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Wie steht es um den Pflanzenschutz beim Mais?

Anwendung von Herbiziden und Schlupfwespen

Wer in Hessen Mais anbaut, kennt die Probleme mit Maiszünsler und Weidelgras vermutlich nur zu gut. Und auch die Hirse tritt als Unkraut immer wieder auf. Wie Landwirte auf diese in Zeiten der Pflanzenschutzmittelreduktion reagieren können, war Thema der Pflanzenschutztagung des Deutschen Maiskomitees (DMK) in Hanau.

Dr. Dominik Dicke vom Pfanzenschutzdienst Hessen erklärte, wie mit Weidelgras im Maisbestand umgegangen werden sollte. Foto: Schön

In Hessen werden etwa 54 000 ha Mais angebaut, ein großer Teil entfällt dabei auf den Silomais. Die größten Probleme verursachen dabei laut Dr. Dominik Dicke vom Pflanzenschutzdienst Hessen der Maiszünsler, die Hirse und das Weidelgras. Steht der Mais in großer Konkurrenz zum Weidelgras bleibt er kürzer und entwickelt sich nicht gut. Zur Bekämpfung empfiehlt Dicke eine ganzheitliche Strategie. Angefangen bei der Fruchtfolgeplanung müsse unbedingt darauf geachtet werden spät zu sähen. Ein Sameneintrag in die Fläche muss so gut es geht vermieden werden. Auch ein falsches Saatbett und das einmalige Pflügen in der Fruchtfolge könne helfen. Ein Anbau in engeren Reihen (50 cm statt 75 cm) sei empfehlenswert.

Als geeignet beschreibt Dicke auch die Kombination von Bodenherbiziden. Dabei ist darauf zu achten, dass sie korrekt angewendet werden, da sich sonst Resistenzen bilden können. In Versuchen des Pflanzenschutzdienstes zur Resistenzbildung hat sich laut Dicke gezeigt, dass nur die Kombination aus den Mitteln MaisTer power (Kombipräparat mit Foramsulfuron) und Aspect eine zufriedenstellende Wirkung gegen das Weidelgras zeigt. Gegen die blattaktiven Wirkstoffe sei das Weidelgras in Südhessen bereits weitestgehend resistent. Dicke empfiehlt Landwirten deshalb regelmäßig Resistenztests durchführen zu lassen.

Den Pflanzenschutz an die Situation anpassen

Dr. Holger Weichert von der Syngenta Agro GmbH betonte, wie wichtig es sei Herbizide situationsbedingt einzusetzen. Auch er sieht die Hirse als ein großes Problem. Durch die angestrebte Reduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird es immer wichtiger, die Spritzfolge an den Auflauf der Kultur anzupassen. Der Trend gehe dazu weniger Bodenherbizide, wie Terbuthylazin (TBA), einzusetzen und so deren Eintrag in das Grundwasser zu verringern. Blattaktive Stoffe seien zudem weniger von der Bodenfeuchte abhängig und wirksamer gegen viele Unkräuter. TBA sei besonders wichtig, wenn ohne Chloracetamide gearbeitet werde. Weichert beschrieb zunehmende Resistenzen gegen Acetolactat-Synthese(ALS)-Hemmer, die besonders bei der Hühnerhirse von Bedeutung sind.

Auch eine Kombination von mechanischer Unkrautbekämpfung und Herbiziden könne empfehlenswert sein. Dabei ist die korrekte Terminierung der Maßnahme laut Weichert entscheidend und eine Restverunkrautung nach dem Reihenschluss ist tolerierbar. Wird dabei präzise gearbeitet, könnten bis zu 50 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.

Der Maiszünsler bleibt ein Problem

In seinem Vortrag berichtete Michael Lenz vom Pflanzenschutzdienst Hessen zur Ausbreitung und Bekämpfung des Maiszünslers in Hessen. Dieser breitet sich bereits seit zirka 1950 in Hessen aus. Der Befall gestaltet sich in Stängel und Kolben am schlimmsten. Die betroffenen Pflanzen knicken um, wachsen nicht mehr weiter.

Um einen Befall im Maisbestand zu erkennen, ist ein gewissenhaftes Monitoring durch die Landwirte notwendig. Der Warndienst in Hessen gibt online einmal pro Woche eine Meldung zum Maiszünsler raus. Nach dieser Meldung und ihrem eigenen Monitoring können Landwirte ihre Bekämpfungsmaßnahmen ausrichten. Möglich sind Spritzungen mit Insektiziden oder das Ausbringen von Schlupfwespen. Die Eier der Schlupfwespe werden entweder auf Kärtchen aufgebracht in regelmäßigen Abständen an die Maisstängel gehängt oder in biologisch abbaubaren Kugeln per Drohne abgeworfen. Diese Bekämpfungsmethode ist laut Lenz besonders wichtig im Hinblick auf den Pestizidreduktionsplan der Bundesregierung. Je nach Jahr und Region ergeben sich deutliche Unterschiede bei den Befallszahlen des Maiszünslers, erzählt er. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 20 bis 40 Prozent Befall im Bestand.

Den optimalen Zeitpunkt zur Bekämpfung ermitteln

Um den Zuflug des Maiszünslers und den besten Bekämpfungszeitpunkt besser vorauszusagen und Behandlungen präziser zu terminieren, entwickelt eine Gruppe der Zentrale der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz ein Prognosemodell.

Alicia Winkler, die Teil dieser Gruppe ist, stellte die bisherigen Ergebnisse des Monitorings für das Prognosemodell vor. Sie betonte dabei, wie wichtig der Zeitpunkt sei, zu dem die Eier der Schlupfwespe ausgebracht werden. Der beste Zeitpunkt sei dabei die erste Eiablage. Winkler sagte, das Modell solle, wenn es fertig gestellt ist, Landwirte beim Monitoring auf dem Acker unterstützen und den optimalen Bekämpfungszeitpunkt voraussagen.

Neue Schadorganismen im Maisanbau

Dr. Bernhard Carl Schäfer vom Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit des Julius-Kühn-Institutes gab einen Ausblick zu Schadinsekten, die in den kommenden Jahren möglicherweise Probleme im deutschen Maisanbau verursachen können. Schäfer betonte, dass die Haupteintragswege für Insekten der internationale Frachtverkehr und der Tourismus seien. Immer wieder komme es vor, dass Touristen mit ihrem Mitbringsel aus dem Urlaub fremde Insektenarten einschleppen.

Als Beispiel nannte er den Herbstheerwurm. Dieser verdankt seinen Namen seinem Auftreten in großen Scharen. Das Schadpotenzial dieses Insektes ist sehr hoch. Seit etwa 1985 hat sich der Herbst­heerwurm von Nordamerika aus in die ganze Welt verbreitet. In Deutschland hat er sich wohl aufgrund des Klimas nicht als Schädling etabliert.

Auch der Japankäfer stellt laut Schäfer im Gegensatz zum Herbstheerwurm eine Bedrohung dar. Er werde lokal immer wieder in Deutschland gefunden und habe ein hohes Schadpotential.

AS – LW 33/2024