Landwirte gegen Ausweisung von neuem Wohngebiet

Im Hochtaunus ist der Landverbrauch gewaltig

Hier ein neues Wohngebiet, da wird ein Industriegebiet erweitert. In Wehrheim im Taunus ist das nicht anders, als in anderen Städten und Kommunen. Doch für die Landwirte in der Region wird es eng. Deshalb fordern die Landwirte aus der Region ein Umdenken.

Von links: Andreas Meyer, Georg Kopp, Christof Michel, Christian Allendör­fer und Florian Dangel kritisieren den Landverbrauch.

Foto: Matthias Pieren

„Bald wird es für uns eng“, so Ortslandwirt Christof Michel. „Jedes Jahr gehen weitere Acker- und Wiesenfläche verloren.“ Nachdem die Landwirte aus Wehrheim die Ausweisung eines neuen, drei ha großen Gewerbegebietes hingenommen haben, ist beim geplanten Neubaugebiet „Am Mühlberg“ das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Grund: „Das wird nicht alles sein. Es kommt noch mehr“, befürchtet Christian Allendörfer. Der aktuelle Regionale Flächennutzungsplan sehe für die Gemarkung noch Kapazitäten für weitere 20 ha Wohngebiet und acht ha Gewerbegebiete vor.

In den zurückliegenden Jahren hat Allendörfer durch neue Wohn- und Gewerbegebiete immer wieder Land verloren. Um seine 85 Milchkühe zu füttern, muss Allendörfer inzwischen Flächen in Pfaffenwiesbach, Obernhain, Usingen, Anspach und Westerfeld pachten. „Künftig muss ich wohl noch weiter fahren“, befürchtet Junglandwirt Christian Allendörfer.

Ortslandwirt Michel ergänzt: „Für uns Landwirte kommt es ja noch dicker, weil die Kommunen bei der Erschließung von neuem Bauland zudem Ausgleichsflächen ausweisen müssen“. Und nicht selten nutzen die Kommunen dann an Landwirte verpachtetes Gemeindeland zum Ausweis von Ausgleichsflächen, auf dem dann Bäume für Streuobstwiesen gepflanzt werden. „Der Boden ist nicht vermehrbar. Was weg ist weg“, sagt Allendörfer. „Und damit geht für Landwirte immer auch eine Existensgrundlage verloren. Irgendwann muss das aufhören.“

Bauplanung ist ein Gesamtkonzept

Nach Angaben des Hessischen Bauernverbandes gehen in Hessen täglich 4,7 ha Ackerland durch die Ausweisung von neuem Bauland und für den Bau neuer Straßen unwiederbringlich verloren. „Das entspricht einer Fläche von sieben Fußballfeldern“, verdeutlicht Florian Dangel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Hochtaunus. Seine Forderung: Die Dörfer im ländlichen Raum dürfen nicht zu so genannten „Donut“-Dörfern werden. Sprich: die Ortschaften verzeichnen im Ortskern immer mehr Leerstand, während drum herum Baugebiete aus dem Boden sprießen, so dass sie wie die beliebten amerikanischen Krapfen aus Hefeteig aussehen. „Die Kommunen müssen beginnen, in ihrer Bauplanung ein Gesamtkonzept zu entwickeln“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauern, Georg Kopp. „Die Ortskerne müssen reaktiviert werden, alte Häuser saniert werden und Baulücken geschlossen werden. Das gilt für alle Kommunen im Hochtaunuskreis.“

Pieren – LW 36/2015