Pflanzenbau | LW HEUTE

20 Jahre Erfahrung zur konservierenden Bearbeitung

Feldtag am Hof Lauterbach

Am 11. Juni fand ein Feldtag der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) und des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) auf Hof Lauterbach im Landkreis Waldeck-Frankenberg statt. Zentrale Erkenntnis: Ackerbauliche Versäumnisse, etwa bei der Fruchtfolgegestaltung, lassen sich später nicht durch Pflanzenschutzmittel ausgleichen – erst recht nicht bei zunehmenden Resistenzen.

Ein wichtiges Element bei „pfluglos“ ist das Nacherntemanagement. Foto: landpixel

Bei frühsommerlichem Wetter folgten etwa 60 Landwirte und Berater der Einladung zur Informationsveranstaltung über pfluglose Bodenbearbeitung. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Hessischen Arbeitskreises der GKB, Jörg Leiter, erklärte Karl Wittmer-Eigenbrodt die besonderen und standortangepassten betrieblichen Umsetzungen auf seinem Ackerbaubetrieb. Der Betrieb wirtschaftet seit mehr als 20 Jahren pfluglos, dabei immer mit dem Augenmerk auf eine situationsangepasste Intensität der Bodenbearbeitung im Rahmen einer vielfältigen Fruchtfolge.

Unterschiedlicher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Dr. Ruben Gödecke vom Pflanzenschutzdienst Hessen beim Regierungspräsidium Gießen verdeutlichte anhand von Ergebnissen aus dem langjährigen Bodenbearbeitungsversuch in Willershausen (Ringgau), wie unterschiedlich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln je nach Bearbeitungsintensität ausfallen kann. Auch hierbei wurden zum Teil Sortenunterschiede sichtbar.

Anschließend stellte Dr. Jana Epperlein, Geschäftsführerin der GKB, eine im März dieses Jahres veröffentlichte Studie zum Betriebsmitteleinsatz bei konservierender Landwirtschaft vor (www.gkb-ev.de/studie/). Diese wurde gemeinsam mit dem NABU Deutschland, der Hochschule Weihenstephan Triesdorf und Landwirten der GKB erarbeitet. Fazit nach langjähriger konservierender Landwirtschaft (minimaler Bodeneingriff, permanente Bodenbedeckung und vielfältiger Fruchtfolge): Es ist eine Toxizitätsreduktion bei Pflanzenschutzmitteln bis zu 70 Prozent möglich.

Praxisbeispiel im Feld

Nach einer Pause wurden drei Stationen im Feld aufgesucht. Die für den Feldtag ausgehobene Bodengrube mit ihrer Lößauflage wurde von Dr. Matthias Peter (Ingenieurbüro Schnittstelle Boden) angesprochen und die Wichtigkeit der angepassten Bodenbearbeitung herausgestellt.

Die Winterweizen-Landessortenversuche des LLH mit insgesamt 36 Sorten stellte der regionale Pflanzenbauberater Rainer Even vor. Bei der entsprechenden Sortenwahl sind unter reduzierter Bodenbearbeitung Eigenschaften wie Herbstentwicklung und Ertragsbildung (Kompensationstypen) von Relevanz.

Eine gute Feldhygiene zahlt sich aus

Jakob Wittmer-Eigenbrodt, Juniorbetriebsleiter, erläuterte gemeinsam mit dem Ackerbauberater Frank Käufler die konsequente Umsetzung „gelebter“ Feldhygiene. Die Feldhygiene umfasst Kulturmaßnahmen, die indirekt oder vorbeugend dazu beitragen, einen Kulturpflanzenbestand gesund zu erhalten. Sie sind bei konservierender Bodenbearbeitung besonders wichtig, denn ohne tiefes Unterpflügen bleiben Pflanzenreste an der Oberfläche, wo sie potenziell Krankheiten oder Schädlinge weitertragen können.

Ein wichtiges Element ist das Nacherntemanagement. Ziel ist es, den Samenvorrat im Boden von Unkräutern, Ungräsern und Durchwuchsrapspflanzen zu reduzieren und gleichzeitig die Ernterückstände so zu bearbeiten, dass der Rotteprozess beschleunigt wird. Dadurch wird der Aufbau eines Schaderreger-Inokulums unterdrückt. „Nacherntemanagement ist nicht Bodenbearbeitung, sondern eine eigene Disziplin“, so Wittmer-Eigenbrodt. Flach, fein und fest ist seine Devise.

Ein weiterer Baustein ist die vielfältige Fruchtfolge. Der Betrieb setzt auf den Wechsel Sommerung-Winterung und Blattfrucht-Halmfrucht. Diese Vielfalt stabilisiert das System und verringert den Druck durch Krankheiten, Unkräuter und Schädlinge – ein Kernprinzip des integrierten Pflanzenbaus.

Nacherntemanagement und Aussaat

Auf das Nacherntemanagment folgt die Aussaat. Dabei achtet der Betrieb auf

Angesichts wachsender Herausforderungen bei der chemischen Unkrautbekämpfung setzt der Betrieb auf ackerbauliche Lösungen: Optimierung von Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung und Saatzeit gewinnen zunehmend an Bedeutung – als nachhaltige Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz.

Der vorgestellte, dichte Weizenbestand (Sorte Patras) präsentierte sich gesund und sortentypisch lang. Die Wuchsregulierung war standortgerecht, der Fungizideinsatz gezielt und kosteneffizient. Eine Spätbehandlung in dieser Höhenlage gegen Braunrost wurde noch geprüft.

Dr. Dorothea Meldau, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 27/2025
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