Die Witterung ermöglichte Spitzenerträge

Ergebnisse der Landessortenversuche Silomais 2014

Der Mais ist bekannt als Futterpflanze mit hohen Massenleistungen an energiereichem Grundfutter für intensive und wirtschaftliche Milchvieh- und Mastrinderhaltung und als Biomasse für hohe Methanerträge in Biogasanlagen. Ertragshöhe und Qualität werden maßgeblich von Boden- und Klimabedingungen, der Produktionstechnik und von der angebauten Maissorte bestimmt. Es geht schließlich um Sorten der jeweiligen Nutzungsrichtung mit einem hohen Gehalt an fermentierbarer organischer Substanz je Pflanze und Hektar.

Vor allem die gute Wasserversorgung im Juli und im August sorgte für wüchsige, gesunde Bestände und ermöglichte bisher unerreichte Spitzenerträge.

Foto: Dr. Neff

Dabei spielt der Züchtungsfortschritt für einen umweltverträglichen und nachhaltigen Anbau eine wichtige Rolle. Neuzüchtungen müssen als Vorbedingung für ihre amtliche Zulassung leistungsfähiger, gesünder und nicht zuletzt qualitativ hochwertiger sein und dem Praktiker schnellstmöglich zur Verfügung stehen.

Als eine wichtige Entscheidungshilfe bei der Sortenwahl stehen dem Landwirt die Prüfergebnisse aus Landessortenversuchen zur Verfügung, die in den Anbauregionen der einzelnen Bundesländer gewonnen werden. Hier stehen alle in Deutschland neu zugelassenen Sorten im Leistungsvergleich mit drei Verrechnungssorten, die den aktuellen Zuchtfortschritt widerspiegeln. Außerdem werden EU-Sorten mitgeprüft, die ihre Leistungsfähigkeit in zweijährigen Vorprüfungen bewiesen haben.

Mehr Silo- als Körnermais angebaut

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Silomaisanbaufläche bundesweit aktuell um etwa 3 Prozent ausgedehnt worden, wohl als Folge niedriger Massenerträge 2013 und daraus resultierender Futterknappheit. In Hessen wurde der Anbau um etwa ein Prozent ausgeweitet, allerdings auf Kosten des Körnermaisanbaus, da die Maisanbaufläche sich insgesamt nur marginal erhöht hat. Der Preisverfall beim Körnermais und gute Verkaufsmöglichkeiten von Silomais haben viele Betriebe dazu bewogen, zunächst ihre Silos zu füllen und Körnermais als Silomais zu nutzen.

Gegenüber dem Vorjahr konnte in 2014 auf allen hessischen Prüfstandorten ein in Ertrag und Qualität besseres Versuchsergebnis erzielt werden. Es sind deutliche Leistungsunterschiede erkennbar, die auf Jahreseffekte zurückzuführen sind. Für eine qualifizierte Sortenbeurteilung müssen immer mehrjährige und mehrortige Prüfergebnisse herangezogen werden.

Wesentliche Kriterien zur Beurteilung des Futterwertes von Maissilage und des Potenzials von Maissorten sind:

  • Abreife: spiegelt sich im TS-Gehalt der Gesamtpflanze wieder. Erntereife ist bei 32 bis 35 Prozent Gesamt-TS angezeigt. Optimale Stärkeeinlagerung bei mehr als 55 Prozent Kolben-TS. Daher bestimmt die Kolbenreife den Erntezeitpunkt.
  • Stärke: liegt zu 80 Prozent im Kolben vor und ist Energielieferant für Pansenbakterien. Stärkegehalt und Energiekonzentration sind eng miteinander verknüpft; möglichst hoher Anteil ausgereifter Stärke.
  • Energiedichte: Konzentration der Energie im Futter, gemessen in MJ NEL/kg TM.
  • Energieertrag: ein aus Energiedichte und Trockenmasseertrag berechnetes, flächenbezogenes Qualitätskriterium.
  • Verdaulichkeit: Sie gibt den Anteil an verdaulicher organischer Masse an und wird als „enzymlösliche organischer Substanz (ELOS)“ geschätzt.

Beim Anbau von Biogasmais steht ein hoher Massenertrag pro Hektar und damit die hohe Gasleistung im Vordergrund. Geeignet sind etwas spätere, restpflanzenbetonte Genotypen, bei denen sich durch rasche Abreife der Restpflanze ein möglichst hoher TM-Ertrag realisieren lässt. In den einzelnen Reifegruppen sind diese Sorten am vergleichsweise geringen Stärkegehalt erkennbar.

