Ostern auf dem Bauernhof

Schöne Ostertraditionen mit neuen Ideen für die Familie

Der Frühling kommt in großen Schritten, die Vögel zwitschern und die Natur erwacht zu neuem Leben. Ostern ist das Fest des Vergehens und der Erneuerung. Eine besinnliche Zeit, die in einem fröhlichen Fest ihren Höhepunkt findet. Viele Familien begrüßen die freien Tage, lassen jedoch Traditionen hinter sich oder haben sie schlicht vergessen. Eier färben, Osterfrühstück, Nester suchen, Basteln, Backen und Familienausflüge – bei Familie Fehr in Guxhagen-Wollrode (Schwalm-Eder-Kreis) gehören diese Dinge zum Osterfest.

Dirk und Kerstin Fehr mit ihrem landwirtschaftlichen Betrieb und der Nähe zu den Großeltern legen viel Wert auf ein schönes Osterfest. Besonders wichtig ist ihnen dabei das Zusammensein mit der ganzen Familie und Zeit zu haben für die drei Töchter. „Wir nutzen die drei Feiertage, um mit unseren Mädchen etwas zu unternehmen. Gerne machen wir Fahrradtouren oder andere Ausflüge. Der Samstag dazwischen ist für uns aber ein Arbeitstag. Ostern beginnt für uns Erwachsene bereits in der Fastenzeit. Wir versuchen, auf liebe Gewohnheiten zu verzichten. Für mich bedeutet das keine Süßigkeiten. Unsere Tochter Julia hat schon einige Tage mit mir gefastet, und meine Mutter verzichtet auf Wurst und Fleisch“, erzählt Kerstin Fehr.

Der Speiseplan an Ostern hat Tradition

Traditionell steht auf dem Hof Fehr an Gründonnerstag die nordhessische Grüne Soße auf dem Speiseplan. Am Freitag isst man Fisch und am Ostersonntag gibt es immer etwas Besonderes.

Osterfrühstück nach dem Melken

In der Familienrunde wird Ostern traditionell gefeiert. Von links: die Großmütter Rosi Ranft und Anneliese Fehr mit Enkelin Helena (10), Kerstin Fehr mit Maja (8), Dirk Fehr und Julia (12).

Foto: Sylvia von Canstein

Die Fehr-Töchter Helena, Julia und Maja dekorieren ihre gebackenen Osterlämmer mit Mutter Kerstin Fehr.

Foto: Sylvia von Canstein

Die Ostereier werden auf dem ganzen Hof versteckt. Viele haben Julia, Helena und Maja schon gefunden.

Foto: Sylvia von Canstein

Zu den Vorbereitungen auf die Ostertage gehören Backen, Ostersträuße binden, österliches Basteln und natürlich das Eierfärben. Am wichtigsten ist der Familie das gemeinsame Osterfrühstück. Dazu finden die drei Landfrauen Kerstin Fehr, Anneliese Fehr und Rosi Ranft immer neue Leckereien und bieten ebenso traditionelles Backwerk wie Hefezopf und Osterbrot an. Auf einem Hof mit 100 Milchkühen kann so ein gemütliches Frühstück jedoch nur nach dem Melken stattfinden.

Nach alter Tradition gefärbte Eier.

Foto: Sylvia von Canstein

An Ostern müssen die Kühe allerdings etwas warten, denn für die Kinder ist die Aufregung immer groß: aufstehen, anziehen und raus zum Eiersuchen. Die Ostereier sind auf dem gesamten Hof verteilt und der Wettlauf beginnt: Wer findet am schnellsten die meisten Eier? Während die beiden älteren Mädchen bereits so manches Geheimnis gelüftet haben, ist sich die achtjährige Maja ganz sicher, dass der Osterhase die Eier versteckt hat. „Der Osterhase bringt uns immer viele Ãœberraschungen. Manchmal bringt er uns sogar etwas zum Anziehen“, erzählt sie.

Mit dem Osterkörbchen durchs Dorf

Nach der Eiersuche sind die Kühe dran, und nach dem Melken sitzt die Familie beim Osterfrühstück beisammen. Damit ist die Eiersuche jedoch für die drei Fehr-Kinder noch nicht beendet. Nicht nur auf dem elterlichen Hof hat der Osterhase die bunten Eier versteckt, sondern auch in den Gärten der Großeltern. Mit großer Freude sehen die Omas und Opas ihren Enkeln beim Suchen zu und erinnern sich an ihre eigene Kindheit und an die alte Bräuche: „Wir sind mit unseren Osterkörbchen durchs ganze Dorf gelaufen. Alle Leute waren auf den Besuch von uns Kindern vorbereitet. In jedem Haus gingen die Türen auf und die Leute haben uns Ostereier geschenkt. Schokoladeneier gab es damals noch nicht. Ãœberhaupt waren früher die Türen für uns Kinder immer offen. Wir wussten auf allen Höfen und in allen Häusern Bescheid und überall waren wir willkommen“, erinnert sich Großmutter Rosi Ranft.

