Die Frage nach der Rentabilität der Getreidelagerung ist nicht einfach mit ja oder nein zu beantworten: Es spielen zu viele betriebsindividuelle Faktoren eine Rolle, welche die Beantwortung der Frage beeinflussen. Die Investition in ein eigenes Lager muss kostenbewusst in Verbindung mit einer aktiven Vermark- tung geschehen.
Im Gegensatz zur Kartoffellagerung stellt die Lagerung von Getreide geringere Anforderungen an das Gebäude und die notwendige Technik, und daher ist es möglich die Kosten im Griff zu halten. Es ist jedoch zu beachten, dass die Erschließung des Lagergrundstücks (z. B. Zuwegung, Strom, Wasser) im Verhältnis zum Baukörper hohe Kosten verursachen kann und deshalb der Auswahl des optimalen Standorts beziehungsweise der Lagerart (Flachlager in der Halle/Silos) große Bedeutung zukommt. Um einen verstärkten Nutzen aus der Lagerung zu ziehen, ist zudem auch ein verstärktes Vermarktungs-Know How der Betriebsleitung erforderlich.
Die Gründe für eine eigene Getreidelagerung
Zunächst ist klar: Getreide muss in jedem Fall gelagert werden, da die Brötchen nicht alle an einem Tag nach der Ernte gebacken werden und sich die Verarbeitung des Getreides über ein ganzes Jahr verteilt. Folglich entstehen in jedem Fall Lagerkosten. Es fragt sich nur: Wer kann am günstigsten lagern beziehungsweise wer hat davon den größten Vorteil.
Angesichts der immer größeren Schlagkraft der Mähdrescher und der kürzeren Zeitspanne für einen optimalen Drusch ist eine hohe Schlagkraft im Abtransport und der Einlagerung des Ernteguts gefordert. Hier hat ein eigenes Lager aufgrund der Nähe zu den Betriebsflächen und vor allem wegen der Entladelogistik oftmals enorme Vorteile. Natürlich muss die Erfassungskapazität des eigenen Lagers darauf ausgerichtet sein. Darauf ist bei der Konzeption des Lagers und der Annahmeeinrichtung besonders zu achten; an dieser Stelle sollte nicht unnötig gespart werden. Eine Anlieferung zu einem Erfasser, sei es auch durch eine Fremdspedition, kostet genauso wie der vielleicht nicht optimale Zeitpunkt beziehungsweise die Schnelligkeit des Abtransportes einiges an Geld.
Hans Jürgen Hölzmann, Meckenheim – LW 24/2024