Ein Weizen für besondere Anbaugebiete

LSV-Ergebnisse zum Sommerdurum

Der Durumanbau war im vergangenen Jahr von einer guten und einer schlechten Nachricht gekennzeichnet. Laut Statistischem Bundesamt stand die zweitgrößte Anbaufläche mit knapp 19500 ha im Feld, wobei mit 46,7 dt/ha die zweitschlechteste Ernte seit 1991 erreicht wurde. Dennoch weisen Anbaufläche und Ertrag in diesem langen Zeitraum klare positive Entwicklungen auf.

Vor allem in Ostdeutschland fiel Durum der Trockenheit zum Opfer.

Foto: Hartmann

Der jährliche Einfluss der Witterung ist bei Durum besonders groß; den schwachen Erträgen 2015 stehen die bisher höchsten mit 65,3 dt/ha im Vorjahr gegenüber. In der Statistik werden Sommerdurum und Winterdurum gemeinsam ausgewiesen. Der Anbau von Durum beschränkt sich in Deutschland im Wesentlichen auf zwei Regionen. Im Südwesten auf die warmen Weinanbaugebiete und im Osten auf das Mitteldeutsche Trockengebiet. Entsprechend sind die Landessortenversuche (LSV) und die Wertprüfungen (WP) ausgerichtet: das Anbaugebiet „Süd-West“ (SW) mit den Orten Groß-Gerau (HE), Giebelstadt (BY), Orschweier (BW) sowie Herxheim und Haßloch, beide Rheinland-Pfalz und das Anbaugebiet „Ostdeutschland“ (OST) mit den Orten Magdeburg, Bernburg, Walbeck alle drei in Sachsen-Anhalt sowie Friemar und Dachwig in Thüringen.

Vier von zehn LSV wegen Trockenheit ausgefallen

2015 sind beim Sommerdurum insgesamt vier der zehn Versuche wegen Trockenheit ausgefallen. Allein das ist ein Zeichen, wie schwierig das Jahr 2015 für die Landwirte hinsichtlich des Durumanbaues war – vor allem im Osten Deutschlands. Im Süd-Westen zeigte sich die Niederschlagsverteilung deutlich anders, und der Sommerdurum brachte nur minimal geringere Erträge als im Vorjahr; der Winterdurum sogar deutlich höhere Erträge. Die hohen Ertragsleistungen hier konnten die sehr schlechten Erträge im Osten nicht ausgleichen, so dass die Gesamtbilanz ertraglich enttäuschte.

Grundlage der Sorten-Beurteilung sollten, wegen der großen Schwankungen zwischen den Orten und Sorten, immer mehrjährige und mehrortige Ergebnisse sein. Innerhalb der beiden Anbaugebiete, die sich in ihrem mittleren Ertragsniveau unterscheiden, werden die Sortendifferenzen hinsichtlich Ertrag nun deutlich kleiner und liegen nur noch zwischen 2 und 4 dt/ha, während sie an einzelnen Orten im dreijährigen Prüfzyklus bis 18 dt/ha lagen. Auch wenn die Sortendifferenzen klein sind, ist die Sortenrangierung in den beiden Anbaugebieten unterschiedlich, ein Zeichen für die Notwendigkeit regionaler Sortenprüfungen. Auch wenn die hier dargestellten Erträge der Stufe II, optimaler Einsatz von Fungizid- und Wachstumsregler, deutlich unter denen des Vorjahres liegen und die Standfestigkeit wenig bis gar nicht belastet wurde, ist die Wirkung der Maßnahme mit 5,7 dt/ha in SW und 14,6 dt/ha in Ost ähnlich hoch wie im zurückliegenden Jahr. Mehltau, Braun- und Gelbrost sind die bestimmenden Krankheiten.

Krankheitsgeschehen in den LSV 2015

Im Anbaugebiet SW ist der Mehltau ein ständiger Begleiter des Durum, mit teilweise massivem Befall. Auch Braunrost war sortendifferenziert an zwei Orten zu finden. Gelbrost trat nach dem starken Befall 2014 im Jahr 2015 eher mit einem mittleren Befall auf. Im Anbaugebiet Ost waren Mehltau und Gelbrost 2015 die bestimmenden Krankheiten mit teilweise sehr starkem Befall. In den beiden hier geernteten Versuchen konnte der Gelbrostbefall auch in der Stufe II nicht gestoppt werden neben der Witterung eine mögliche Ursache für die schlechten Ertragsergebnisse. Braunrost trat 2015 hier nicht auf. Ein starker Befall mit einer Krankheit lässt kaum Platz und Raum für eine zweite. Blattseptoria, DTR und Ährenkrankheiten sind dennoch im Blick zu behalten.

2015 konnten, auf das Zehnjahresmittel bezogen, überwiegend überdurchschnittliche Qualitäten erzeugt werden. Besonders hoch liegen die sehr stark der kurz vor der Ernte vorherrschenden Witterung unterliegenden Parameter Glasigkeit mit 87,6 Prozent (69,2 Prozent im Zehnjahresmittel) und Fallzahl mit 396 s (274 s im Zehnjahresmittel). Sehr günstig ist in diesem Jahr auch die Dunkelfleckigkeit mit 3,6 Prozent im Gegensatz zu 5,3 Prozent des Zehnjahresmittels. Aber auch die weiteren Parameter wie Proteingehalt, Mineralstoffwertzahl, Gelbpigmentgehalt weisen Qualitäten über dem Durchschnitt auf.

