Über den Agrarmarkt und den agrarstrukturellen Wandel sprach Dr. Günther Lißmann vom Regierungspräsidium Kassel bei der der Ortslandwirtetagung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg in Friedlos.
„In den letzten 40 Jahren sind die Preise für Fleisch, Getreide, Milch und Eier nominal fast konstant geblieben. Andererseits sind die Aufwendungen für die Produktion und die Lebenshaltungskosten entsprechend der Inflationsrate angestiegen. Ein Landwirt muss heute das Sechsfache produzieren, um auf dem Stand von 1970 zu sein.“ Mit diesen Erkenntnissen seiner statistischen Auswertung eröffnete Dr. Lißmann den Vortrag. Der technische Fortschritt mache dies möglich, verändere als logische Folge aber auch die Agrarstruktur und das Preisgefüge. Seit der Neuausrichtung der Agrarpolitik im Jahr 1993 sei jedem klar, dass die Existenz eines Betriebes von den Weltmarktpreisen für Agrarprodukte wesentlich bestimmt werde.
Hof erhalten nur über Wachstum
Eine kostengünstige Agrarproduktion bilde daher die elementare Voraussetzung zur nachhaltigen Existenzfähigkeit der Höfe. Die konsequente Nutzung des technischen, biologischen sowie organisatorischen Fortschrittes ermögliche Unternehmerwachstum und Produktivitätssteigerung. Im Jahre 1950 habe ein Landwirt zehn Menschen ernährt, im Jahr 2015 werden es seinen Angaben nach 150 Menschen sein. Wer von der Landwirtschaft leben wolle, müsse wachsen. Das könne über eine kostengünstigere Produktionssteigerung, neue Vertriebswege oder durch Betriebskooperationen geschehen. Biogas und Photovoltaik eröffne neue Einkommensquellen. Zum Ende seines Vortrags gab Dr. Lißmann einen Ausblick. Seines Erachtens sind Deutschlands Landwirte gut aufgestellt wegen der Standortvoraussetzungen, des Wissensvorsprungs und der technischen Ausstattung, um in einem liberalisierten Weltagrarmarkt bestehen zu können. Infos aus den Fachdiensten des Landkreises rundeten die Veranstaltung der Ortslandwirte ab.
Jacob, fd/l, hef-rof – LW 9/2013