Wie schmecken Schaumweine aus Frauenhand – quer durch Europa? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Unternehmensstrategie in der Weinwirtschaft? Das sind zwei der Fragen, mit denen sich die Weinfachfrauen von Vinissima an ihrem Netzwerkwochenende Mitte Februar beschäftigten. Wegen der Corona Pandemie fand die Veranstaltung zum zweiten Mal online statt, übertragen aus einem Studio in Bingen.
Netzwerken, aber digital: Wie schon im vergangenen Jahr haben sich die Mitglieder von Vinissima Frauen & Wein e.V. für ihr jährliches Netzwerkwochenende virtuell zusammengefunden. Über 200 Frauen folgten der Einladung und erlebten ein facettenreiches Programm.
Ein Fokus in diesem Jahr: Schaumweine. Die Referentin Dr. Ruth Fleuchaus, Professorin für Weinmarketing und Management an der Hochschule Heilbronn und Vinissima der ersten Stunden, warf einen Blick auf die Marktchancen für deutschen Winzersekt. Die Wertschätzung für den Schaumwein sei hoch, trotzdem sei er immer ein Nischenprodukt geblieben. „Es muss gelingen, „Winzersekt' als Marke zu stärken“, sagte die Expertin für Weinmarketing. Damit könne nicht nur der Marktanteil vergrößert werden – auch höhere Preise könnten dadurch eine bessere Akzeptanz finden.
Ganz besondere Schaumweine gab es zur Verkostung: aus Portugal etwa einen Grünen Veltliner, eigentlich eine typisch österreichische Rebsorte, und einen Blauen Portugiesen aus Ungarn. Ihre Gemeinsamkeit: Die Weine stammten aus Europa und waren von und mit Frauenhand produziert. Die ungewöhnlichen Weine stellten Gerhild Burkard, ausgebildete Sommelière und Schaumwein-Expertin, und Jennifer Henne-Bartz, Winzermeisterin und Leiterin der Deutschen Wein- und Sommelierschule in Neustadt, gemeinsam vor. Zum Abschluss gab es einen Champagner aus CO2-neutraler Herstellung, dem außerdem kein Schwefel zugesetzt worden war – beides nicht selbstverständlich für die Champagne.
Abschlussarbeiten vorgestellt
Jennifer Henne-Bartz hielt passend zum Champagner einen Vortrag über Schwefel in der Schaumweinproduktion und griff damit ein Thema auf, über das am Vormittag Christina Fischer, Absolventin der Hochschule Geisenheim University, referiert hatte. In ihrer Abschlussarbeit untersuchte sie verschiedene physikalische und mikrobiologische Techniken zur Bereitung von Weinen ohne Schwefel. Damit war sie eine von „3 unter 30“, die den Vinissima-Mitgliedern ihr Forschungsthema vorstellte. Carolin Häußer (Hochschule Heilbronn) präsentierte ihr Marketingkonzept für eine Weinlinie mit dem „Winnender Mops“ und Eva-Maria Loersch (Weincampus Neustadt) sprach über erfolgreiche virtuelle Events am Beispiel von Online-Weinproben und war damit ganz nah an der Zeit.
Genau wie Trixi Bannert, Weinfachberaterin mit Weingroß- und Einzelhandel in Münster und langjähriges Mitglied bei Vinissima. In ihrem Impulsvortrag sprach sie über „Kreative Ideen in schwierigen Zeiten“. Sie erzählte, wie sie mit den Herausforderungen, die durch Corona entstanden sind – etwa bei der Zusammenarbeit mit der Gastronomie – umgegangen ist und aus der Not neue Konzepte entwickelt und umgesetzt hat. Wie wichtig Strategien auch jenseits von Corona in der Weinwirtschaft sind, machte Dr. Marc Dressler, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Entrepreneurship an der HWG Ludwigshafen, deutlich. Er sprach über die Frage, ob Nachhaltigkeit eine Herausforderung oder sogar Teil der Lösung ist. Er berichtete, dass gerade Frauen das Thema Nachhaltigkeit im Blick hätten. Sein Rat: „Gutes tun und darüber reden.“ Denn soziales und ökologisches Handeln sei für viele Konsumenten heute auch ein Verkaufsargument, das höhere Preise rechtfertige. So würde ein nachhaltiger Ansatz nicht nur der Gesellschaft, sondern auch dem Unternehmen nützen.
Christian Hormuth, Finanzexperte und Winzer, widmete sich ebenfalls einem gerade für Frauen wichtigem Thema: die Chancen für Anleger:innen am Kapitalmarkt. Er zeigte auf, wie wichtig es ist – gerade in Zeiten niedriger Zinsen und hoher Inflation – Geld nicht auf dem Sparbuch liegen zu lassen. Auch erklärte er die verschiedenen Möglichkeiten der Geldanlage und stand, wie alle anderen Referenten des Tages, nach seinem Vortrag Rede und Antwort.
Auch um „Perfektionismus“ ging es am Netzwerkwochenende. Darüber sprach Dr. Christine Altstötter-Gleich, Dozentin an der Universität Koblenz-Landau und Perfektionismus-Expertin. Sie zeigte auf, wann Perfektionismus primär positiv ist und zu Erfolgen im Beruf und im Privaten führt und wann er Auslöser für psychische Erkrankungen sein kann.
Vin – LW 8/2022