Welthungerhilfe oder Rotes Kreuz? Behinderte Künstler, Kriegsopfer oder vielleicht dieses Jahr mal der örtliche Tierschutzverein? Alle Jahre wieder – und besonders in den Wochen vor Weihnachten – kommen per Post viele Bittbriefe, in denen um Spenden für gemeinnützige Organisationen und Hilfswerke gebeten wird. Viele Menschen möchten gerne etwas geben, aber unseriöse Praktiken und ein Verwaltungsapparat, die einen Großteil der Spendengelder wieder „schlucken“, haben einige der Hilfsorganisationen in den letzten Jahren ins Gerede gebracht. Wir haben einige Tipps und Hinweise für Spendenwillige zusammen gestellt.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
Spenden und Fördermitgliedschaften sind freiwillige Leistungen, zu denen niemand überredet oder gezwungen werden sollte. Werber an der Haustür oder auf der Straße sollten Sie nicht dazu verleiten, spontan zu spenden, wenn Sie es eigentlich gar nicht wollen. Werbung, die besonders gefühlsbetont und mitleiderweckend ist, deutet auf unseriöse Organisationen hin.
- Konzentrieren Sie Ihre Spenden auf wenige Organisationen.
Das erleichtert Ihnen die Prüfung der Seriosität und mindert den Verwaltungsaufwand für die Einrichtungen. Wer sein Spendenbudget auf viele Hilfswerke verteilt, wird von allen als „aktiver Spender“ registriert und umso mehr Werbung erhalten. Hinweise auf empfehlenswerte Organisationen finden Sie auch im Internet unter www.charitywatch.de.
- Spenden sind steuerabzugsfähig!
Spenden an Vereine, Stiftungen und andere Einrichtungen, die vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt sind, sind steuerabzugsfähig. Sie können als Sonderausgaben steuermindernd geltend gemacht werden. Voraussetzung dafür ist aber eine Zuwendungsbestätigung der jeweiligen Organisation. Bei Spenden bis zu 200 Euro reicht der Bareinzahlungs- oder Überweisungsbeleg.
- Vorsicht bei Haustürsammlungen!
Bei Haustürsammlungen sollten Sie immer einen behördlich ausgestellten Sammlerausweis zusammen mit dem Personalausweis verlangen. Außerdem muss die Sammlerdose verplombt sein. Wer mehr als zehn Euro geben möchte, der sollte nach einem Überweisungsformular fragen.
- Vorsicht bei Warenverkauf an der Haustür!
Ähnlich wie Haustürsammlungen funktionieren auch Hausierergeschäfte. Hier bietet jemand an der Tür bestimmte Waren zum Kauf – meist weit teurer als üblich. Das wird regelmäßig mit einem guten Zweck gerechtfertigt. Wer wirklich im Auftrag einer Behinderten- oder Blindenwerkstätte unterwegs ist, der kann dies durch einen Ausweis belegen. Allerdings werden die Waren von solchen gemeinnützigen Einrichtungen in der Regel in eigenen Läden verkauft. Deshalb auch bei einem Ausweis skeptisch sein! Ruhig nach einer Telefonnummer der Einrichtung fragen und den Verkäufer bitten, in zehn Minuten wiederzukommen. Und selbst wer den Kontrollanruf in der Zwischenzeit nicht macht, weiß nach Ablauf der Frist mehr: Ein Schwindler wird kein zweites Mal klingeln!
- Vorsicht vor übertriebener Dringlichkeit!
Seien Sie bei übertrieben dringlichen Spendenaufrufen skeptisch. Seriöse Hilfswerke haben für Not- und Katastrophenfälle vorgesorgt und können die erste Hilfe ohne Rücksicht auf den Spendeneingang starten. Die Spenden sind dann wichtig, um weitergehende Maßnahmen zu finanzieren und die Katastrophenmittel wieder aufzufüllen.
- Informieren Sie sich!
Die Zahl der Spendenorganisationen und die Intensität der Spendenwerbung nehmen ständig zu, deshalb sollten Spender mit Plan vorgehen. Informieren Sie sich per Internet über die Organisation und ihren Zweck, erbitten Sie Jahresberichte und Projektbeschreibungen. Die sollten verständlich, sachlich und informativ sein.
- Vorsicht bei Fördermitgliedschaften!
Bei Fördermitgliedschaften gilt nicht das Haustürwiderrufsgesetz, das bedeutet: Es gibt kein gesetzliches Rücktrittsrecht! Sie sollten sich deshalb nicht leichtfertig durch Unterschrift zur Zahlung eines monatlichen Förderbeitrags verpflichten. Informieren Sie sich sicherheitshalber über die in der Satzung festgelegten Kündigungsfristen.
- Geldspenden sind besser als Sachspenden!
Geld kann von den Hilfswerken flexibler eingesetzt werden als Sachspenden. Teure Transporte entfallen, viele Produkte können billiger vor Ort eingekauft werden und stärken außerdem die Wirtschaft am Zielort. Sachspenden wie Kleidung, Schuhe, Decken und Spielzeug sind dann empfehlenswert, wenn seriöse Organisationen gezielt um sie bitten. Doch Altkleidersammlungen können auch die Bemühungen zum Aufbau einer eigenen Textilindustrie in Entwicklungsländern zerstören. Außerdem werden viele Altkleidersammlungen von kommerziellen Unternehmen durchgeführt, weil damit viel Geld zu verdienen ist. Und selbst das Logo einer karitativen Einrichtung ist kein Schutz davor, weil diese häufig die Altkleider weiterverkaufen. Besser ist es deshalb, seine noch tragbaren Textilien an Kleiderkammern abzugeben, die wirklich Bedürftige unterstützen. Eine andere Möglichkeit ist der Secondhand-Laden. Und natürlich nicht vergessen: Der Erlös aus dem Verkauf wird anschließend gespendet.
- Besser zur freien Verwendung spenden!
Zweckgebundene Spenden sollten die Ausnahme sein. Sie sind nur sinnvoll als Ergänzung ungebundener Spenden, nicht aber als Ersatz. Sie engen den Entscheidungsspielraum der Hilfsorganisationen ein und verursachen zusätzlichen Werbe- und Verwaltungsaufwand. Noch nie wurde in Deutschland so viel gespendet wie nach der Tsunami-Katastrophe 2004. Doch diese Hilfsbereitschaft wirft auch Probleme auf. Denn nicht jede Organisation war wirklich in der Lage, das Geld sinnvoll in der betroffenen Region auszugeben. Vor einer Spende sollte deshalb ein kurzer Blick in den letzten Jahresbericht eines Vereins geworfen werden, ob dieser auch schon vor der Katastrophe vor Ort tätig war. Außerdem sollte ein Spender nicht sein Budget von einem Jahr für Katastrophenfälle verwenden. Denn diese Spenden sind zweckgebunden und müssen zeitnah ausgegeben werden. Sinnvolle langfristige Hilfe ist damit nicht möglich. shf
– LW /2009