Pflanzenbau | LW HEUTE

Mit einem guten Fundament sicher durch den Winter

Hinweise zur Rapsaussaat – Aussaatstärken und -termine

Dank des stetigen Züchtungsfortschritts und der attraktiven Preisgestaltung behauptet der Winterraps seine bislang hohe wirtschaftliche Vorzüglichkeit unter den Marktfrüchten. Zudem wirkt der positive Vorfruchtwert in getreidereichen Fruchtfolgen pflanzenbaulich vorteilhaft. Optimal entwickelte Bestände im Herbst liefern die Voraussetzungen für eine hohe Marktleistung und verlangen eine auf den Standort zugeschnittene Anbaustrategie. Dr. Stefan Weimar, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, gibt Hinweise für die in Kürze anstehende Aussaat.

Die Wirtschaftlichkeit einer Fruchtfolge wird unter den hiesigen Bedingungen der heimischen Mittelgebirge entscheidend beeinflusst vom Weizen- und Rapsanteil. Foto: agrafoto

Optimale Winterrapsbestände sollten bis zur Vegetationsruhe rund 40 Pflanzen/m2 mit einer am Boden anliegenden Blattrosette aus mindestens 8 bis 10 Laubblättern und maximal 20 mm Sprosslänge ausgebildet haben. Eine kräftig entwickelte, mindestens 15 bis 20 cm lange Pfahlwurzel mit einem Wurzelhalsdurchmesser von rund 10 bis 12 mm schafft die Voraussetzung für eine sichere Überwinterung der Pflanzen. Die in den Wurzeln eingelagerten Kohlenhydrate und Proteine versorgen den Neuaustrieb der Pflanzen zum Vegetationsbeginn.

Ab dem 6- bis 8-Blatt-Stadium werden am Vegetationskegel zunächst Blattanlagen angelegt, aus den Vegetationspunkten der Blattachseln gehen die späteren Verzweigungen hervor. Bereits vor dem Eintritt in die Vegetationsruhe werden die späteren Blütenanlagen differenziert, die sich im Verlauf des Winters allmählich weiterentwickeln.

Optimale Aussaat zwischen dem 15. und 31. August

Für eine optimale Herbstentwicklung benötigen die Pflanzen von der Aussaat bis zur Vegetationsruhe eine Temperatursumme auf der Basis von 5 °C zwischen 450 und 650 °C. Dies entspricht einer notwendigen Vegetationszeit vor Winter von rund 80 Tagen. Für eine Vielzahl von Standorten leitet sich daraus eine optimale Aussaatzeit zwischen dem 15. und 31. August ab. In klimatisch begünstigten Regionen kann sich dieses Zeitfenster bis in die erste Septemberwoche verlängern, um einer zu üppigen Herbstentwicklung vorzubeugen.

Für Aussaattermine bis zum Ende der dritten Augustdekade ist unter optimalen Witterungs- und Bodenbedingungen eine Aussaatstärke für Hybrid- und Liniensorten zwischen 40 und 50 keimfähigen Körnern/m2 anzustreben.

Eine insgesamt angepasste Aussaat­stärke fördert ein zügiges Längenwachstum des Wurzelsystems, dass photoperiodisch unter den bis Ende September herrschenden Langtagsbedingungen induziert wird und eine gute Bodenerwärmung voraussetzt. Dabei wächst die Pfahlwurzel nach der Aussaat um durchschnittlich rund 10 cm wöchentlich in die Tiefe. Niedrigere Bestandesdichten wirken einer vorzeitigen Streckung der Sprossachse im Herbst entgegen und prägen einen Pflanzenhabitus mit höherer Winterfestigkeit.

Insbesondere bei frühzeitiger Aussaat in ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett oder unter trockenen Bodenverhältnissen sollte die Pflanzenzahl/m2 relativ verhalten bemessen werden. Die angestrebte Schotendichte/m2 leitet sich dort über eine höhere Anzahl an Seitentrieben von kräftig entwickelten Einzelpflanzen ab. Diese Bestände verzweigen sich im Frühjahr erfahrungsgemäß stärker aus den unteren Blattansätzen zugunsten einer höheren Standfestigkeit. Dabei kann sich der typische asynchrone Reifeverlauf zwischen den Schoten am Haupttrieb und den jeweiligen Seitentrieben verstärken. Da die Schoten an den Nebentrieben höherer Ordnung einer längeren Beschattung durch das obere Schotendach ausgesetzt sind, benötigen diese Bestände eine etwas längere Zeit bis zur optimalen Mähdruschreife.

