Leguminosen eine Chance

Tipps zum Anbau von Ackerbohnen

Im Ökolandbau haben Leguminosen Tradition, doch ihr Anbau ist auch hier teilweise rückläufig. Jürgen Beckhoff hat einen konventionellen und einen Bio-Betrieb besucht und beide Landwirte nach ihren Erfahrungen beim Anbau von Ackerbohnen befragt.

Bio-Landwirt Peter Linz aus Fulda nutzt die Bohnen für die Eiweißversorgung seiner Tiere.

Foto: Beckhoff

Bio-Landwirt Peter Linz vom Antonius-Hof in Fulda möchte Ackerbohnen nicht missen – als pflegeleichte Kultur und hochwertiges Eiweißfuttermittel. „Die Ackerbohne ist eine tolle Kultur“, schwärmt Peter Linz, Betriebsleiter auf dem Bioland-Betrieb Antonius-Hof in Fulda. „Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie schnell und dicht die Bestände wachsen.“

Pflegeleicht und robust im ökologischen Anbau

Dass die Bestände gut gedeihen, ist für den Biobetrieb wichtig. Denn das Bohnenschrot wird für die Eiweißversorgung der Milchkühe, Sauen und Mastschweine des Hofes benötigt. Reicht die Ernte nicht, wird es teuer. „Zurzeit zahlen wir hier etwa 50 Euro für jeden zugekauften Doppelzentner Bio-Ackerbohnen“, erzählt Peter Linz.

Linz hat über 25 Jahre Erfahrung mit dem Ackerbohnen-Anbau. Diese nutzt er dazu, viele acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen flexibel zu gestalten. Das beginnt damit, dass er die Bohne nicht starr in seine siebengliedrige Fruchtfolge einbaut. „Ich schaue mir jeden Schlag genau an, vor allem die Verunkrautung und den Bodenzustand“, sagt Linz. „Treten verstärkt Unkräuter wie Distel oder Ampfer auf, kommt der Acker für Bohnennicht in Frage.“

Eiweißversorgung für Milchkühe,

Sauen und Mastschweine

Auch die schwereren Tonböden des Betriebs, die etwa ein Drittel der 375 ha Ackerfläche ausmachen, meidet er beim Bohnenanbau. Grundsätzlich ist für ihn eine sorgfältige, bodenschonende Saatbettbereitung das A und O. Nach dem Pflug im Herbst nutzt er den Frost im Januar oder Februar, um den Boden flach (10 cm) mit dem Grubber zu bearbeiten.

Direkt vor der Saat folgt ein Einsatz mit dem leichteren Federzinkengrubber. Vom Einsatz der Kreiselegge im Frühjahr rät er aber ab, da der feuchte Boden dadurch im Saathorizont verschmiert. „Das verzögert die Jugendentwicklung der Bohnen erheblich“.

Betriebsspiegel Antoniushof

  • Fläche:375 ha Acker,
  • 100 ha Grünland
  • Tiere:105 Milchkühe,
  • 750 Mastschweine,
  • 35 Sauen
  • Böden:Ton-/Auelehmböden Ø 40 BP
  • Getreide:155 ha
  • Kleegras/Luzerne:45 ha
  • Ackerbohne: 35 ha
  • Kartoffeln: 25 ha

Spätere Aussaat hat sich bewährt

Mit der Saat beginnen Linz und seine Mitarbeiter Ende März bis Anfang April. „Früher hieß es, man solle Bohnen früh, am besten Mitte Februar säen. Wir kommen aber mit dem späteren Termin auf die besten Erträge.“ Der ungewöhnlich späte Termin macht die Pflanzen nach Ansicht von Linz auch weniger anfällig gegen die verbreitete Trockenheit der Region im Mai und Juni. „Durch die spätere Entwicklung kommen die Pflanzen meist erst danach in die Blüte. Und da brauchen sie das meiste Wasser, das dann auch in der Regel wieder zur Verfügung steht.“

