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Zu hohe Sägekapazitäten in Deutschland

Der deutschen Sägeindustrie geht es nicht gut. Im Vergleich zum globalen Nadelstammholzpreis liegt der deutsche Fichtenstammholzpreis derzeit 50 Prozent höher. Holz ist hierzulande knapp. Es werden Waldflächen für den Naturschutz aus der Nutzung genommen und viel Holz wird zum Heizen genutzt. Bevor die Immobilienblase in den USA platzte, war die Welt der Säger in Ordnung: Sie exportierten Unmengen an Schnittholz und haben ihre Kapazitäten mit staatlichen Zuschüssen ausgebaut. Nun werden diese hohen Kapazitäten nicht mehr gebraucht. Die Sägeindustrie kam auf die Idee, das Bundeskartellamt einzuschalten. Schließlich lassen die staatlichen Einheitsforstämter, die das private, kommunale und staatliche Holz bündeln und vermarkten, keinen ausreichenden Wettbewerb zu und dominieren die Holzpreise, so die Argumentation der Sägeindustrie. Seit 2002 befasst sich nun das Bundeskartellamt mit dem Stammholzmarkt.

2009 haben Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg Verpflichtungszusagen unterschrieben. Diese beinhalten einen fünfjährigen Beobachtungszeitraum. Die Zusagen sollten dazu beitragen, die Struktur der Rundholzvermarktung zu verändern. Dies sei in Baden-Württemberg nicht geschehen, wies der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, hin. Und es gab erneut Beschwerden der Sägeindustrie. Daher läuft derzeit ein Kartellverfahren gegen das Land Baden-Württemberg. Es stand schon kurz vor der Schlichtung, als das Land seine neuen Zusagen zur Strukturänderung zurückzog.

Nun kann das Bundeskartellamt Forst BW den Stammholzverkauf aus privaten und kommunalen Wäldern untersagen. Dann ist voraussichtlich Schluss mit großen Poltern an der Waldstraße, just in time, zuverlässig bereitgestellt und akurat vermessen. Ob dies im Sinne der Sägeindustrie ist, ist zu bezweifeln.

Elke Setzepfand – LW /2015