Reges Treiben herrschte vergangenen Freitag auf dem Blühstreifen von Hartmut Lang in Hüttenberg-Rechtenbach. Tausende von Bienen, Hummeln und anderen Insekten waren im bunt blühenden Feld unterwegs. Von den ersten Erfolgen der Gemeinschaftsinitiative „Hessens Landwirtschaft blüht für Bienen – Landwirte und Imker sind Partner“ konnten sich am Feld von Hartmut Lang neben Thomas Kunz, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes und Landwirtschaftsministerin Priska Hinz, Ernst Ruppel, Vorstandsmitglied des Landesverbandes Hessischer Imker, und weitere Besucher überzeugen.
Für 100 ha Blühflächen wurde bereits Saatgut durch den Bauernverband an die hessischen Landwirte ausgegeben. „Bis jetzt haben wir Rückmeldungen von mehr als 110 Landwirten, die sich mit über 350 Blühstreifen an der Kampagne beteiligen. Damit sind wir sehr zufrieden“, sagte Vizepräsident Kunz. Jeder Kreis- und Regionalbauernverband bekomme vom HBV kostenlos Saatgut für 2 ha zur Verfügung gestellt, das restliche Saatgut werde durch die Imkerverbände finanziert. Diese könnten dafür Lotto-Tronc-Mittel beantragen. „Seit Beginn der Bienenkampagne haben viele Imkervereine Anträge für Lottomittel gestellt. Wir konnten bereits 22 000 Euro verteilen, mit denen hauptsächlich Saatgut für Blühstreifen gekauft wurde. So kann es gerne weitergehen“, sagte Ministerin Hinz. Blühstreifen werden nicht erst seit diesem Jahr angelegt. Im Rahmen des HALM-Programmes wurden in diesem Jahr 686 ha einjährige und 1 182 ha mehrjährige Blühflächen angelegt. Im Rahmen des Greenings wurden 2016 in Hessen 11 708 ha Brache und Pufferstreifen von 97 ha Fläche angelegt, so Kunz. Probleme bei der Anlage von Blühstreifen im Greening sind nach Aussage von Kunz die zu starren Vorgaben hinsichtlich der Maße, des Aussaatzeitpunktes und der Bearbeitungsmaßnahmen. Bienen und andere Insekten finden heutzutage immer weniger Nahrung, besonders, wenn der Raps verblüht ist. Kunz machte deutlich, dass die Ursache dafür nicht alleine in der Intensivierung der Landwirtschaft liegt. Auch in Gärten und auf Grünflächen der hessischen Gemeinden und Städte nehme die Anzahl der blühenden Pflanzen immer mehr ab. Ein weiteres großes Problem sei die Flächenversiegelung. Ministerin Hinz forderte auch die Kommunen auf, sich für mehr Biodiversität und Artenvielfalt einzusetzen. „Grünanlagen könnten mit Bienenweiden versehen werden, große Flächen wie auf Friedhöfen mit Blühmischungen eingesät werden. Aber auch jeder Bürger kann etwas tun, indem er in seinem Garten den Bienen und Insekten die Nahrungsaufnahme ermöglicht“, so Hinz.
Gemeinsam mehr für die Bestäuber in Hessen zu machen, liegt auch den Landwirten am Herzen. Denn etwa 80 Prozent der Obst- und Gemüsepflanzen sind auf die Bestäubung der Insekten angewiesen. Hartmut Lang ist froh, mit seinem Blühstreifen die Bienen und andere Insekten zu unterstützen. „Die Landwirtschaft greift leider von Haus aus in die Natur ein. Mit den Blühstreifen können wir die Natur und die Artenvielfalt ein Stück weit unterstützen. Das ist eine tolle Sache, im Feld wimmelt es nur so von Bienen und anderen Insekten“, sagte Lang. Er arbeitet eng mit den Imkern in der Umgebung zusammen und achtet auf seinem 240 ha-Betrieb auf einen bienenfreundlichen Umgang. Anstatt Stilllegungsflächen der Selbstbegrünung zu überlassen, hat er in diesem Jahr einen Blühstreifen angelegt. Auch die hessischen Imker freuen sich über die große Resonanz der Initiative bei den Landwirten. „Wichtig ist auch, dass wir Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung leisten, damit diese Verständnis für die angelegten Flächen haben“, so Ernst Ruppel. Er freut sich, dass die Kampagne mit öffentlichen Aktionen, Samentütchen für den eigenen Garten und viel Aufklärungsarbeit keine einmalige Sache ist, sondern in den kommenden Jahren noch ausgeweitet werden soll.
jk – LW 26/2017