Lagerkartoffeln brauchen volle Aufmerksamkeit

In den letzten Tagen habe viele Lagerhalter die kalten Nachttemperaturen dazu genutzt, ihre Kartoffeln weiter abzukühlen. Für die nächste Woche sieht es deutschlandweit ebenfalls gut aus, so dass die angestrebten Dauerlagerungstemperaturen bald mit Außenluft erreicht werden können. Dennoch bieten kalte Temperaturen im Lager alleine keine ausreichende Sicherheit, um die Kartoffeln gut durch den Winter zu bringen.
Mit der langsamen Absenkung der Temperatur im Lager verringert sich die Atmungsaktivität der Knollen und erreicht bei etwa 4 bis 5 °C ihr Minimum. Damit werden die meisten pilzlichen und bakteriellen Schaderreger inaktiver, aber sie gehen weder in den Winterschlaf noch sterben sie ab.
Hierin liegt die große Gefahr in dieser Lagersaison, denn bei einer etwaigen Wiedererwärmung mit Kondensation an den Knollen durch fehlende Belüftungsmöglichkeiten können sie ohne Vorankündigung erneut ein gefährliches Niveau erreichen. Ein ausreichendes Erregerpotenzial ist dafür in vielen Lagern vorhanden.
Wenn es bei einem Kontrollgang ungewöhnlich riecht oder kleine Fliegen auftreten wird es höchste Zeit für Gegenmaßnahmen. Deshalb sollten auch immer die Lagertemperaturen und die Belüftungsstunden über eine längere Zeit verfolgt werden. Hier lässt sich erkennen, ob in einer Sektion die Temperaturen schneller wieder ansteigen oder längere Lüfterlaufzeiten auftreten. Gleichzeitig sollte bei laufenden Gebläsen die Luftverteilung im Lager überprüft werden. Diese geht häufig mit dem Ziel einer optimalen Lagerausnutzung verloren, wenn zum Beispiel in einem raumbelüfteten Lager am Stapelende nicht mehr genug Platz vorhanden ist, damit die kalte Luft herunterfallen und durch den Stapel wieder nach vorne strömen kann.
Kündigt sich eine längere Warmphase an, ist insbesondere in außenluftbetriebenen Lagern
  • die Häufigkeit und Länge der Umluft deutlich zu erhöhen, um Kondensation an den Knollen zu vermeiden,
  • eine regelmäßige Erfrischungsbelüftung mindestens einmal täglich über den Prozessor oder per Hand sicherzustellen, denn Kartoffeln brauchen ausreichend Sauerstoff nicht nur zum Atmen, sondern auch zur Bildung von Abwehrstoffen – zum Beispiel gegen Bakterienbefall
  • für eventuell kritische Bereiche eine intensivere Luftbewegung durch zusätzliche Deckenventilatoren oder Standgebläse hilfreich.
Werden Fäulnisherde sichtbar,
  • kann bei geringem Befall versucht werden, die Feuchtigkeit durch intensiven Umluftbetrieb über längere Zeit abzuführen,
  • sind kritische Kisten rechtzeitig aus den Stapeln zu entfernen und gezielt zu belüften,
  • lassen sich bei der Loselagerung größere Problemzonen nur durch eine weiträumige Auslagerung beherrschen.
Versuchsstation Dethlingen