Im Frühjahr 2016 wurde die „Frankfurter Grüne Soße“ als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) eingetragen. Für die kräuteranbauenden Betriebe im Raum Frankfurt ist der Schutz ihres regionalen Produktes ein erster Erfolg. Aber auch eine Herausforderung für Anbau und Vermarktung, die mit dem Siegel verbundenen Anforderungen zu erfüllen. Dazu wurde den Betrieben ein Jahr lang Zeit gegeben.
Das Heranwachsen der sieben Kräuter für Goethes Leibsspeise mit Pimpinelle, Petersilie, Sauerampfer, Kresse, Borretsch, Kerbel und Schnittlauch als die Bestandteile der Frankfurter Grüne Soße wurde diese Woche vom zuständigen Regierungspräsidium Gießen mit Blick auf die g.g.A.-Kriterien beim ersten teilnehmenden Gartenbaubetrieb von Rainer Schecker in Frankfurt-Oberrad überprüft.
Für die Eintragung der Frankfurter Grünen Soße ins EU-Register der g.g.A. Erzeugnisse hat der Gärtnermeister gemeinsam mit dem Verein zum Schutz der Frankfurter Grünen Soße e.V. und der MGH Gutes aus Hessen GmbH sowie dem Gartenbauverband Hessen gekämpft. Auf dem Betrieb wird zudem in Kürze mit der erstmaligen Saisoneröffnung für die Frankfurter Grüne Soße auf das geografisch, geschützte Produkt aufmerksam gemacht. Rainer Schecker baut auf sechs Hektar Kräuter an, rund ein Hektar wird in Gewächshäusern gezogen. Zur Fruchtauflockerung wechselt er seine Flächen im Freilandanbau mit einem benachbarten Landwirtschaftsbetrieb.
Jährlich werden etwa zwischen 3 und 5 Tonnen Kräuter von Ende März bis Anfang Dezember geerntet und über den Frankfurter Wochenmarkt an der Konstablerwache und im eigenen Hofladen vermarktet. „Die Herausforderung im Anbau der Grüne Soße Kräuter liegt darin, die benötige Menge frischer Kräuter aller sieben Arten zum passenden Zeitpunkt ernten zu können“, beschrieb Rainer Schecker (50), der mit Ehefrau Katja (42) und Aushilfskräften den schicken Familienbetrieb am fruchtbaren Mainufer in vierter Generation bewirtschaftet.
Seit einem Jahr gibt es das EU-Siegel, das die geografische Herkunft der Grüne Soße Kräuter schützt. Erzeuger Rainer Schecker hat viel Ausdauer bewiesen. Denn schon vor gut zehn Jahren hat er den Verein zum Schutz der Frankfurter Grünen Soße gegründet und gleich den Antrag bei der Europäischen Union eingereicht. Nach der Anerkennung führte nun die entsprechende Prüfung Rainer Ohling vom RP Gießen durch. Der Experte prüft zum Beispiel, ob alle Kräuter wirklich im Betrieb angebaut werden. Es geht auch um die Zusammenstellung und Verpackung dieser sieben typischen Kräuter. Rainer Schecker freut sich, dass ein zweiter Berufskollege am Siegel teilnimmt. Interessanterweise ist dies ursprünglich ein Tomatenanbauer gewesen. „Es ermöglicht also auch Chancen für Betriebe. Ich freue mich über jeden Anbauer, der mitmachen will, Frankfurter Grüne Soße Kräuter zu erzeugen und zu verkaufen.“ Theoretisch sind seiner Einschätzung nach im Frankfurter Raum knapp zwei Dutzend Betriebe dazu in der Lage. „Ich sehe in ihnen keine Konkurrenz, je mehr teilnehmen, umso bekannter wird unser Premiumprodukt“, meint Schecker. Man solle teilnehmenden Betrieben aber genügend Zeit lassen, denn das Frischeerzeugnis sei schon eine nicht zu unterschätzende Herausforderung: „Anbau, Absatz und Geschäft sind als Punktlandung hinzubekommen und setzen Fachwissen, Feingefühl und nicht zuletzt die Gunst von Mutter Natur voraus.“ Die Kräuter brauchen teils ein Jahr bis zur ersten Ernte, andere wie Kresse, müssen zur Hochsaison im Wochenrhythmus neu gesät werden.
Silke Schiller, Teamleiterin Geoschutz beim RP Gießen, erläuterte das g.g.A. Siegel. Schiller sieht darin vor allem ein Qualitätsmanagment der EU, um kleine Betriebe und Anbauregionen zu schützen. Derzeit seien etwa 1 500 Produkte unter geografischen Schutz gestellt.
Moe – LW 17/2017