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Die Landfrauen profitieren von jungen Mitgliedern

Ein Interview mit Hannelore Reinheimer

Zum Ende des vergangenen Jahres trat Hannelore Reinheimer aus Pfeddersheim nach 26 Jahren als Vorsitzende der Landfrauen im Kreis Worms zurück. Im Interview berichtet sie von ihrer Arbeit für die Landfrauen.

„Die Leitthemen, mit denen sich die Landfrauen früher beschäftigten, haben ihre Wichtigkeit und Aktualität auch heute nicht verloren“, sagt Hannelore Reinheimer, die 26 Jahre Vorsitzende der Landfrauen im Kreis Worms war. Foto: Reinheimer

LW: Wie kam es, dass sie der Arbeit für die Landfrauen so viel Zeit gewidmet haben?

Reinheimer: Seit Beginn des Pfeddersheimer Landfrauenvereins hat meine Mutter, Gisela Reinheimer, die Vorstands- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Dabei habe ich geholfen, habe ihre Texte abgetippt und korrekturgelesen. Irgendwann begann ich, auch selbst zu schreiben. Die Pfeddersheimer Landfrauen und der Kreis Worms waren in der Öffentlichkeit präsent, weil viele Menschen unsere Texte gelesen haben. Mitzuwirken und selbst zu gestalten, begann mir Spaß zu machen. Es gab auch immer ein gutes Vorstandsteam, bestehend aus Frauen, die das mitgetragen haben. Als ich Kreisvorsitzende wurde, fiel dies zeitlich mit der Agrarverwaltungsreform zusammen. Als Vorsitzende musste man dann Arbeiten übernehmen, die vorher von der Landwirtschaftsschule beziehungsweise dem DLR getätigt wurden. So gingen meine Aufgaben immer weiter und plötzlich waren so viele Jahre vergangen. Manchmal merkt man gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Über die Jahre war ich bei mehreren Rheinland-Pfalz-Tagen oder beim Frauenlandtag dabei, habe Studienreisen begleitet und Seminare ausgearbeitet, die für die Landfrauen auf Kreisebene angeboten wurden. Dabei ging es zum Beispiel um Themen wie Stress im Alltag, Kommunikation im Zusammenleben zwischen Jung und Alt oder die Lebensgestaltung im Alter.

LW: Was sind ihrer Meinung nach die wichtigsten Themen, die die Landfrauen aktuell beschäftigen?

Reinheimer: Wichtig ist der Zusammenschluss auf Kreis- Landes- und Bundesebene. Nur so kann wirklich Einfluss genommen und Themen wie die Förderung der Berufstätigkeit von Frauen, die Anrechnung eines Ehrenamtes zur Rente vorangebracht werden.

LW: Wie haben sich die Themenschwerpunkte im Laufe ihrer Vorstandschaft gewandelt?

Reinheimer: In der Öffentlichkeit wird unter dem Wort „Landfrauenarbeit“ oft Kaffeetrinken und Kuchenbacken verstanden. Das war es aber noch nie. Früher waren viele Frauen nicht auf weiterführenden Schulen, daher ging es auch um kulturelle Bildung durch Theaterbesuche oder Studienreisen – allein hätten das viele nicht gemacht. Themen wie Gesundheit, Erziehung, berufliche Weiterbildung oder Ernährung waren schon früher Leitthemen und sind es auch noch heute. Zudem sind Landfrauen Multiplikatorinnen, die das erlangte Wissen weitertragen, sei es in der eigenen Familie, in Kindergärten, Schulen oder anderen Vereinen. Auch in der heutigen Zeit setzen sich die Landfrauen dafür ein, dass das Thema Ernährung und Hauswirtschaft zu einem eigenen Schulfach wird. So könnte im Kleinen schon eine Wissens-basis gelegt werden, die im Erwachsenenleben sonst fehlt.

LW: Wie sieht der Zulauf bei den Landfrauen aus? Auch in Sachen Demografie?

Reinheimer: Die Landfrauen Ü80 können wir nicht ersetzen. Die jungen Frauen heute sind so in ihr Familien- und Berufsleben eingebunden, da haben die wenigsten Zeit, um etwas für sich selbst zu tun. Erst wenn die Kinder aus dem Haus sind, man nicht mehr berufstätig oder der Partner verstorben ist, öffnet sich dann wieder mehr Zeit und Freiheit, um sich aktiv einzubringen und neue Kontakte zu knüpfen. Ich hatte kürzlich vier neue Anmeldungen von „jungen“ Frauen, die sich jetzt mit 60 Jahren dazu entschieden haben, zu den Landfrauen zu gehen und sich in in ihrer Ortsgruppe zu engagieren. Das kann man aber durchaus schon mal vorher machen (lacht). Gerade bei der Planung und Umsetzung der vielfältigenVeranstaltungen – da braucht es jüngere, tatkräftige Landfrauen.

LW: Bleiben Sie den Landfrauen auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand weiterhin erhalten? In welcher Form?

Reinheimer: Meine Laufbahn bei den Landfrauen war eigentlich kurios, denn ich war zuerst Kreisvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende, bevor ich später erst Ortsvorsitzende wurde. Als Ortsvorsitzende bleibe ich weiterhin im Amt.

Mit Hannelore Reinheimer sprach Lisa McKenna – LW 4/2025