Es sei einfach nicht mehr wie früher, zu viel Hektik überall, darunter leiden auch die Bräuche einer Dorfgemeinschaft. „Unser Kinderleben spielte sich eigentlich nur im Freien ab. Wir waren immer draußen und beheizt wurden in meiner Kindheit nur die Stube und die Küche. Ich erinnere mich an das Ostereierwerfen. Zuerst wurden die Eier in Zwiebelschalen gekocht, damit sie eine schöne Farbe bekamen. Das machte schon meine Uroma so. Die Eier wurden auf dem Hof versteckt und die Kinder aus dem ganzen Dorf kamen, um bei uns zu suchen. Wenn alle Eier gefunden waren, gab es einen Ostereierwurfwettbewerb. Wer sein Ei am häufigsten werfen konnte, ohne dass es kaputt ging, wurde Eierkönig oder Eierkönigin“, erzählt Großmutter Anneliese Fehr. Eine Tradition, an der Familie Fehr noch heute festhält, wenn auch in kleinerem Rahmen.

Eierwerfen und Geschwistertausch

Rezept für diese Grüne Soße: Schnittlauch, Petersilie, Pimpinelle, Dill, Sauerampfer und Zitronenmelisse klein hacken. Auf zwei Becher Schmand einen Becher Saure Sahne, Pfeffer, Salz und etwas Senf geben. Hart gekochte Eier unterheben und eine Stunde ruhen lassen.

Foto: Sylvia von Canstein

Auch auf dem Fehrschen Hof bringt der Osterhase die Eier.

Foto: Sylvia von Canstein

Das Osternesterbauen im Garten hat im Hause Fehr eine lange Tradition. Helena, Maja und Julia verstauen hier ihre Schätze. Oma Anneliese Fehr hilft ihnen gerne dabei.

Foto: Sylvia von Canstein

Der Oster­spaziergang nach dem Essen gehört zum Ostersonntag. In sehr vergnüglicher Runde wird das Eierwerfen in diesen Ausflug eingeplant. „Die Bräuche sind Teil unserer Kultur und vererbte Tradition ist uns wichtig. Es ist schade, wenn schöne überlieferte Dinge in Vergessenheit geraten“, sagt Dirk Fehr.

Neben den Osterbräuchen sind den Kindern natürlich die Ferien wichtig. „Wir fahren mit Oma zu Tante und Cousins“, freut sich Julia. Das ist auch eine Tradition, die von den Großeltern kommt: „Wir haben zu Ostern früher Kindertausch gemacht. Ich bin mit meinen Geschwistern zur Tante gefahren und deren Kinder haben bei uns die Ferien verbracht. Deshalb haben wir heute alle noch einen guten Kontakt miteinander“, erzählt Anneliese Fehr.

Außerhalb der Osterzeit hat der Hof Fehr seine Türen für Schulen und Kindergärten aus der Region geöffnet. Zur Unterrichtseinheit Getreide erfahren die Schüler der dritten Klassen bei „Bauernhof als Klassenzimmer“ Wissenswertes aus der Landwirtschaft und sind eingeladen zum Kühemelken und Butter herstellen.

Traditionelles rund um Ostern

  • Eierwerfen: Das Eierwerfen hat seine Tradition im „Pecken“ von hart gekochten Eiern. Es hat neben dem spielerischen Zweck das Ziel, dass die Schale des Eis so lange wie möglich heil bleibt. Form und Härte des Eis und die Technik sind entscheidend für den Gewinn dieses Spiels. Das Eierpecken existiert bereits seit dem 19. Jahrhundert.
  • Karwoche: Der Gründonnerstag steht im Zeichen des Leidens Christi. Am Karfreitag wird seiner Kreuzigung gedacht. Dieser Tag wird als besinnlicher Fastentag begangen. Am Karsamstag gedenkt man der Grabesruhe Christi und wartet auf seine Auferstehung. Der Samstag dient den Ostervorbereitungen, ist jedoch für viele Menschen zum ganz normalen Arbeitstag geworden.
  • Ostern: Ostern ist das Fest der Wiedergeburt und der Auferstehung Christi. Der Ostersonntag wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsanfang am 21. März gefeiert. Entsprechend ergibt sich der Ostertermin des jeweiligen Jahres zwischen dem 22. März und 25. April.

Bauernweisheiten zu Ostern:

Am Gründonnerstag und Karfreitag Regen, gibt selten Erntesegen.
Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen.
Wenn auf Ostertag die Sonne hell scheint, der Bauer bei seinem Korn auf dem Speicher weint.
Wenn´s Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer über durstig.
Wind, der auf Ostern weht, noch vierzehn Tage steht.

  • Osterei und Osterhase: Für den eierbringenden Hasen gibt es bis heute keine endgültige Erklärung. Er ist, wie die Ostereier, zum Symbol für das Fest geworden. Das Ei gilt als Symbol des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung.
von Canstein
Sylvia von Canstein – LW 16/2014