Weiterentwicklung der Zuchtwertschätzung erörtert

Jahrestreffen der hessischen Limousinzüchter

Zum jährlichen Züchtertreffen für die Rasse Limousin kam eine große Anzahl an Interessenten kürzlich auf den Hof von Wigbert Jost in Großentaft zusammen, um sich über aktuelle Abläufe zu informieren und die Herde des Betriebes zu besichtigen.

Großes Interesse war bei der Herdenbesichtigung bei Wigbert Jost in Großentaft im hessischen Kegelspiel festzustellen.

Foto: Jost Grünhaupt

Anhand der Listen der Zuchtwertschätzung wird deutlich, dass hessische Tiere bundesweit führend sind und der Vererber Bol­to, gezüchtet von Stefan Kohl­mann und im Besitz von Rainer Dröser und Ingmar Dietrich aus Wehrheim, die aktuelle Nummer eins der deutschen Limousinzucht ist und eine nennenswerte Zahl an Vererbern aus Hessen in benachbarten Zuchtgebieten gut eingeschlagen ist.

Internationale Datenverknüpfung

Als Plattform für die Qualität, die in den Herden zu finden ist, gilt im Besonderen der Fleisch­rindertag, bei dem nach wie vor eine große Anzahl an Schautieren zu sehen ist und in der Spitze herausragende Qualitäten bei allen Kategorien vorgestellt wurden. Mit der seit Jahren gezeigten Bereitschaft, bei dieser Veranstaltung Präsenz zu zeigen, setzen die hessischen Limousinzüchter auch überregional eindeutige Maßstäbe. Gleiches gilt für das Färsenchampionat „Best Of“ in Groß Kreutz, bei dem auch im letzten Jahr zwei Klassensiegerinnen aus Hessen kamen und das Gesamtsiegerrind von hessischer Genetik geprägt. Im Mittelpunkt stand die Weiterentwicklung der Datenverarbeitung für die internationale Zuchtwertschätzung unter dem Titel „Interbeef“. Hier liegen erste Ergebnisse vor, die einen positiven Trend für die Leistungsentwicklung in der Rasse unterstreichen. Ganz besonders wichtig ist hierbei die internationale Datenverknüpfung, die mittelfristig für die Beteiligung an Märkten bis hin in den vorderasiatischen Raum zwingend gefordert sein wird. Zentrales Leistungsmerkmal für dieses Projekt ist das 200-Tage-Gewicht. Unterschiede in der Rangfolge zwischen einzelnen Ländern sind allein dadurch leicht erklärbar, dass die Definition der Zuchtwertschätzung in den beteiligten Ländern nicht komplett deckungsgleich ist. Aufgrund der deutlich verbesserten Datenqualität aus dem Themenkomplex Abkalbung und Geburten ist mittelfristig davon auszugehen, dass auch hier abgesicherte Informationen über das Vererbungsbild der Bullen zu erwarten sind, die in die züchterische Selektion einfließen werden.

Das ist wichtig, um weiterhin die Balance zwischen der sehr hohen Normalgeburtenrate bei der Rasse Limousin und den verbesserten Tageszunahmen mit schwereren Schlachtkörpern zu gewährleisten. Eine enorme Bedeutung der Rasse lässt sich auch daran sehr gut ablesen, dass in den letzten drei Jahren die meisten gekörten Bullen in ganz Deutschland aus der Limousin-Population kamen und damit die besondere Wichtigkeit für die Er­zeugung marktgerechter Absetzer unterstrichen wird.

Herdenaufbau ist abgeschlossen

Nach Aufgabe der Milchviehhaltung wurde auf dem Hof von Wigbert Jost, Großentaft, zunächst eine Gebrauchsherde gehalten; vor über zehn Jahren erfolgte die Umstellung auf die Rasse Limousin durch die konsequente Selektion erstklassiger Herdenbullen und gezielte Zukäufe auf der weiblichen Seite. Dass dieser Weg mit sichtbarem Erfolg umgesetzt wurde, war bei der Besichtigung der Herden auf der Weide schnell zu erkennen. Auf der Grundlage des bewährten Vererbers Oxford, der eine sehr gute Basis im Betrieb gelegt hatte, wurde anschließend mit Nelon und Baran zwei überlegene Bullen eingesetzt, die beide beim Fleischrindertag aus der Herde Kohlmann erworben wurden. Daneben wurde immer wieder über gezielte Besamungen interessante Genetik in die Herde gebracht und eines der besten Beispiele dafür ist die beim letzten Fleischrindertag angebotene Drummer-Tochter Touluse, die auf die hochprämierte Nobel-Lux-Tochter Toskana zurückgeht und zu einem sehr guten Preis nach Niedersachsen verkauft werden konnte. Über den Weg der künstlichen Besamung hat Wigbert Jost in den letzten Jahren auch gezielt interessante Hornlosgenetik in seine Herde gebracht.

Betrieb in Mittelgebirgslage mit hohem Grünlandanteil

Wigbert Jost erläuterte, dass sich der Betrieb auf eine Höhe von circa 300 m befinde bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 9,5 Grad sowie einer Nieder­schlagsmenge zwischen 400 und 700 Litern im Jahr. Der Betrieb Jost umfasst 25 ha Grünland und 14 ha Ackerland. Die insgesamt 40 Tiere umfassende Herde besteht aus 20 Kühen. Bei über 30 Grad wurde die Herde besichtigt. Die Besichtigung der Tiergruppen auf der Weide hinterließ auch bei den Gästen, die in den letzten Jahren erst angefangen haben die Rasse Limousin zu züchten, einen sehr guten Eindruck. Trotz anfänglicher Bedenken hat sich auch die Umstellung auf Biostatus bewährt, was speziell für die Vermarktung der anfallenden Schlachttiere einen sichtbaren Vorteil darstellt.

Mit der deutlichen Entwicklung, die der Limousin-Zuchtbetrieb von Wigbert Jost in Großentaft in den letzten Jahren genommen hat, ist auch in den kommenden Jahren noch mit weiteren sehr guten Tieren bei den Tierschauen zu rechnen.

Grünhaupt, LLH Kassel – LW 31/2015