann, wird derzeit in einem zweijährigen Feldversuch, an dem unter anderem das BSA und das DMK beteiligt sind, überprüft. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe liegen Ende 2015 vor, so dass sich auf diesem Gebiet durchaus Änderungen in der Sortenbewertung ergeben könnten. Bis dahin gilt der TM Ertrag/ha als wichtigstes Entscheidungskriterium.

In der Rindviehfütterung ist die Sortenwahl deutlich differenzierter zu betrachten. Neben dem Ertrag und den pflanzenbaulichen Aspekten spielen die Qualitätsparameter eine große Rolle. In die Diskussion sollte durchaus auch der Fütterungsberater miteinbezogen werden. Immer höhere Maisanteile in der Ration verlangen häufig nach anderen Sortentypen, die Restpflanzenverdaulichkeit wird hier in der Diskussion immer wieder angeführt.

Aber auch Stärketypen mit einer sicheren Abreife sind insbesondere in den Höhenlagen mit einem hohen Grünlandanteil weiter gefragt. Das Sortenportfolio ist sehr breit aufgestellt und sollte für jeden Landwirt die passende Sorte bereithalten.

 – LW 51/2014