Das Bild eines Karussells nutzte der Vorsitzende des KBV Werra-Meißner, Torsten Möller, anlässlich der Mitgliederversammlung. Dieses drehe sich, ohne dass die Fahrgäste Einfluss auf Geschwindigkeit und Richtung hätten. „Ein ähnliches Gefühl hat man derzeit in der Landwirtschaft“, so Möller.
Zunächst habe sich das Wetterkarussell gedreht: Später Frost im letzten Frühjahr schadete den Beständen, zu viel Feuchtigkeit im Herbst erschwerte die Ernte. Auch das Politikkarussell drehe sich unaufhörlich: Nach der schwierigen Regierungsbildung setze man nun alle Hoffnungen auf die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner.
Preiskarussell dreht sich weiter
Doch das, was den Landwirten die größten Sorgen bereite, sei das Preiskarussell: „Nach nur drei Monaten mit einem akzeptablen Milchpreis fiel der Preis bereits wieder und wird weiter fallen. Diese drei Monate reichen gerade einmal zum Durchatmen aus, aber kaum, um Rücklagen zu bilden“, erläuterte Möller die Bedenken der Landwirte.
Dem stimmte auch Gastredner Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, zu und forderte eine Neugestaltung der Lieferbeziehungen. Zum einen sei eine bessere Abstimmung zwischen Landwirten und Erzeugern nötig. Zum anderen müssten die Preise marktgerechter gestaltet werden. „Eine längerfristige Preissicherheit ist unerlässlich für unsere Landwirte“, so Schmal.
Doch der Milchmarkt sei nur eines von vielen Problemen. Das Kastenstandurteil, Flächenverbrauch, Düngeverordnung, Gemeinsame Agrarpolitik und der Netzausbau seien nur einige der Themen, die derzeit die Landwirtschaft bewegten, so Schmal. Steigende Kosten, Einschränkung der Tierhaltung und mehr Bürokratie seien die Konsequenzen.
Fundiertes Wissen über die Landwirtschaft vermitteln
Er bedauerte, dass es bei schwierigen Themen derzeit kaum eine fachliche Diskussion gebe. „Unsere Landwirte produzieren sehr gute Lebensmittel und müssen dennoch mit negativen Reaktionen aus der Gesellschaft leben.“ Hier sei Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig, um den Bürgern fundiertes Wissen über die moderne Landwirtschaft zu vermitteln und Vertrauen zu schaffen. Die anschließende lebhafte Diskussion zeigte deutlich, dass sowohl die aktuellen öffentlichen Diskussionen zu Themen wie Glyphosat und dem Insektensterben als auch die politischen Geschehnisse die Landwirte im Werra-Meißner-Kreis bewegen. Neben der Vorstellung des Geschäftsberichts wurde auch ein Teil des Vorstands neugewählt. Reinhold Marth, Magnus Sauer, Manfred Felmeden, Hermann Kawe, Lothar Roß und Jochen Ullrich wurden im Amt bestätigt.
kbv – LW 13/2018