Im Kalender der hessischen Angus-Züchter ist das Sommer-Treffen, das jährlich von der Zucht- und Besamungsunion Hessen ausgerichtet wird, ein wichtiges Datum. Bei der Informationsveranstaltung steht zunächst die Behandlung zentraler Entwicklungen aus dem gesamten Bereich der Rinderzucht und insbesondere der Rasse Angus im Vordergrund. Danach folgt die Besichtigung einer Herde.
Züchterische Fragen, die mittelfristig Bedeutung bekommen, stehen im Vordergrund. Diesmal traf sich eine große Gruppe an Mitgliedern auf dem Betrieb der Familie Heiderich in Christerode, um sich vor Ort die Entwicklung dieser Adresse ansehen zu können. Anhand der nationalen Ergebnisse aus dem Bereich der Leistungsermittlung kann eindeutig abgeleitet werden, dass eine breite Anzahl an Betrieben mit Tieren in der Spitzengruppe vertreten ist und auch eine nennenswerte Anzahl an aktuellen Ausstellungsbullen in den Top-Listen vorgefunden werden kann.
Mit einem Mittelwert von 1 300 g liegt das Niveau der Tageszunahmen der gekörten Bullen inzwischen im erstklassigen Bereich. Auch im überregionalen Vergleich dieser Größenordnung gilt es, mittelfristig zu stabilisieren: Eine Steigerung in der Spitze ist nicht erforderlich. Aber die Selektion bei den leistungsschwächeren Tieren muss nach wie vor erfolgen.
Anzahl der Herdbuchkühe auf 1 300 angestiegen
Die eingeschlagenen Wege über die Nutzung erstklassiger Herdenbullen und die gezielte Ergänzung über Top-Genetik aus dem internationalen Segment der Besamung sind weiter erforderlich. Auch dieses Jahr war wieder eine nennenswerte Anzahl an neuen Mitgliedern bei der Versammlung vertreten. Dies ist das das beste Zeichen für die positive Gesamtentwicklung bei der Rasse Angus, bei der inzwischen über 1 300 eingetragene Herdbuchkühe zu verzeichnen sind. Diese Tendenz ist verstärkt darauf zurückzuführen, dass in den letzten Jahren hervorragende Verkaufszahlen nachgewiesen werden konnten. Dieses gilt für Top-Auktionen wie „Best Of“, bei der auch dieses Jahr die hessische Angus-Gruppe hervorragend ausgesehen hat und entsprechend gefragt war, aber auch zahlreiche Nachfragen aus dem Inland und vor allem aus mehreren Ländern in Europa haben dazu beigetragen.
Die Verfügbarkeit an hervorragenden Rindern aus den hessischen Betrieben hat sich überregional herumgesprochen und wird zur mittelfristigen Stabilisierung auf diesen Märkten beitragen. Für diesen Absatzweg ist die Nutzung von Spitzengenetik aus verschiedenen Ländern ein wichtiges Argument und dieser eingeschlagene Weg wird maßgeblich dazu beitragen, dass die Vergleichbarkeit der Zuchtwerte international verbessert wird. Ein wesentlicher Punkt für die Vermarktung von Zuchtvieh in viele Länder. Ein weiteres Argument für die positive Entwicklung bei den Absatzzahlen ist die steigende Nachfrage nach Angus-Absetzern für die Bullenmast. Die aktuellen vorliegenden Daten aus größeren Bullenmastbetrieben dokumentieren eindeutig, dass die heutige Genetik absolut konkurrenzfähig ist und die Nachfrage nach Angus-Mastbullen auch wegen der hervorragenden Fleischqualitätsmerkmale steigen wird. Dieser Absatzweg ist für alle Mutterkuhhalter wichtig, die eine eigene Ausmast oder auch Direktvermarktung der anfallenden Tiere nicht umsetzen können. Die Verwendung von überlegener Genetik für Merkmale der Fleischqualität wird diesen Trend mittelfristig noch verstärken.
Eine Herdenbesichtigung folgte der Infoveranstaltung
Vor 20 Jahren entschieden sich Friedhelm und Klaus Heiderich in Christerode zur Aufgabe der Milchviehhaltung, da diese im Nebenerwerb nicht mehr betrieben werden konnte und sahen sich nach einer Alternative für ihr reichliches Grünland im Knüll um. Die Entscheidung fiel zugunsten der Rasse Angus, da zu dieser Zeit bereits in Hessen mehrere erfolgreiche Adressen vorhanden waren. Mit absoluter Konsequenz wurde dann auch diese Umstellung umgesetzt und Klaus und Friedhelm Heiderich sind von der Richtigkeit der damals getroffenen Entscheidung auch heute noch absolut überzeugt. Der Bau eines Laufstalles, kombiniert mit einer Bergehalle, hat sich auch aus arbeitswirtschaftlichen Gründen als absolut richtig erwiesen, denn nur so kann die 25-köpfige Angus-Herde im Nebenerwerb optimal gemanagt werden. Arrondierte Weideflächen bieten Vorteile im Sommer Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist für den Betrieb, dass relativ große zusammenhängende Weideflächen vorhanden sind, um den zur Betreuung während des Sommerhalbjahres notwendigen Aufwand zu minimieren.
Die züchterische Arbeit zeigt von Anfang, dass Qualität vor Quantität steht und die eingesetzten Herdenbullen, teils im Besitz mit Züchterkollegen, gute Ergebnisse im Betrieb deutlich hinterlassen konnten. Bei der Besichtigung der Herden hat der aktuelle Absetzerjahrgang, der von dem Bullen Gorbi abstammt, einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und dieses Jahr erwartet die Familie Heiderich Nachzucht von den derzeitigen Herdenbullen Rudi (V: Red Eagle) und Astronaut (V: Admiral). Den Erfolg bei der betrieblichen und züchterischen Entwicklung im Betrieb Heiderich konnten die Züchterkollegen gut nachvollziehen, so dass künftig mit hervorragenden Tieren von dieser Adresse bei den züchterischen Veranstaltungen zu rechnen ist.
Grünhaupt, LLH Kassel – LW 28/2017