Die Wettbewerbsfähigkeit von Produktionsverfahren des Marktfruchtbaus aus betrieblicher Sicht, die Stresstoleranz-Züchtungsfragen bei Weizensorten und der ökologische Landbau als Alternative waren die Themen, über die beim Ackerbautag des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV) Ende Januar referiert wurde. FLV-Vorsitzender Karlheinz Gritsch begrüßte dazu rund 70 Landwirte.
Für die vergangenen zehn Jahre sei für Hessen eine deutliche Zunahme des Winterweizen- und des Silomaisanbaues zu verzeichnen, stellte Dr. Robert Schätzl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft bei seinem Vortrag zur „Wettbewerbsfähigkeit von Produktionsverfahren des Marktfruchtbaus aus betriebswirtschaftlicher Sicht“ fest. Demgegenüber ginge der Anbau von Futtergetreide, Braugerste, Kartoffeln und Zuckerrüben zurück. Die Trends seien zwar von agrarpolitischen Vorgaben beeinflusst, maßgeblich wiesen sie aber auf Anbauentscheidungen der Landwirte unter ökonomischen Gesichtspunkten hin.
Zur Wirtschaftlichkeit des Sojabohnenanbaues
Unter den Mähdruschfrüchten gehörten Winterweizen, Körnermais und Winterraps auch bei durchschnittlichen Ertragsverhältnissen zu den wirtschaftlich lukrativen Kulturen, während Futtergetreide und Braugerste in den erzielbaren Deckungsbeiträgen deutlich zurückblieben. Unter den Leguminosen brächten allein die Sojabohnen hohe Deckungsbeiträge. „Sie sind aber nur dann zufriedenstellend, wenn die Produktionstechnik beherrscht wird und das Erntegut in der Region angedient werden kann“, betonte Dr. Schätzl.
Die Wirtschaftlichkeit des Sojabohnenanbaues sei im Vergleich zum Weizen vom Preis für die Sojabohnen abhängig. Um einen gleichen Deckungsbeitrag zu erreichen, müsse der Sojabohnenpreis ohne Berücksichtigung eines Vorfruchtwertes das 2,2- bis 2,4-Fache des Weizenpreises ausmachen, mit Berücksichtigung des Vorfruchtwertes das 1,7- bis 2,2-Fache. Dieses Preisverhältnis sei seit 2005 mit Ausnahme von 2010 stets realisiert gewesen. Sojabohnen eigneten sich zudem nicht nur zur Auflockerung von Fruchtfolgen, sondern dürften in Zukunft mit dem Faktor 0,7 auch auf die Verpflichtung zur Bereitstellung von ökologischen Vorrangflächen angerechnet werden.
Die Deckungsbeiträge im Zuckerrübenanbau lägen auf guten Standorten im fünfjährigen Mittel (2009 bis 2013) mit über 1 000 Euro je ha (Industrie- und Ethanolrübe), beziehungsweise über 2 000 Euro je ha (Quotenrübe) deutlich höher als die Deckungsbeiträge von Mähdruschfrüchten.
Die Entwicklungen bei den einzelnen Leistungs- und Kostenpositionen im Marktfruchtbau verliefen in den zurückliegenden Jahren unterschiedlich. Während die Erträge tendenziell nur leicht stiegen oder stagnierten, bewegten sich die Preise für Getreide und Ölsaaten seit 2007 auf einem deutlich höheren Niveau als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig hätten sich die Schwankungen der Erzeugerpreise erheblich verstärkt.
Wurde früher bei der Züchtung neuer Getreidesorten zuerst nach Merkmalen der Gesundheit selektiert und dann nach dem Ertrag, so sei es heute umgekehrt, stellte Sven Böse, Fachberatungsleiter der Saaten-Union, als weiterer Redner der Veranstaltung bei seinem Vortrag über „Weizen im Stresstest“ fest. Deshalb müsse wieder mehr über die Risiken beim Getreidebau nachgedacht werden nach dem Motto: Spitzenerträge kosten Sicherheit. Höhere Leistungen seien häufig mit höheren Risiken verbunden, denn gerade die ertragreichsten Sorten seien oft weniger anbausicher und hätten agronomische oder qualitative Nachteile.
Ertragssicherheit erfordert die intensive Produktion
Sicherheit kostete auch intensive Produktion. Um festzustellen, wie neue Weizensorten auf unterschiedliche Saattermine, Vorfrüchte und Bodenbearbeitungsvarianten reagieren, testet sie die Saaten-Union an ihren 14 Versuchsstandorten in Deutschland nach den Anbauvarianten
Die Sortentests ließen die generelle Aussage zu, dass in Hochertragsjahren suboptimale Anbaubedingungen weniger kritisch sind und dass Spätsaat witterungsbedingt im Süden kritischer ist. Deutlich größer hätten sich die Unterschiede bei der Untersuchung einzelner Sorten auf ihre Eignung zur Frühsaat oder Spätsaat gezeigt, so Böse. Deutlich zeige sich die Sresstoleranz von Hybridsorten. Die Prüfung von drei Wechselweizensorten 2014 auf vier Standorten zeigte, dass E-Wechselweizen nach Spätsaaten höhere Erträge als Winterweizen vergleichbarer Qualität erbringen.
Ökologischer Landbau als Alternative in Gunstregion?
Die Direktvermarktung über den Hofladen bildet die Konstante in der Entwicklung seines Betriebes, ist dem Referat von Hubert Wolf über „Ökologischer Landbau als Alternative“ zu entnehmen. Nach der Aussiedlung 1963 erfolgten im Birkenhof in Seligenstadt etliche Um- und Erweiterungsbauten, so 1975 die Aufgabe der Milchvieh- und Sauenhaltung und der Aufbau von Bullen- und Schweinemast.
Mit dem Betrieb Thomas Zell in Ober-Issigheim im Main-Kinzig-Kreis ist inzwischen eine gemeinsame Kommanditgesellschaft zur Bewirtschaftung zweier Betriebe gegründet worden. Beide Betriebe sind an eine KG verpachtet und sollen bis zum Ende des Pachtzeitraumes 2026 selbstständig bleiben.
Für die Vermarktung bestehen Gewerbebetriebe, die Hubert Wolf Birkenhof GbR und die Ackerlei GbR von Thomas Zell. Den Hofladen Wolf betreibt die Ackerlei GbR. Zum Schlachten von Masttieren – Wolf mästet inzwischen wieder Schweine – ist eine Kooperative mit einer Bioland-Hofmetzgerei eingerichtet. Die Umstellung auf ökologischen Landbau erfolgte im Frühjahr 2013 mit der Anmeldung von 2 ha Erdbeeren bei Bioland. Die Anmeldung des ganzen Betriebes folgte nach der Ernte 2013, Mitte 2015 rechnet Wolf mit der Anerkennung des Birkenhofs als Biolandbetrieb.
Rü – LW 6/2015