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Die Natur des Jahres 2017

Schutz von Flora und Fauna

Jedes Jahr nominieren zahlreiche Naturschutzorganisationen, allen voran der Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landschaften, Pflanzen und Tiere als Lebewesen des Jahres. Die Wahl dieser Naturobjekte soll auf ihren Schutzbedarf aufmerksam machen, denn deren Lebensräume werden stetig kleiner.

Klatschmohn stellt wenige Ansprüche an seine Umgebung. Foto: Loki Schmidt Stiftung/Jahn
Fichten können bis zu 50 m hoch werden. Foto: Roloff/www.baum-des-jahres.de
Glänzende Echse. Foto: Kwet/DGHT
Der Waldkauz wurde stellvertretend für alle Eulenvögel zum Vogel des Jahres 2017 gewählt. Foto: NABU/Bosch
Ein gelber Wanderfalter. Foto: Behrmann/BUND

Bereits 1971 begann der NABU damit, jährlich den Vogel des Jahres zu wählen. Im Laufe der Zeit gesellten sich weitere Organisationen hinzu und die Zahl an nominierten Naturobjekten stieg stetig an. Darunter sind heute auch Nutztiere, -pflanzen und Lebensräume.

Dr. Doris Spychalski stellt im Folgenden eine Auswahl der Natur des Jahres 2017 vor.

Blume des Jahres: Klatschmohn

Mit der Wahl des Klatschmohns (Papaver rhoeas) zur Blume des Jahres 2017 möchte die Loki Schmidt Stiftung auf die Gefährdung und den Verlust von Ackerwildpflanzen aufmerksam machen und sich damit für die Förderung der bunten Vielfalt im Landbau einsetzen.

Der bundesweit noch ungefährdete Klatschmohn ist ein Überlebenskünstler. Er stellt nur wenige Ansprüche an seine Umgebung. Wohl fühlt er sich an hellen, frischen, eher stickstoffreichen Standorten. Diese boten ihm einst unsere Getreideäcker. Obwohl der Klatschmohn dort einen starken Rückgang erlitten hat, überlebt er mittlerweile überwiegend auf Ausweichflächen wie Brachen und Schuttplätzen. Auch in Gärten ist er an offenen Stellen häufig zu finden.

Baum des Jahres: Fichte

Die Baum des Jahres-Stiftung hat die Gemeine oder Europäische Fichte (Picea abies) zum Baum des Jahres 2017 gewählt, weil sie vielfältig ist, aber auch stark polarisiert. Für die einen ist sie der Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft, für die anderen der Inbegriff naturferner Monokulturen. An der auch Rottanne genannten Baum­art entzündet sich immer wieder die Frage, wie naturnah unsere Wälder sein können, ohne ihre Wirtschaftlichkeit zu verlieren. Angesichts der zunehmenden Klimaveränderung ist es allerdings unsicher, ob es überhaupt noch einen Platz in Deutschland für die Fichte geben wird: Denn eigentlich ist sie ein Baum der Taiga und bevorzugt eher kalte Vegetationszonen in den Höhenlagen der Mittelgebirge.

Die Europäische Fichte kann bis zu 50 m hoch wachsen. In den polnischen Karpaten stehen sogar einige, die die 60-Meter-Marke überschritten haben. Zusammen mit der Weißtanne ist sie damit die höchste europäische Baum­art.

Reptil des Jahres: Blindschleiche

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen die Blindschleiche (Anguis fragilis) zum Reptil des Jahres 2017 ernannt. Der „beinlose Hartwurm“ ist weder blind noch eine Schlange, sondern eine mit Augen ausgestattete Echse. Ihr irreführender Name ist abgeleitet vom althochdeutschen Wort „Plint“ (für blendend) und bezieht sich auf den bleiernen Glanz ihres Körpers.

Die anpassungsfähige, versteckt lebende Art gilt in Deutschland aktuell als ungefährdet, allerdings scheinen die Bestände vielerorts zurückzugehen. Wie alle einheimischen Amphibien und Reptilien ist die Blindschleiche „besonders geschützt“ und durch fortschreitenden Siedlungs- und Straßenbau vom Verlust ihres Lebensraumes bedroht.

Vogel des Jahres: Waldkauz

Der NABU und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) haben den Waldkauz (Strix aluco) stellvertretend für alle Eulenvögel zum Vogel des Jahres 2017 gewählt. Dahinter steht die Absicht, für den Erhalt alter Bäume mit Höhlen im Wald oder in Parks zu werben und eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere zu sensibilisieren. Der Bestand des Waldkauzes, der sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten fühlt, umfasst in Deutschland laut Atlas deutscher Brutvogelarten zwischen 43 000 bis 75 000 Brutpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung gefährden jedoch den Bruterfolg – längst ist der Eulenvogel deshalb auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zu Hause.

Waldkäuze sind lautlose Jäger der Nacht. Sie sehen und hören besonders gut und finden so präzise ihre Beute. Die Bezeichnung „Kauz“ ist eine Besonderheit im deutschen Sprachraum. In anderen europäischen Ländern werden Eulen mit rundem Kopf ohne Federohren wie andere Eulenarten allgemein als „Eulen“ bezeichnet. Galten Eulen in der Antike noch als Vögel der Weisheit und als Glücksbringer, so waren sie im Mittelalter als Botschafter von Unglück, Verkünder von Seuchen oder gar als Todesboten gefürchtet. Zum Glück hat sich dieses schlechte Image, auch das des Waldkauzes, deutlich verbessert. Eulen sind heute so beliebt wie nie.

Schmetterling des Jahres: Goldene Acht

Die BUND NRW-Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen haben die Goldene Acht (Colias hyale) zum Schmetterling des Jahres 2017 gekürt, um auf den Rückgang des Falters aufmerksam zu machen. Seine Raupen ernähren sich von Luzerne und Klee und brauchen naturnahe blütenreiche Wiesen oder Weiden. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft schwindet der Lebensraum der Goldenen Acht zusehends, da Luzerne und Klee kaum noch als Gründünger oder Viehfutter angebaut werden.

Bundesweit gilt die Goldene Acht noch als ungefährdet, in Nordrhein-Westfalen und einigen anderen Bundesländern steht der Schmetterling jedoch bereits auf der Roten Liste als gefährdet. Die Falter mit einer Flügelspannweite von etwa vier Zemtimetern sind von Mai bis Oktober zu beobachten. Die Männchen weisen eine gelbe und die Weibchen eine grünlich-weiße Färbung auf. Charakteristisch sind der namensgebende achtförmige, rot umrandete Fleck auf der Flügel-Unterseite, die dunkle Randbinde sowie die schwarzen und orangefarbenen Flecken.

Die Goldene Acht ist in Mittel- und Osteuropa sowie in den gemäßigten Zonen Asiens verbreitet. Der Wanderfalter legt nicht selten mehrere hundert Kilometer zurück. Über das Jahr bringt die Art drei bis vier Generationen hervor, die als Raupen überwintern. Dass der Falter auch unter vielen anderen Namen wie Posthörnchen, Weißklee-Gelbling, Gelber Heufalter, Gemeiner Heufalter oder auch Kleegelbling bekannt ist, deutet darauf hin, dass die Goldene Acht früher sehr häufig vorkam. Schwer zu unterscheiden ist der ausgewachsene Schmetterling allerdings von dem nahe verwandten Hufeisenklee-Gelbling. Die beiden gelten als Zwillingsarten.

Weitere Natur des Jahres 2017 Stand: Dezember 2016 – LW 52/2016
Die Fichte als Lebensraum Baum des Jahres 2017