Nach langer Pause trafen sich die Mitglieder des Verbandes der Pfälzer Klein- und Obstbrenner kürzlich zu ihrer Mitgliederversammlung in Ilbesheim bei Landau. Hauptaugenmerk war, nebst den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Brennwesen, die Verabschiedung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Otto Hey sowie die Neuwahlen des Vorstands.
Willi Peter, zweiter Vorsitzender des Klein- und Obstbrennerverbands begrüßte die große Zuhörerschaft sowie die Ehrengäste im Dorfgemeinschaftshaus in Ilbesheim und freute sich, dass die Mitgliederversammlung nach langer Corona-Pause wieder stattfinden konnte. Den Anfang der Grußworte machte anschließend der Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Gebhart, der auf die Klein- und Obstbrennerei als wichtigen Bestandteil der Region hinwies, der auch in Zukunft unabdingbar sei. Auch Georg Kern, Vertreter des Landrats Dietmar Seefeld, dankte den Brennern für die Ausübung dieser hohen und anspruchsvollen Handwerkskunst.
Nicht zuletzt können durch sie regionale Produkte über die Landesgrenzen hinaus angeboten und bekannt gemacht werden, so Kern. Neben einem Musterbeispiel für die regionale Vermarktung seien die Brenner allem voran Naturschützer, die die Streuobstwiesen und Artenvielfalt pflegen, ergänzte Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seiner Ansprache. Trotz allem wies Albrecht darauf hin, dass die politischen Rahmenbedingungen, wie etwa die Brennkontingenterhöhung, und ein hohes Maß an bürokratischem Aufwand die Zukunft der Brenner erschweren. Trotzdem appellierte er an die Anwesenden: „Lassen sie sich nicht unterkriegen. Sie haben gute Argumente auf ihrer Seite. Bleiben Sie der nachfolgenden Generation erhalten“.
Bürokratie nimmt viel Freude an der Brennerei
Unter anderem auf die Brennkontingenterhöhung kam im Anschluss auch Gerald Erdrich, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Klein- und Obstbrenner, in seinem Vortrag zu den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen des Brennwesens zu sprechen. Er berichtete, dass das politische Interesse an einer Erhöhung des Brennkontingents gegen Null gehe. Die Erhöhung sei angeblich wegen der steuerfreien Überausbeute nicht möglich. Dabei werde die dafür maßgebliche Obergrenze von 1 000 Litern lange nicht erreicht, da eine realistisch geforderte Kontingenterhöhung bei 500 Litern liegt, erklärte Erdrich.
Kein politisches Interesse an Kontingenterhöhung
„Die Entscheidung über eine Erhöhung wird immer wieder verschoben. Aktuell soll sie 2026 erst gefällt werden“, so Erdrich. Die Frage steht im Raum, ob die aktuelle Regierung diesen Zeitpunkt gewählt hat, um die Entscheidung ihren bei der Bundestagswahl 2026 gewählten Nachfolgern überlassen zu können. Aktuell befürworte das Bundesfinanzministerium es nicht, an der Kontingenterhöhung weiterzuarbeiten. „Wir als Bundesverband werden allerdings weiterhin dafür kämpfen“, versprach der Geschäftsführer.
Zur Etikettierung der Nährwertangaben auf Spirituosenflaschen berichtete Gerald Erdrich, dass der Großteil der Spirituosenindustrie dies bereits macht, obwohl es in der Branche noch nicht verpflichtend ist. „Für viele ist das bereits jetzt selbstverständlich, obwohl die offizielle Entscheidung erst im kommenden Herbst aussteht“, so Erdrich, der ebenfalls prognostiziert, dass die Brenner sich darauf einstellen müssen, ihre Flaschen künftig genauso wie die Winzer, verpflichtend etikettieren zu müssen. Auf die aktuelle Marktlage kommt Gerald Erdrich ebenfalls zu sprechen. Im vergangenen Jahr wurden Rückgänge bei Obstbränden von weit über zehn Prozent verzeichnet. In diesem Jahr sehe es nicht besser aus.
Von Januar bis April 2023 liege der Rückgang der Verkaufszahlen bei minus 13 Prozent. Obstbrände seien nicht mehr „hip“, berichtet Erdrich und verweist auf eine aktuelle Verbraucher-Studie die zeigt, dass Konsumenten eher nach alkoholarmen Getränken suchen.
Im Anschluss an Erdrichs ernüchternde Ansprache ging der Geschäftsführer der Pfälzer Klein- und Obstbrenner, Klaus Lindenmann, zu den Wahlen des neuen Vorstandes über. Dafür wurden insgesamt acht im Voraus vorgeschlagene Mitglieder en bloc gewählt.
Die letzte Vorstandswahl ist lange her
Die gewählten Mitglieder sind Markus Hauß, Andreas Jester, Lucas Mühlhäuser, Alexandra Oerther, Willi Peter, Thomas Scherner, Wolfgang Stern und Christian Wolf. Wer davon den ersten und zweiten Vorsitzenden bildet, wird in den kommenden Tagen vorstandsintern gewählt und anschließend verkündet.
Die letzte Wahl eines Vorstandsvorsitzenden bei den Pfälzer Klein- und Obstbrennern ist schon eine lange Zeit her. Denn Otto Hey, der den Vorsitz bisher innehatte, wurde am 26. April 1985 gewählt. Seit dieser Zeit übernahm er die Geschicke des Verbands und vertrat die Interessen und Anliegen der Brenner über die Grenzen der Pfalz hinaus.
Stets ein offenes Ohr für Brennerinnen und Brenner
Alois Gerig, Präsident des Bundesverbandes der Klein- und Obstbrenner, reflektierte in seiner Laudatio sowohl das bewegte Berufsleben, sowie das große Netzwerk, das sich Otto Hey im Laufe seines Wirkens aufgebaut hatte. „Dieses Netzwerk hat bis heute Bestand und ein solches braucht es auch für ein Vorankommen in der Branche. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit“, so Gerig. Auch Willi Peter sprach im Namen der Vorstandschaft seinen großen Dank an Otto Hey aus. Vor allem für sein jederzeit offenes Ohr für die Brenner. Als Zeichen der Dankbarkeit hat die Vorstandschaft beschlossen, Otto Hey zum Ehrenvorsitzenden des Verbands zu ernennen und verlieh dem ehemaligen Vorsitzenden feierlich die Ehrenurkunde.
Zuletzt trat Otto Hey selbst ans Rednerpult. Er dankte sowohl Klaus Lindenmann und Willi Peter für die langjährige und gute Zusammenarbeit. Den Brennern dankte er für ein stets angenehmes Miteinander in der Verbandsarbeit. Nicht zuletzt richtete Otto Hey seinen Dank an seine Frau Friedel Hey, die ihm in der langen Zeit seiner Vorstandschaft stets den Rücken frei hielt und ihn unterstützte. „Der Kuss kommt später“, endete Hey seine Rede mit einem Augenzwinkern an seine Frau.
lmc – LW 32/2023