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Aus der Praxis – für die Praxis

Rollhacke – Eigenbaulösung für den Unterstockbereich

Der Unterstockbereich im Weinbau stellt hinsichtlich seiner Bewirtschaftung eine besondere Herausforderung für den Maschinenbau dar. Deshalb sind für diesen Streifen unter der Rebzeile auch schon eine Vielzahl von Maschinen entwickelt worden. Bisher hatte keine Lösung so viele Vorteile, dass sie sich am Markt signifikant durchsetzen konnte. In Anlehnung an eine Eigenbaulösung für den Obstbau hat die Firma Adelhelm in Nordheim, jetzt eine weitere Alternative geschaffen.

Der Bio-Obstbaubetrieb von Marcus Föll hat ein Gerät zur Pflege des Unterbaumstreifens erdacht, entwickelt und gebaut. Foto: Martin Strauß
Bauartbedingt wird keine scharf abgeschnittene Bearbeitungskante hinterlassen, sondern ein welliger Horizont, der nicht so erosionsanfällig ist. Dies wird deutlich, wenn der Boden von Hand weggeschoben wird, um zu sehen, was gelockert wurde. Foto: Martin Strauß
Da die Firma Adelhelm viele gute Ideen hat, gibt es weitere Geräteinnovationen.Foto: Martin Strauß

Der Ursprung des Gedanken findet sich auf dem Bio-Obstbaubetrieb von Marcus Föll. Er hat ein Gerät zur Pflege des Unterbaumstreifens entwickelt und gebaut. Ein hydraulisch angetriebener Kreisel arbeitet mit einem Taster sauber um den Baum herum. Direkt dahinter folgt eine Rollhacke, die die weitere Bearbeitung übernimmt. Diese Rollhackenelemente haben großes Potenzial. An dieser Stelle ist ein kleiner Exkurs hin zu einer verwandten Technik angebracht. Wir alle kennen Hohlscheiben, die zur Bearbeitung des Unterstockbereichs eingesetzt werden. Ob diese Hohlschei­ben glatt, gezahnt oder gepaart zum Einsatz kommen, spielt dabei keine Rolle. Entscheiden­des Ausschlusskriterium in Württemberg waren immer die steilen Weinberge.

Um ein gutes Ar­beits­ergebnis zu erreichen, muss die Arbeitsgeschwindigkeit jenseits der 7 km/h liegen – wobei nach oben die Grenze erst erreicht ist, wenn der Fahrer die Nerven verliert. Mit diesem Tempo kann in steilen Weinbergen nicht gefahren werden. Anders ist die Situation bei der Rollhacke, die kann ebenso wie die Hohlscheiben im Winkel horizontal und vertikal eingestellt werden. Da sich die einzelnen „Zinken“ der Rollhacke am Boden abrollen, ist der Antrieb gesichert. Erfahrungsgemäß ist die Bearbeitungsintensität mit der einer Hohlscheibe vergleichbar. Bedeutender Unterschied ist jedoch, dass die Rollhacke bei nahezu jeder Geschwindigkeit funktioniert.

Technik auch für nicht ganz ebene Weinberge

Es ist ein großer Vorteil für den Praktiker, dass diese Technik auch in nicht ganz ebenen Weinbergen zum Einsatz kommen kann. Ein weiteres Plus liegt in der Gestalt des Bearbeitungshorizontes. Bauartbedingt wird nicht eine scharf abgeschnittene Bearbeitungskante hinterlassen, sondern ein welliger Horizont, der bei Weitem nicht so erosionsanfällig ist, wie bei vergleichbarer Technik. Infolge der Schrägstellung wird der Boden gelockert und bewegt, was den Beikrautbewuchs stark in der Entwicklung hemmt. Dieser Effekt der Bodenbearbeitung wird besonders deutlich, wenn der lose Boden von Hand weggeschoben wird, um zu sehen, was letztendlich bearbeitet wurde.

Da die Firma Adelhelm viele gute Ideen hat, gibt es weitere Geräteinnovationen. Die Kombination mit einem Taster plus Rollhackenelement entfernt die „grüne Insel“ um den Stock nahezu vollständig. Vielleicht ist bis zur Intervitis auch die Rollhacke zur ganzflächi­gen Bearbeitung der Rebzeile zu sehen. Das Gerät soll breitenverstellbar und wie eine Scheibenegge in X-Form angeordnet sein. Da die Bearbeitungsintensität von der Winkelstellung abhängt, kann ein Multitalent erwartet werden.

Stehen die Rollhackenelemente in Fahrtrichtung, sollte der Effekt einer Überfahrt mit einer Walze gleichen. Je mehr die einzelnen Elemente schräg zur Fahrtrichtung angestellt werden, umso intensiver der Eingriff. Die Intensität kann so hoch sein, dass die Vergleichbarkeit mit der Scheibenegge gegeben ist. Der Tüftler selbst geht davon aus, dass die Kreisel­egge ersetzt werden kann. Damit eine gute Idee ihre Kreise ziehen kann, ist die Zusammenarbeit mit einem starken Partner sehr wichtig. Es könnte sich eine vielverspre­chende Liai­son mit der Firma Braun angebahnt haben.

 Martin Strauß, SLVA Weinsberg – LW 11/2013