Versuchsstandorte in vier Anbaugebieten

Insgesamt fünf Standorte repräsentieren die Silomaisanbaugebiete in Hessen: Vöhl im Anbaugebiet 6 „Ãœbergangslagen West“, Gilserberg (Sebbeterode) und Butzbach (Nieder-Weisel) im Anbaugebiet 7 „Hessische Ackerbaugebiete“, Groß-Umstadt (Semd) im Anbaugebiet 9 „Rheinebene und Nebentäler“ sowie Bad Hersfeld (Eichhof) im Anbaugebiet 18 „Ãœbergangslagen Ost“.

Die hessischen Standorte lassen sich folgendermaßen charakterisieren:

Übergangslage: Butzbach/Nieder-Weisel: Höhenlage 165 m ü.NN; Jahresmitteltemperatur (JM) 9,3 °C, Niederschlagsmenge 630 mm, Lehmboden, AZ 80; Bad Hersfeld/Eichhof: 200 m ü.NN, Temperatur (JM) 8,7 °C, Niederschlagsmenge 617 mm, lehmiger Sand, AZ 49; Gilserberg/Sebbeterode: 320 m ü.NN, 710 mm Niederschlag, Temperatur (JM) 7,8 °C, lehmiger Ton, AZ 60; Vöhl: 320 m ü.NN, Temperatur (JM) 6,9 °C, 690 mm Niederschlag, sandiger Lehm, AZ 55.

Gunstlage: Groß-Umstadt/Semd: Höhenlage 169 m ü.NN, Temperatur (JM) 9,8 °C, 663 mm Niederschlag, Lehm, AZ 80;

Im Prüfjahr 2014 wurde der rheinlandpfälzische Standort Nomborn (Anbaugebiet 6), Kreis Hunsrück-Westerwald mit 300 m Höhenlage, 790 mm Niederschlag, 7,7 °C Jahresmitteltemperatur, Lehm, AZ 40, in die Auswertung mit einbezogen.

Aussaat- und Wachstumsbedingungen

Anfang April waren schon verbreitet optimale Bodentemperaturen für die Maisaussaat vorhanden, da überdurchschnittlich hohe Tagestemperaturen herrschten. Andererseits kühlte es nachts stark ab. Bis weit in den April hinein kam es zu Nachtfrösten und großen Temperaturschwankungen, auf die der Mais in der Keimphase empfindlich reagierte. Die Wintermonate und auch der März waren zu trocken, und die Bodenfeuchte mangelhaft.

Fehlende Frostgare und Bodenverdichtungen vom Vorjahr waren eine Herausforderung. Einerseits war tiefgreifend, aber wassersparend zu lockern um Verdichtungen aufzubrechen, andererseits sollte ein gut abgesetztes Saatbett geschaffen bereitet werden, das den Anschluss des Saatkorns an die kapillare Wasserschicht des Bodens gewährleistet.

So wurde bereits 15. April auf dem Eichhof und am 16. April in Nieder-Weisel mit der Aussaat begonnen. Höhere Bodenfeuchte gab es in Sebbeterode und Vöhl, als dort am 24. beziehungsweise 23. April gesät wurde. Die Aussaat am Standort Semd erfolgte am 20. April. Niederschläge Ende April/Anfang Mai sorgten für weitgehend gleichmäßigen Aufgang. Bei kühlen Temperaturen Mitte Mai verzögerte sich die Anfangsentwicklung geringfügig.

Im weiteren Verlauf herrschten gute Wachstumsbedingungen für den Mais. Hohe Niederschlagsmengen im Juli und im August waren der Massenbildung förderlich. Die Prüfsorten zeigten ausnahmslos vollständige Einkörnung der Kolben. Vergleichsweise kühle und strahlungsarme Witterung im August, dazu die gut wassergesättigten Böden, führten zu langsamer Abreife der Maisbestände. Die TS-Zunahme in den Gesamtpflanzen verlief sehr langsam, weil Stängel und Blätter sehr lange grün blieben.

Da die Wärmesummen nur in den Gunstlagen das Vorjahresniveau erreichten, konnte am Standort Semd bereits am 15. September, und die mittelfrühen Sorten in Nieder-Weisel am 18. September gehäckselt werden. Die übrigen Prüfungen wurden nach Erreichen der Siloreife Ende September/Anfang Oktober beerntet. In Vöhl wurde erst am 14. Oktober gehäckselt, da die Fläche vorher nicht befahrbar war.

Dr. Richard Neff, Georg Prediger und LLH, Eichhof, Bad Hersfeld – LW 51/2014