Gesät wird mit einer Einzelkorndrille mit 50 cm Reihenabstand und einer Saattiefe von 8 bis 10 cm. Mit der tiefen Saat hat Linz sehr gute Erfahrungen gemacht. „So ist die Bohne schnell am Wasser und wir können zweimal blindstriegeln.“ Allerdings rät er dazu, den zweiten Striegelgang rechtzeitig vor dem Durchbruch des Sprosses anzusetzen, weil die Pflanzen dann besonders empfindlich sind. „Ist die Bohne erstmal draußen, ist sie aber unverwüstlich.“ Das ist ein großer Vorteil bei den folgenden Striegelgängen, bei dem die Bohnen zum Teil komplett verschüttet werden, ohne dass dies ihr Wachstum beeinträchtigt. „Man sollte bei diesen Ãœberfahrten einfach nicht zu oft zurückschauen“, empfiehlt Linz.

Drei bis vier Striegelgänge zur Unkrautkontrolle

Für Gerhard Teichmann in Friedland passt die Ackerbohne optimal zum Konzept der pfluglosen Bodenbearbeitung.

Foto: Beckhoff

Insgesamt genügen ihm meist drei bis vier Striegelgänge bis zu einer Pflanzenhöhe von 30 cm, um Unkraut ausreichend zu regulieren. Dann folgt der Reihenschluss. „Die Hacke setzen wir nur bei Bedarf ein. Aber das ist eher die Ausnahme.“

Mit Schädlingen gab es laut Linz in 25 Anbaujahren nie größere Probleme. Zwar treten Blattrandkäfer und die Schwarze Bohnenlaus regelmäßig in den Beständen auf, aber sie führen kaum zu Schäden. Häufiger ist dagegen das Wipfelknicken, bei dem das oberste Drittel der Bohnenstängel nach starken Regenfällen abknickt. „Das sieht immer ziemlich wild aus, macht sich im Ertrag aber kaum bemerkbar“, erklärt Linz. In normalen Jahren werden auf dem Antoniushof 40 bis 45 dt/ha Bohnen geerntet. Bei extremer Frühsommertrockenheit rutschen wir auch mal unter 20 dt.“ Das passiert laut Linz aber nur ein Mal in zehn Jahren.

Eiweißgehalt immer über 30 Prozent

Beim Eiweißgehalt liegen seine Bohnen immer über 30 Prozent. Da der Bio-Landwirt tanninarme Sorten einsetzt, kann das Schrot ohne weitere Aufbereitung an Sauen, Mastschweine und Milchvieh verfüttert. „Nur die Ferkel bekommen zugekauftes Futter, weil sie besondere Ansprüche bei der Eiweißversorgung haben“, erklärt Linz.

Auch für die anderen Tiere ist Bohnenschrot nicht ganz optimal, da die Gehalte wichtiger Aminosäuren zu gering sind. Deshalb werden die Rationen mit anderen Eiweißträgern wie Rapsschrot gemischt.

„Bohne hinterlässt keinen Zusatz-Stickstoff“

Auf die Ernte folgt immer eine Pflugfurche, das ist Peter Linz wichtig. „Die Bohne hinterlässt zwar einen tollen Boden, aber die Gare ist nicht besonders stabil.“ Dennoch weiß er ihren Vorfruchtwert zu schätzen, von dem die nachfolgenden Getreidekulturen spürbar profitieren. „Aber man sollte nicht vergessen: Die Bohne hinterlässt keinen zusätzlichen Stickstoff im Boden. Das ist zumindest meine Erfahrung.“ Verträglichkeitsprobleme mit anderen Leguminosen in der Fruchtfolge (Klee, Luzerne) gibt es nicht. Auch Probleme durch Selbstunverträglichkeit sind bei einem Anbauabstand von sechs Jahren nie aufgetreten.

Sein größter Wunsch für die Zukunft sind Sorten mit höheren Erträgen und einer besseren Trockenheitsresistenz. Ansonsten schätzt er die vielen Vorteile der Frucht, vor allem ihre Robustheit, ihren Futterwert und die Flexibilität bei der Ernte. „Und alles in allem ist sie sehr pflegeleicht“, ergänzt Linz, „aber man sollte nicht denken, dass sie keine Arbeit macht.“

Bohnen statt Stoppelweizen in konventionellem Betrieb

Vor acht Jahren entdeckte Gerhard Teichmann in Friedland bei Göttingen als neue Kultur für seinen Betrieb die Ackerbohne – obwohl die fruchtbaren Lössböden der Region hervorragende Erträge für Weizen, Raps, Gerste und Zuckerrüben liefern.