Sortenempfehlungen für den Anbau 2016

Unter Beachtung der ertraglichen Differenzierung nach Anbaugebiet eigenen sich die in Tabelle 2 genannten Sorten zum Anbau. Standfestigkeit und Blattgesundheit bedürfen der Aufmerksamkeit, da ihre Ausprägung vielfach von Jahreseffekten überlagert wird. Anbauumfang und die geringen Unterschiede in der Reife müssen genutzt werden, um die Ernte so zu staffeln, dass stets im qualitativen Optimum zu ernten ist. Es muss zusätzlich darauf hingewiesen werden, dass der heimische Durumanbau ein sehr hohes Qualitätsniveau aufweist und Unterschiede der einzelnen Sorten zum Teil marginal sind.

Malvadur zeigt stabile Erträge im Anbaugebiet SüdWest. In Ost wird bei stärkeren Schwankungen ein mittleres Ertragsniveau erreicht. Die Sorte ist länger im Stroh, in der Standfestigkeit zählt sie dennoch zu den besseren. Malvadur reift mittel, die Blattgesundheit verlangt hohe Aufmerksamkeit. Qualitativ kann Malvadur bei Glasigkeit, hl-Gewicht und TKG punkten. Lediglich das Kochpotenzial liegt leicht unter dem sehr hohen Durchschnitt. Duramonte bringt recht stabil hohe Erträge. Die Sorte ist mittelspät in der Reife und trotz kurzen Strohes weniger standfest. Sowohl die Blatt- als auch in der Ährengesundheit ist besondere Aufmerksamkeit notwendig, auch wenn die Sorte bei Gelbrost und Blattseptoria leichte Vorteile zeigt. Duramonte weist eine sehr günstige Mineralstoffwertzahl auf und zeigt sich resistent gegen Dunkelfeckigkeit. Proteingehalt, Glasigkeit, Kochpotenzial, hl-Gewicht und TKG liegen allerdings unter dem Durchschnitt.

Miradoux erzielt leicht unterdurchschnittliche Erträge, dies aber recht stabil in beiden Anbaugebieten. Die Standfestigkeit ist bei der mittel reifenden Sorte aber stets abzusichern. Mit leichten Schwächen bei Blattseptoria zeigt sie sich bei allen andern Krankheiten besser als andere Sorten. Die großen Vorteile von Miradoux liegen beim Proteingehalt, dem Kochpotenzial und dem TKG. Sie neigt allerdings zu einer hohen Mineralstoffwertzahl, die sich kaum negativ auf die Grießausbeute auswirkt. In ungünstigen Jahren können vereinzelt unterdurchschnittliche Fallzahlen auftreten. Durasol zählt dreijährig im Anbaugebiet Ost zu den ertragreichen und -stabilen Sorten. Sie ist die späteste Sorte im Sortiment und neigt zu Reifeverzögerung im Stroh. Die Standfestigkeit ist abzusichern. Auf Braun- und Gelbrost sowie Blattseptoria ist besonders zu achten. Durasol ist qualitativ im Mittelfeld des Sortenspektrums anzusiedeln und besticht durch ein hohes Kochpotenzial, stabil hohe Fallzahlen und ein überdurchschnittliches TKG. Beim Grießanfall, der Dunkelfleckigkeit und dem Hl-Gewicht hat die Sorte leichte Schwächen.

Duramant ist eine ertragsstabile Sorte, die 2015 im Anbaugebiet Ost nicht mit der extremen Witterung zu Recht kam. In der Reife tendiert sie zu spät, mit Neigung zur Reifeverzögerung im Stroh. Die Strohstabilität ist auf jeden Fall abzusichern. Trotz leicht geringerem Gelpigmentgehalt erreicht Duramant überdurchschnittliche b-Werte. Die Mineralstoffwertzahl ist günstig. Glasigkeit, Grießanfall, Dunkelfleckigkeit und TKG liegen trotz hohem Niveau unter dem Durchschnitt. Von den beiden erstmalig geprüften Sorten Durofox und Tamadur zeigte Durofox leichte ertragliche Vorteile bei einer späteren Reife. Bei Braun-, Gelbrost und Blattseptoria zeigen die Neuen Vorteile gegenüber den älteren Sorten. Andere Krankheiten und die Standfestigkeit konnten unter den Bedingungen des Jahres 2015 nicht beurteilt werden. Eine Qualitative Einschätzung nach einjährigem Anbau ist schwierig, da die Stabilität der einzelnen Charakteristika nicht eingeschätzt werden kann. In diesem Erntejahr zeigt sich Tamadur durchschnittlich, Durofox blieb bei sehr hohem hl-Gewicht allerdings hinter den hohen Qualitäten der etablierten Sorten. Für Ducados gibt es kein Saatgut für den deutschen Markt.

Dr. Gerhard Hartmann, LLG Sachsen-Anhalt, Bernburg, Jens Begemann, MRI, Detmold  – LW 7/2016