Unternehmensführung | LW HEUTE

Die Kostentreiber finden

Schwachstellenanalyse im Betrieb durchführen

Ob es im Ackerbau, in der Rinder-, Schweine- oder Geflügelhaltung ist – mit wachsender Größe steigen auch die Managementanforderungen moderner, leistungsfähiger Landwirtschaftsbetriebe an. Damit kommt zusätzlich zur Basisberatung der speziellen Unternehmensberatung in der Landwirtschaft eine immer größere Bedeutung zu, um die Betriebe weiterzuführen und erfolgreich fortzuentwickeln. Anhand eines Praxisfalles erläutert dies Dr. Andrea Hesse vom Maschinenring Taunus-Westerwald.

Zum Management moderner Landwirtschaftsbetriebe gehört das ständige Über­wachen der Rentabilität. Um all dies zu meistern, gehören die Erzeugungskos­ten auf den Prüfstand. Im beschriebenen Fall (das Foto zeigt einen anderen Betrieb) ergab sich ein zu hoher Kraftfutteraufwand, der die Kosten treibt; Grund genug, die Ration zu prüfen. Foto: Moe

Landwirt Manfred B. (48. Jahre, Name geändert) aus Rheinland-Pfalz hat sich vor einigen Jahren mit Ehefrau Heike (45 Jahre) für die Übernahme des elterlichen Milch­viehbetriebes entschieden. „Für uns war klar, wir führen den Landwirtschaftsbetrieb fort. Ein Plan B kam für uns nicht in Frage“, schilderte Manfred B. Ende der 90er Jahre wurde ein 120er Boxenlaufstall mit einem zwei mal acht großen Fischgrätenmelkstand gebaut. 160 ha umfasst der Betrieb, wovon 42 ha im Eigentum sind. 70 ha Dauergrünland und 30 ha Mais dienen zur Grundfuttergewinnung, auf 60 ha werden Getreide und Raps angebaut.

Leistungsstarker Betrieb –und doch gibt es Probleme

Mit dem schnellen Wachstum des Betriebes sind dem Ehepaar allmählich neben der erhöhten Arbeitsbelastung, vor allem ein ständig überzogenes Geschäftskonto und zusätzlich familiäre Streitigkeiten zu Last geworden. „Mit 8 900 kg Milchleistung je Kuh und im Mittel 75 dt/ha Ertrag im Weizen sind wir doch gar nicht schlecht“, stellte er fest. „Aber dennoch läuft es nicht rund. Hinzu kam, dass unser Sohn kurz vor Ende des Agrarstudiums steht und in den Betrieb mit einsteigen will. Wir dachten, das sei der richtige Zeitpunkt, um den Betrieb zu vergrößern. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Fast wöchent­lich war im Landwirtschaftlichen Wochenblatt von der Inbetriebnahme eines neuen Stalles zu lesen: „Neuer Kuhstall öffnet“. Auch die Entwicklung auf dem Nachbarbetrieb imponierte ihn, so hatte dieser doch erst vor fünf Jahren seinen Kuhbestand auf 200 Tiere verdoppelt (Neubau mit drei Robotern), gleichzeitig investiert dieser ständig in neue Technik. „Wie kann so etwas gehen?“ fragte sich der Landwirt. Mit seinen betrieblichen Problemen wandte er sich an einen Beratungsring, wozu ihn ein Berufskollege geraten hatte. Im Betrieb von Manfred B. muss sich etwas ändern, aber er wusste nicht, wo er ansetzen sollte.

In einem ersten Gespräch mit dem Berater schilderte er sein Anliegen. Für den ersten Betriebsbesuch benötigte der Berater den aktuellen Buchführungsabschluss und die betrieblichen Daten.