Doch Teichmann hatte gute Gründe für diesen Schritt: „Wir suchten nach einer Kultur, die unsere Fruchtfolge auflockert und mit der wir Arbeitsspitzen kappen können, vor allem beim Weizendrusch.“ Außerdem sollte sie die Bodenfruchtbarkeit verbessern und möglichst ohne zusätzliche N-Düngung auskommen. Da bei Leguminosen andere Wirkstoffe zur Ungrasbekämpfung eingesetzt werden als im Weizen, war dieser Schritt für ihn auch ein Beitrag zum Resistenzmanagement, vor allem zur nachhaltigen Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz.

Betriebswirtschaftlich klar von Vorteil

Ackerbohnen liefern hochwertiges Eiweiß.

Foto: landpixel

Nach wenig zufriedenstellenden Versuchen mit dem Erbsenanbau fiel die Wahl auf die Ackerbohne, die Gerhard Teichmann bis heute auf etwa 25 bis 30 ha anbaut. Nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auch betriebswirtschaftlich rechnet. Bei durchschnittlichen Erträgen zwischen 50 bis 55 dt/ha und Auszahlungspreisen von 20 bis 24 Euro/dt entspricht das etwa 80 dt/ha Ertrag beim Stoppelweizen, an dem sich Teichmann bei der Kalkulation orientiert. „Bei der Rechnung darf man nicht vergessen, dass die Bohne etwa 40 kg anrechenbaren Stickstoff im Boden hinterlässt und dass durch den hohen Vorfruchtwert Mehrerträge beim folgenden Weizen von 5 bis 10 dt/ha zu erwarten sind“, erklärt Teichmann.

Zudem passt die Ackerbohne optimal zum Konzept der pfluglosen Bodenbearbeitung, die auf der gesamten Fläche von 330 ha umgesetzt wird. Ist der Weizen geerntet, folgt etwa zwei Wochen nach der Glyphosatbehandlung der Stoppel im September ein flacher Grubbereinsatz. „Das war´s dann auch bis zur Bohnenaussaat“, sagt Teichmann. Als Saattermin strebt er Mitte Februar an. Frostgrade bis -4°C sind hier zum Ãœberfahren willkommen. „Hier bin ich aber flexibel. Entscheidend sind für mich ein gut abgesetztes Saatbett und ein trockener Acker. Reinschmieren geht bei Bohnen gar nicht.“

Pfluglos auf allen Schlägen des Betriebes

In Sachen Schlagauswahl ist Teichmann nicht wählerisch. Er sät die Bohne entsprechend der Fruchtfolge auf Lössböden, aber auch auf den schwereren Tonböden des Betriebs aus. Dafür legt er Wert auf einen großen Anbauabstand von mindestens fünf Jahren und möglichst geringe N-Mengen im Boden. Denn zu viel Reststickstoff hemmt die N-Bindung der Bohnen aus der Luft. Für die Phosphat- und Kaliversorgung genügt die übliche PK-Grunddüngung im Rahmen der Fruchtfolge.

Als Sorte hat sich seit vielen Jahren Fuego bewährt. „Fuego ist zwar nicht tanninarm, hat aber hohe Erträge und eine gute Standfestigkeit“, erklärt Teichmann. Auf den Auszahlungspreis hat der Tanningehalt keinen Einfluss, genauso wenig wie der Eiweißgehalt. „Hier zählt nur der Ertrag.“

Betriebsspiegel Teichmann/Vollmer

  • Ackerfläche:330 ha
  • Niederschläge: 680 mm /Jahr
  • Bodenpunkte:45 bis 70
  • Kulturen
  • Weizen:150 ha
  • Raps:70 ha
  • Zuckerrüben:35 ha
  • Gerste:45 ha
  • Ackerbohnen:30 ha

