Warum stehen Kühe in der Box oder für längere Zeit im Gang?

Stehen verursacht Probleme

Die Anatomie und Physiologie von Rindern ist auf Ruhezeiten ausgerichtet: Kühe sind keine Pferde und können im Gegensatz zu diesen nicht im Stehen schlafen. Bei einem Stallrundgang fällt jedoch auf, dass in manchen Betrieben häufig Tiere in der Box oder für längere Zeit im Stallgang stehen.
Für Milchkühe gilt nicht „Zeit ist Geld“, sondern „Ruhezeit ist Geld“. Ideal ist es, wenn die Tiere 12 Stunden oder mehr je Tag liegen. Im Stall mit 100-prozentiger Belegung haben die Kühe einen straffen Zeitplan, der aus fressen (3 bis 5 Stunden), saufen (30 Minuten), Zeit zum Wiederkauen (7 bis 10 Stunden), Zeit im Melkstand (2,5 bis 3 Stunden) und ruhen (10 bis 12 Stunden) besteht. Zwingen wir Kühe dazu, mehr als 3,5 Stunden/Tag außerhalb des Stalls (Warteraum, Melkstand) zu verbringen, müssen sie zum einen auf Ruhe- oder Fresszeit verzichten. Und zum anderen ist eine stehende Kuh immer eine gesundheitlich gefährdete Kuh. Die Beantwortung der Fragen „Hat sie ein verändertes Fressverhalten, sortiert sie die Trogration? gibt wichtige Hinweise darauf.
Häufige Krankheiten und Produktionsprobleme werden in hohem Maße von der Umgebung und dem Zeitbudget der Kuh beeinflusst. Krankheiten wie Gebärmutterentzündung, Ketose und Labmagenverlagerung bei den Frischabkalbern, aber auch Lahmheit, Technopathien, eine schlechte Fruchtbarkeit sowie eine verminderte Milchleistung beziehungsweise verminderte Milch¬inhaltsstoffe zählen dazu. Darum sollte man besonders auf stehende Kühe achten und fragen: Warum tun sie das? Einfache Maßnahmen, die den Komfort verbessern, kann man oft sofort umsetzen: Häufiger einstreuen, die Positionierung des Nackenriegels anpassen, die Zeit im Wartebereich reduzieren, für maximal 100 Prozent Belegung sorgen und eine separate Färsengruppe einrichten. Schwieriger (kostspieliger) ist die Schaffung neuer Liegeplätze oder Stallbereiche beziehungsweise einer Ventilation. In jedem Fall macht sich ein verbesserter Kuhkomfort schnell bezahlt!
Innovationsteam Milch Hessen, Sibylle Möcklinghoff-Wicke