Wichtiger Faktor Aussaatstärke

In einem zweijährigen Saatstärken-Versuch am Standort Newel wurde der Einfluss unterschiedlicher Aussaatstärken auf den Kornertrag von drei verschiedenen Winterrapshybriden geprüft. Analog zu den Sortenversuchen erfolgte die Aussaat im doppelten Getreidereihenabstand, um den Altraps-Durchwuchs manuell bereinigen zu können.

Mit der Anhebung der Saat­stärke von 30 auf 50 beziehungsweise auf 70 Körner/m2 nahm der Kornertrag ohne Fungizidbehandlung deutlich ab, die Lagerneigung stieg sortenabhängig an. Die höhere Fungizidintensität bestehend aus einer Herbst-, Frühjahrs- und Blütenbehandlung mit reinen Azol-Produkten kompensierte zwar den bei höheren Saatstärken verursachten Ertragsrückgang, erreichte jedoch nicht das Niveau der Variante mit 30 keimfähigen Körnern/m2 (siehe Abbildung).

In einem mehrjährigen Versuch der Lehr- und Versuchsanstalt Sachsen-Anhalt lieferte die Einzelkornsaat von 40 keimfähigen Körnern/m2 mit alternativ 25, 37,5 und 45 cm Reihenweite bei Winterrapshybriden einen gleichwertigen Kornertrag gegenüber der praxisüblichen 10 cm breiten Drillsaat. Bei der Einzelkornsaat war eine tendenziell höhere Ertragswirksamkeit der Fungizidbehandlung im Vergleich zur Drillsaat feststellbar. Um die Standraumkonkurrenz bei der Einzelkornsaat infolge der weiten Reihenabstände zu entschärfen, ist die Aussaatstärke unter optimalen Feldbedingungen gegebenenfalls noch weiter zu reduzieren.

Frühsaaten bergen Auswinterungsrisiko

Angesichts der gravierenden Frostereignisse im Februar 2012 sind Frühsaaten vor der zweiten Augusthälfte insgesamt kritisch abzuwägen, da diese mit einem höheren Auswinterungsrisiko behaftet sind. Außerdem können Frühsaaten das Befallsrisiko auf Standorten mit Kohlhernie erheblich fördern.

Für das frühe Saatzeitfenster kommen nur schossfeste Züchtungen mit langsamer Herbstentwicklung des Blatt­apparates in Betracht. Mehrjährige Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein belegen bei Saatterminen in der ersten Augustdekade bislang für die Liniensorte Ladoga sowie die Hybridsorten PR 46 W 20 und Xenon eine vergleichsweise geringere Aufstängelung.

Bei klassischen Frühsaaten werden Aussaatstärken von maximal rund 25 bis 35 keimfähigen Körnern/m2 empfohlen. Eine optimierte Standraumverteilung, die mittels einer Saatgut-Ablage im doppelten Reihenabstand des Getreides oder Einzelkornsaat technisch realisierbar ist, wirkt der Schossneigung des Bestandes zusätzlich entgegen.

Da die früh etablierten Rapsbestände stärker der Konkurrenz durch Unkräuter und Ungräser ausgesetzt sind, ist auf eine rechtzeitige Unkrautkontrolle zu achten. Die klassische Vorauflaufbehandlung mit breit wirksamen Bodenherbiziden ist gegebenenfalls durch Nachbehandlungen mit blattaktiven Produkten zu ergänzen. Eine sorgfältige Saatbettbereitung erfasst im Vorfeld auch unerwünschten Altraps-Durchwuchs, der die Bestandesdichte unkontrolliert erhöhen kann.

Frühsaaten verlangen darüber hinaus eine intensive Wachstumsregulierung mit Azol-Fungiziden, die ab dem 4- bis 5-Blatt-Stadium platziert werden sollte. Von einer organischen N-Düngung sollte abgesehen werden, um die Massenbildung der Bestände vor Winter nicht übermäßig zu fördern.

Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen. – LW 30/2013