„Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Wer kennt ihn nicht diesen Spruch aus der Fernsehwerbung, wenn es um Medikamente geht. Diesen bekannten Werbesatz nahm Dr. Christian Becker (Grünberg) auch als Thema für seinen Vortrag vor der Landseniorenvereinigung Gießen/Wetzlar/Dill in der vergangenen Woche in Leihgestern.
Die Präsidentin der Hessischen Landseniorenvereinigung, Gertrud Köhler aus Langsdorf begrüßte 70 Senioren. Diese verfolgten die Ausführungen des Mediziners, der während seines eineinhalbstündigen Vortrags darauf einging, was bei der Einnahme von Medikamenten beachtet werden sollte. Ob nun ein Gesundheitscheck und Vorsorgeuntersuchungen – ratsam oder schädlich sind.
Zudem kam der Arzt auf die Neuregelungen beim ärztlichen Notdienst zu sprechen. Zum Beipackzettel versicherte der Mediziner, dass dieser wichtig sei, „weil man auch Medikamente kaufen kann über den gar keiner berät. Lesen lohnt sich auf jeden Fall, aber es lohnt sich nicht darauf zu rechnen, was mit der Tablette zu tun hat. Aber die Zettel werden auch immer länger“, sagte Becker.
Grapefruit und Medikamente passen nicht zusammen
Bei der Frage nach der Beeinflussung von Medikamentenwirkung nannte der Referent neben dem Zeitpunkt der Einnahme, die Konkurrenz mit Nahrungsmitteln, den Zustand des Magen-Darm-Traktes, die Möglichkeiten des Abbaus und Ausscheidung sowie die Konkurrenz mit anderen Medikamentenwirkung und die Einnahmedisziplin. Dabei warnte Becker vor der Grapefruit, weil dieses Obst so selektiv im Abbau seiner Inhaltsstoffe ist. „Für sich macht es nichts, aber in der Zusammenwirkung. Aber auch Klosterfrau Melissengeist steht nicht bei den Alkoholika, es ist das, was es heißt, es ist ein Schnaps“, mahnte der Mediziner zu diesem altbeliebten Hausmittel. Zu bedenken sei aber auch, dass ein gutes Medikament keine Nebenwirkungen hat. „Aber Medikamente ohne Nebenwirkung haben auch keine Hauptwirkung“, sagte Dr. Becker und versicherte, dass frei verkäufliche Medikamente unbedenklich seien. „Präparate aus der Apotheke sind Medikamente. Präparate aus dem Supermarkt oder Drogerie sind Nahrungsmittel“, machte der Mediziner klar und erläuterte die Wirksamkeit von Generika, die wirkungsgleich zum Original und wesentlich günstiger im Preis seien. Dies habe mit dem geltenden Patentschutz zu tun. Vor diesem Hintergrund komme es auch vor, dass „mein Medikament“ alle drei Monate einen anderen Namen und ein anderes aussehen hat.
„Hüten sie sich vor Bestellungen im Internet, was keine Apotheke ist“, lautete sein Warnhinweis, bevor er auf die gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen zu sprechen kam. Gerade mal zwölf Prozent der Männer nehmen solche Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. Bedenklich sei die Tatsache, dass der Impfschutz der Gesamtbevölkerung sinke. „Es ändert sich für sie nichts“, teilte abschließend Becker zum Ärztlichen Notdienst mit. „Was sich ändert ist die Telefonnummer. Ab dem 1. Januar wählen sie dann die 116 117“.
Wißner – LW 48/2014