In den Feldrevieren muss viel passieren, damit es dem Feldhasen wieder besser gehen kann. Wie können Bestand und Jagdstrecke dieser auf Störungen des Lebensraums sehr empfindlich reagierenden Wildart stabil gehalten werden? Wichtige Erkenntnisse liefert eine regelmäßige Feldhasen-Taxation, die inzwischen seit 20 Jahren in zahlreichen der 3 500 Jagdreviere Hessens mit viel Aufwand ehrenamtlich durchgeführt wird. Das gab es vorige Woche beim Landesjägertag in Bad Nauheim zu erfahren.
Die Feldhasen-Fachleute berichteten über ihre Erfahrungen in der Taxation und tauschten sich mit Revierpächtern und Landwirten aus. Für das Symposium hatten Werner Wittich und Rolf W. Becker vom Vorstand des Landesjagdverbandes Hessen vier praktizierende Feldhasenzähler eingeladen. Mit Scheinwerfern fahren diese am späten Abend durch die Jagdreviere und zählen die in ihren Sassen liegenden Feldhasen.
Polizei informieren
Grundsätzlich werden zuvor sowohl die angrenzenden Jagdpächter und insbesondere die Polizei informiert, erläuterte Gerhard Weber, der sein Taxationsgebiet im Ronneburger Hügelland hat. Bei den Scheinwerferzählungen kommt er dort auf gut 20 Feldhasen je 100 ha Jagdrevierfläche.
Der Feldhase leide weniger durch die starken Umstrukturierungen in der Landwirtschaft mit ihren Änderungen in der Feldbewirtschaftung, als vielmehr durch den enormen Freizeitdruck von Erholungssuchenden in der freien Natur. Speziell Hundehalter, welche ihren Hund ungeleint ins Feld laufen ließen oder Jogger, die abseits der befestigten Wege laufen, störten den Hasen sehr, folgerte Weber.
Fuchs als „Wilderer“
Kernaussage der Ausführungen von Dr. Johann Pürstl, welcher die Feldhasen-Taxation seit 14 Jahren in einem durch intensiven Spargelanbau geprägten 420 ha großen Jagdrevier in der Nähe von Weiterstadt in Südhessen durchführt, war, dass der Erfolg einer Niederwildhege mit einer strammen Bejagung insbesondere des Fuchses einhergehe. Raubwild und insbesondere der Fuchs dezimiere den Hasenbestand. Pürstels Frühjahrszählung ergab einen Besatz von circa 30 Feldhasen pro 100 ha.
Landwirtschaft und Hege
Im Hegering Eltville im Rheingau-Taunus-Kreis führt Winzer und Jäger Adam Hulbert im circa 260 ha großen, durch Weinbau geprägten Jagdgebiet bestehend aus sechs Revieren die Feldhasen-Taxation durch. Hulbert zählt in seinem Jagdbezirk am Randes des Rheins im Schnitt circa 90 Feldhasen auf 100 ha. Im Rheingau hätten sich die Jäger auf eine Totalschonung des Hasen verständigt. Gelegentlich schieße man einen „Küchenhasen“, dabei bleibe es; Treibjagden auf den Hasen mache man nicht. Hulbert hat die Erfahrung gemacht, dass eine intensive Landbewirtschaftung und erfolgreiche Wildhege und Jagd durchaus in Einklang gebracht werden können. Früher war es üblich, die Fläche zwischen den Reben „schwarz“ (ohne Bewuchs) zu halten. Heute helfe man dem Hassen bereits damit, dass es mittlerweile gängige Praxis geworden sei, dass der Winzer Grünstreifen zwischen den Rebanlagen anlege. Idealerweise seien diese Wildkräutermischungen.
Maßnahmen im Ballungsraum
Norbert Weyland ist Pächter einer Feldjagd bei Bad Vilbel-Massenheim. Er unternimmt in dem 280 ha großen Revier in Großstadtnähe erhebliche Anstrengungen, um den Lebensraum des Niederwildes zu verbessern. Hegemaßnahmen, wie Äsungsflächen und Topinamburstreifen oder Deckungsstreifen legt Weyland ausschließlich auf städtischen Flächen an, denn „dies lässt kein Privatmann auf seinen Flächen zu.“
Bemühungen erfolgreich
Die Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Vilbel ist hervorragend. Ein enger Draht zur Kommune ist besonders wichtig: „Das Liegenschaftsamt Bad Vilbel ist sehr kulant, wenn ich dort anrufe und über meine Hegeplanungen auf den Flächen der Stadt spreche. Sie lassen mich machen, erkennen meine Bemühungen an und von beiden Seiten her gibt es keine Probleme.“ Außerdem bemüht sich Weyland, den Strom von Spaziergängern mittels Tafeln über das Niederwild und seinen Schutz zu lenken. Für den großen Einsatz bei seinen Hegemaßnahmen im Feldrevier in Ballungsraumnähe erhielt Norbert Weyland die Hegemedaille, Sonderstufe Gold. Moe