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Wie sieht die Schweinehaltung der Zukunft aus?

Neue BZL-Broschüre versucht Antworten zu geben

Die Schweine haltenden Betriebe müssen sich darauf einstellen, dass sich die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Haltung verändern werden. Die Ansprüche der Tiere rücken mehr in den Vordergrund. Wie so ein Stall der Zukunft aussehen könnte, wird in der neuen BZL-Broschüre „Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Schwein – Mastschweine“ in verschiedenen Varianten aufgezeigt. Die Broschüre, an der viele Fachberater aus ganz Deutschland mitgearbeitet haben, wurde auf der Eurotier in Hannover vorgestellt.

Eine Broschüre zur Schweinehaltung mit 20 detaillierten Stallmodellen hat die BZL herausgebracht. Sie kann kostenlos im Internet heruntergeladen werden. Foto: BZL

Die Schweinehaltung der Zukunft muss zugleich beim Tier- und Umweltschutz als auch bei der Wirtschaftlichkeit überzeugen und gesellschaftlich anerkannt sein. Um Schweinehaltungssysteme zukunftsfähig zu gestalten, bündelten Fachleute aus ganz Deutschland ihr Wissen in der neuen Broschüre, die vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) herausgegeben wird. „Die Maßgabe für die Schweinehaltung der Zukunft wird sein: Wie verhält sich das Schwein normalerweise?“ fasst Hansjörg Schrade, Leiter des Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg und Initiator der Neuerscheinung, die Zukunftsaussichten bei der Vorstellung der Broschüre in Hannover knapp zusammen. „Der Stall der Zukunft muss sich außerdem daran messen lassen, Schweine mit unkupierten Schwänzen halten zu können“, so Schrade weiter.

Broschüre soll als Diskussionsgrundlage dienen

Nicht nur seien die Anforderungen und Verunsicherung der Verbraucher bezüglich moderner Tierhaltung gestiegen, auch bei Schweinehaltern sei vermehrt Verunsicherung festzustellen: „Planungssicherheit ist für viele Schweinehalter in der aktuellen politischen Diskussion die größte Herausforderung. Ohne verbindliche und praxistaugliche Vorgaben ist eine sichere Planung aber nicht möglich“, betont Schrade. Deshalb sei die Broschüre und die darin aufgezeigten Stallmodelle auch als Diskussionsgrundlage für verschiedene Gesetzesvorhaben zu sehen. Für Schrade steht fest, dass auch die Verbraucher an dem Entwicklungsprozess beteiligt werden müssen. „Die Bürger wollen eine Transparenz in der Erzeugung. Dieser Prozess ist wichtig.“

Die neue BZL-Broschüre zeigt zukunftsfähige Haltungssysteme von Mastschweinen auf. Sowohl Tierwohl- als auch Umwelt- und Wirtschaftlichkeitsaspekte werden berücksichtigt. So entstanden unter anderem 20 detaillierte Stallmodelle für Stallneu- und -umbauten, mit und ohne Stroheinstreu. Eine zentrale Rolle spielt dabei organisches Beschäftigungsmaterial. Tiergerechte Außenklimaställe und Ausläufe sind gut für das Tierwohl, haben aber oft auch Schwierigkeiten, den Anforderungen des Immissionsschutzes zu genügen. „Wenn wir hier gezielt Unterstützung bieten und Schweinehaltern Perspektiven aufzeigen, könnte man viel bewegen“, resümiert Schrade.

Stallplatz kostet deutlich mehr

Doch eins wurde bei der Vorstellung der neuen Haltungssysteme auch deutlich: Die Schweinehaltung verteuert sich enorm. Das Platzangebot je Schwein wird mit 1,3 m² kalkuliert. Damit sei sichergestellt, so Schrade, dass alle Tiere in Seitenlage entspannt liegen können. Außerdem ermöglicht dieses Platzangebot den Tieren, ihre Buchten in Funktionsbereiche zu unterteilen. „Diese Anforderungen verursachen auch mehr Kosten“, sagte er. Der Berater rechnet damit, dass ein Stallplatz um die 700 Euro/m² kosten wird. Jetzt sind es rund 200 Euro weniger. Für Schrade steht fest, dass die höheren Kosten in der Kette abgefangen werden müssen. Das bedeutet, dass das Fleisch dann deutlich teurer werden müsste.

Haltungskonzepte weiterentwickeln

Für BLE-Präsident Dr. Hanns-Christoph Eiden steht fest, dass die Zusammenarbeit der Landesbehörden der richtige Weg war: „Das Ergebnis ist ein sehr gelungenes Beispiel für erfolgreiche Vernetzung und Zusammenarbeit. Auf Grundlage dieser Broschüre kann die Diskussion über den „Stall der Zukunft“ geführt werden. Denn es gilt, Haltungskonzepte zu entwickeln, die tierfreundlich, umweltgerecht, klimaschonend, verbraucherorientiert und trotzdem wettbewerbsfähig sind. Das ist auch ein Thema im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die neue BZL-Broschüre (kostenlos erhältlich unter www.ble-medienservice.de/shop_detail.php?bestellnr=1007) soll ein Angebot und die Grundlage für weitere Diskussionen mit Institutionen, gesellschaftlichen Gruppen und der Politik sein“, erläutert Eiden.

ibs – LW 50/2018