Vorsicht beim Pflanzenschutz: Bienen mögen blühende Bohnen

Bei der Unkrautbekämpfung schwört der Landwirt auf eine ausreichende Behandlung im Vorauflauf. Denn nach seiner Erfahrung ist die Wirkung der wenigen zugelassenen Mittel im Nachauflauf eingeschränkt. „Außerdem leidet die Bohne mit.“ Im weiteren Wachstumsverlauf können Schädlinge wie die Schwarze Bohnenlaus und Pilzerkrankungen wie die Schokoladenfleckenkrankheit Probleme bereiten. Zur Blüte bringt er deshalb in der Regel eine Pyrethroid-/Fungizidmischung aus. „Hier ist aber Vorsicht geboten, weil die Bohnen eine tolle Bienenweide sind. Deshalb setze ich diesen Spritztermin immer abends nach dem Bienenflug an.“

Schwierigkeiten bereitet in einigen Anbaujahren eine ausgeprägte Frühsommertrockenheit. In schlechten Jahren wie 2013 können die Erträge auf den ungünstigeren Tonböden auf unter 40 dt/ha zurückgehen. „Aber die Ertragsschwankungen sind bei weitem nicht so groß, wie allgemein behauptet wird. Außerdem habe ich beim Stoppelweizen in trockenen Jahren vergleichbare Ertragsrückgänge.“

Später Bohnendrusch lastet Mähdrescher aus

Bei normalem Wachstumsverlauf sind die Bohnen spätestens Anfang September druschreif. „Das ist für unsere Betriebsgemeinschaft optimal“, sagt Gerhard Teichmann. „Denn mit dem Mähdrescher der Maschinengemeinschaft sind wir früher zur Weizenernte an unsere Grenzen gestoßen. Durch den späten Bohnendrusch haben wir jetzt eine optimale Auslastung.“ Auch das Dreschen selbst bezeichnet Teichmann als problemlos. „Wichtig ist, die Siebe soweit wie möglich zu öffnen und maximalen Wind einzustellen.“ Die trockenen Bohnenbestände erlauben zudem eine hohe Fahrgeschwindigkeit von 7 km/h und damit eine sehr hohe Flächenleistung.

Nach der Ernte ist der Boden in einem optimalen Zustand. „Es gibt keine bessere Gare als nach Ackerbohnen“, schwärmt Teichmann. Das verbliebene Bohnenstroh lässt sich leicht mit dem Grubber einarbeiten, dann folgt ohne weitere Bearbeitung die Weizensaat.

Die Vermarktung ist funktioniert

Entgegen der Befürchtung vieler Kollegen, konnte Teichmann die Bohnen in allen Jahren gut vermarkten. „Man muss sich schon drum kümmern. Aber wenn man rechtzeitig mit den Händlern spricht, findet sich immer ein Abnehmer.“ Er empfiehlt, Vorkontrakte abzuschließen. Ein großer Vorteil der Bohne ist aus seiner Sicht, dass er keine Qualitätsparameter im Blick haben muss. „Beim Auszahlungspreis zählt nur das Gewicht bei einer Feuchte von 15,5 bis 16,5 Prozent. Und das kriegen wir meistens ohne Trocknung hin.“

Um den Anbau von Ackerbohnen in Zukunft noch attraktiver zu machen, wünscht sich Teichmann ein größeres Sortenspektrum, vor allem tanninarme Sorten mit hoher Ertragsleistung. Auch eine Ausweitung des Bohnenanbaus wäre seiner Meinung nach wichtig, um die Saatgutkosten zu reduzieren. „Zurzeit zahle ich für Z-Saatgut 250 Euro/ha, das zieht den Deckungsbeitrag leider deutlich nach unten.“

Dennoch ist er überzeugt, dass die Bohne für viele Betriebe eine attraktive Ergänzung darstellt. Eine perfekte Lösung wäre für ihn eine Zusammenarbeit mit einem Veredelungs- oder Milchviehbetrieb, der das regionale Bohnenschrot in seine Ration integriert. Unabhängig davon wird Gerhard Teichmann auch zukünftig weiter auf die heimische Leguminosenart setzen. Seine Empfehlung an andere Betriebsleiter: „Ich finde, man sollte der Ackerbohne eine Chance geben.“

 – LW 16/2014