Zwei Wochen später empfing er gemeinsam mit seiner Frau den Berater auf dem Betrieb. „Die Schwächen des Betriebes zu erläutern, das kostet erst einmal Überwindung“, so der Landwirt. „Was wird der Unternehmensberater sagen? Machen wir gravierende Managementfehler?“

Während des ersten intensiven Betriebsrundganges, indem es vornehmlich um produktionstechnische Fragestellungen ging, ging es auch darum, dass Landwirt und Berater ein Vertrauen aufbauen. „Dann folgte die Durchsicht unserer Buchführungsunterlagen“, so der Landwirt. Seine Frau Heike ergänzte: „Ich kümmere mich zwar um die Rechnungen, aber uns fällt es schwer, die Ergebnisse wirtschaftlich einzuordnen.“ Wie sieht die Eigenkapitalbildung der letzten Jahre aus? „Noch nie hatten wir uns so intensiv mit der Buchführung auseinander gesetzt“, so die Betriebsleiter.

Betrieb analysieren und überbetrieblich vergleichen

Um die Milchviehhaltung zu analysieren, wurden eine Betriebszweigauswertung und eine Vollkostenrechnung) erstellt. Dazu erfolgte ein überbetrieblicher Vergleich der Kennzahlen.

Bei der Analyse der betrieblichen Daten und dem Vergleich ökonomischer Kennwerte mit erfolgreichen Betrieben zeigte sich, dass die Kraftfutterkosten mit 10,5 Cent/kg ener­gie­korri­gierter Milch (ECM) deutlich zu hoch waren.

Als Kostentreiber wurde ein zu hoher Kraftfutteraufwand festgestellt (300 g/kg ECM). Grund genug, die Ration künftig überprüfen zu lassen. „Unsere eigenen Zahlen wurden mit denen anderer rheinland-pfälzischer Berufskollegen in Relation gesetzt, mit dem Ziel zu erkennen, wo man steht“, so Manfred B. Für den Betrieb wurde weiterhin deutlich, dass seine Grundfutterkosten mit 15,6 Cent/kg ECM zu hoch waren. Unter anderem lag dies an der zu hohen Mechanisierung im Betrieb. „Eine Leis­tungs-Kosten-Analyse hätten wir allein nicht durchführen können“, so der Landwirt. „Wichtig ist der Austausch mit den Berufskollegen. Dabei muss offen, ehrlich und konstruktiv diskutiert werden, damit alle einen Nutzen haben.“ Ziel ist, von den Berufskollegen lernen zu können.

Betriebsindividuelle Lösung ist erforderlich

Wie geht es weiter für den Betrieb? „Wir müssen zunächst die Futterkosten reduzieren und die Fruchtbarkeitsleistungen verbessern. Hinzu kommt, dass der Betrieb stark mit Fremdkapital belastet ist“, erklärt der Betriebsberater. Jeder Betrieb hat sehr unterschiedliche Voraussetzungen, sei es von seinen Standortbedingungen her (zum Beispiel: liegt der Betrieb im Dorf oder im Außenbereich oder wie die Möglichkeiten, Land zu pach­ten sind, beziehungsweise Flächen zu tauschen). Demzufolge kann es keine generelle Empfehlung geben, sondern es muss eine betriebsindividuelle Lösung gefunden werden. Ebenso seitens der familiären Voraussetzungen her betrachtet (gibt es beispielsweise mithelfende Familienangehörige). Dies hat zur Folge, dass die Möglichkeiten der betrieblichen Fortentwicklung vorhanden sind – oder manchmal auch nicht. Wie die Lage vor Ort zu beurteilen ist, sollte daher mit dem Unternehmensberater wertneutral erörtert werden, der dem Landwirte als kompetenter Gesprächspartner bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Die Entscheidung muss dann aber der Landwirt selbstständig und ge­meinsam mit seiner Familie fällen. Die Hilfe des landwirtschaftlichen Unternehmensberaters soll nicht mehr, aber auch nicht weniger dazu dienen, die Vorgänge im Betrieb neu zu ordnen. Das schafft Luft für unternehmerisches Handeln, zum Beispiel, ob eine überbetriebliche Lösung in Frage kommt.

 – LW 11/2014