Die Kurhessische Landbank (KLB) zog auf ihrer Generalversammlung eine positive Bilanz und trotze dem negativen Trend in der Bankenbranche mit steigendem Kreditvolumen. Gastreferent Mark Weinmeister erläuterte die Europapolitik der Hessischen Landesregierung.
In seiner Begrüßung stellte der Aufsichtsratsvorsitzende der KLB, Peter Hallier, die Besonderheiten der Bank als Spezialbank für Land- und Fortswirtschaftliche Unternehmer heraus. „Wir sind mit unserem Betrieb, der Staatsdomäne Johannesberg bei Fulda, vor Jahren zur KLB gekommen, weil unsere Hausbank die Eigenarten und speziellen Anforderungen landwirtschaftlicher Betriebe nicht verstehen konnte. Hier haben wir einen kompetenten und zuverlässigen Partner gefunden“, so Hallier, der seit 2015 dem Aufsichtsrat vorsteht.
Die Bilanzsumme ist auf rund 70 Mio. Euro gestiegen
Vorstand Heinrich von der Osten-Sacken konnte im Geschäftsbericht ein erfolgreiches Jahr vermelden. Die Bilanzsumme sei in den letzten Jahren kontinuierlich auf aktuell über 75 Mio. Euro gestiegen – vor fünf Jahren habe sie noch bei 50 Mio. Euro gelegen. Auch das Kreditvolumen sei deutlich von rund 35 Mio. auf knapp 60 Mio. Euro in diesem Zeitraum angewachsen. Wehrmutstropfen sei der im Vergleich zum Vorjahr um 90 000 Euro gesunkene Bilanzgewinn, der vor allem auf die ins Negative gefallenen Zinsen für Einlagen bei der DZ-Bank zurückzuführen sei. Die Bilanzsumme 2016 beläuft sich auf 167 000 Euro. Es wird eine Dividende von 3 Prozent ausgeschüttet. Zur Situation der Banken bemerkte von Sacken, das beispielsweise die Zahl der Genossenschaftsbanken innerhalb der letzten 45 Jahre von rund 7000 auf etwa 1000 zurückgegangen sei – mit weiter sinkender Tendenz. „Für uns kommt eine Fusion trotz dieser Entwicklung nicht infrage, da wir einen speziellen Kundenstamm haben und vom direkten Kontakt mit vertrauenswürdigen Partnern leben“, stellte von Sacken klar. Ein weiterer Pluspunkt der Bank seien die zahlreichen Großkredite mit guter Absicherung.
Viele Großkredite mit guter Absicherung
Zum wirtschaftlichen Gesamtumfeld bemerkte der KLB-Vorstand noch, dass Deutschland hervorragend dastehe; Gründe hierfür seien unter anderem die niedrigen Zinsen, ein hoher privater Konsum und der für die Exportwirtschaft wichtige niedrige Eurokurs. „Wie nachhaltig das ist, wird sich erst noch zeigen – US-Präsident Trump will das beispielsweise ändern“, fürchtet von Sacken. Im Bericht des Aufsichtsrates teilte Hallier mit, dass der Genossenschaftsverband nach der vorgeschriebenen Prüfung den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt habe; Vorstand und Aufsichtsrat wurden einstimmig entlastet.
Die Bankenaufsicht drängt das Ehrenamt zurück
„Das Ehrenamt hat eine besondere moralische Autorität“, sagte Jörg Dautermann vom Genossenschaftsverband, der zusammen mit Peter Hallier die Ehrungen beziehungsweise Verabschiedungen vornahm. Trotz des Gesagten sei das Ehrenamt aufgrund der restriktiven Vorgaben der Bankenaufsichtsbehörden auf dem Rückzug. Auch bei der KLB mussten einige Posten durch Hauptamtliche ersetzt werden. Herbert Wicke und Peter Voepel wurden für ihre langjährige Tätigkeit von der KLB und vom Genossenschaftsverband mit Urkunden und Medaillen ausgezeichnet. Jürgen Heymell und Burkard von Kieckebusch wurden turnusmäßig im Aufsichtsrat bestätigt.
Wie geht es weiter mit der EU?
Der hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister, stellte klar: „Die Mitgliedsstaaten müssten jetzt sagen, was sie wollen“, und daher habe Kommissions-Präsident Juncker fünf Szenarien entworfen, die für die künftige Ausrichtung der Zusammenarbeit denkbar seien. Kurz:
Weinmeister rechnet damit, dass ein Schwerpunkt der künftigen Ausrichtung auf Punkt drei, also dem „Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten liegen wird. „Weiter wie bisher, ist für mich keine Option“, bemerkte er angesichts des Brexit und weiterer Europa-kritischer Tendenzen. Zur Landwirtschaftspolitik sagte er, dass ab 2019 durch den Brexit etwa 10 Mrd. Euro fehlen werden. Entweder müssten dann alle mehr zahlen oder die Förderhöhe müsse sinken – oder etwas dazwischen. „Relativ sicher ist die Junglandwirte-Förderung, da in vielen Mitgliedsstaaten die Betriebsleiter überaltert sind und zu wenige Nachfolger zur Verfügung stehen.“ Einen weiteren Schwerpunkt sieht Weinmeister in geförderten Versicherungsleistungen gegen die immer weiter zunehmenden Marktunsicherheiten. Zur Umverteilung von der ersten in die zweite Säule der Agrarförderung stellte er klar, dass die Mitgliedstaaten hier einen Gestaltungsspielraum von 15 Prozent haben, Deutschland habe bisher 4,5 Prozent von der ersten in die zweite Säule verlagert, andere Länder steckten mehr Geld in die erste Säule.
KB – LW 12/2017