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Auktion im Spannungsfeld des Milchmarktes

Preise der Zuchtviehauktion in Bitburg lagen unter dem Vormonat

Alle Zuchtviehversteigerungen in Deutschland spiegeln mit ihren Durchschnittspreisen die aktuellen Spannungen auf den Milchmärkten wider. So auch die Auktion der Rinder-Union West am vergangenen Donnerstag in Bitburg. Der Durchschnittspreis für abgekalbte Holsteinfärsen lag rund 50 Euro unter dem Vormonat und pendelte sich bei noch recht guten 1 271 Euro ein. Hierbei darf allerdings nicht darüber hinweggesehen werden, dass ein Überstand bei den abgekalbten Holsteinfärsen blieb und somit rund 20 Prozent nicht abgesetzt werden konnten.

Spitzenrind der Bitburger Auktion war eine Bedford-Tochter aus der Zucht von Stefan Struben, Dahlem, die für 1 600 Euro den Besitzer wechselte. Foto: Schulte

Mit 18 von der Körkommission verbandsanerkannten Deckbullen war das Angebot für alle Käufer reichlich und gut. Der Durchschnittspreis von 1 433 Euro lag jedoch unter dem Vormonat und die Nachfrage war mit 2/3 verkauften Bullen absolut gesättigt. Die Züchterfamilie Nohner, Sassen, konnte sich über den Tageshöchstpreis von 2 400 Euro freuen. Dieser Bulle hatte genau die Attribute, die gefordert sind: rotbunt, hornlos. Es handelt sich um einen Capple P-Sohn aus Maya P, eine Asterix-Tochter aus einer Jerudo-Großmutter, die über das Embryonen-Import-Programm der RUW in den Zucht­­betrieb gelangte. Aus dieser Kuh sind viele Bullen in der Besamung und Spitzenbullen auf den Auktionen versteigert worden. Mit einem genomischen Zuchtwert von RZG 152 ließ die Genetik hier keine Wünsche offen.

Den zweithöchsten Zuschlag des Tages erzielte mit 1 600 Euro ein schwarzbunter Debutant-Sohn aus der Zucht von Matthias Nosbisch, Niederweis. Die Numero Uno-Mutter Armana wurde in der ersten Laktation mit 88 Punkten bewertet und stammt aus der Apple Red EX 96 – mit einem genomischen Zuchtwert von RZG 145 und dieser Top-Kuhfamilie nahezu ein Schnäppchen. Die preislich nachfolgenden beiden Bullen waren zum einen ein sehr gut entwickelter, tiefrippiger Brekem-Sohn (1 550 Euro) aus dem Zuchtstall Josef Streit, Obergeckler, mit einer Mutter, die mit 91 Punkten exzellent bewertet worden ist. Hier gaben mit Sicherheit die hohen Inhaltsstoffe von über 3,80 Prozent den Ausschlag. 1 500 Euro erhielt Johann Hoffmann, Stockem. Sein rotbunter hornloser Colour P-Sohn JOH Camell wurde perfekt vorbereitet und fehlerfrei im Ring präsentiert. Die Mutter JOH Astori ist mit 86 Punkten bewertet, genau wie die Großmutter JOH Albine von Devis. Leistungen von über 11 000 kg Milch mit 3,70 Prozent Eiweiß runden das Profil ab.

Gedämpfte Stimmung

Der Auktionator Mathias Mertes hatte keine leichte Aufgabe. Es werden durchaus abgekalbte Holsteins in den Betrieben gebraucht, doch es fehlt an Liquidität. Bei dieser Versteigerung endete die Preisspitze bereits bei 1 600 Euro. Verkäufer ist Stefan Struben aus Dahlem mit seiner extrem schicken, eleganten und leistungsstarken (37 kg) Tochter des RUW-Select-Bullen Bedford. Sie präsentierte sich klasse im Ring und das kommt nicht von ungefähr. Denn ihre Mutter, eine Buckeye, ist mit 85 Punkten und die Großmutter von Jockorm mit 87 Punkten bewertet. Dass sie Milch geben wird beweisen ihre Vorfahren, die mit 13 000 kg Milch gezeigt haben, was sie können.

Dreimal fiel der Hammer bei 1 500 Euro: Eine Jonas-Tochter kam aus dem Zuchtstall Siegfried Hück, Kall. Hier stehen mit Jetlag und Vampir bewährte Vererber im Pedigree. Eine schicke Brawler-Tochter, gezogen von Stefan und Matthias Zens, Musweiler, wechselte zum selben Preis seinen Besitzer. Diese hell gezeichnete Färse war mit einem extrem guten Milchtyp ausgestattet, trockenen sauberen Fundamenten und einem festansitzenden Euter. Die Dritte in dieser Preiskategorie kommt aus dem Stall Stefan Struben und ist eine Tochter des Bullen Bedford.

Die Preisspitzen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass so manch ein Verkäufer nicht mit dem Erlös zufrieden war. Doch mehr ist in dieser schwierigen Situation nicht zu erlösen. So entschied sich der ein oder andere Verkäufer, sein Tier wieder mit nach Hause zu nehmen.

Grebener, ruw – LW 15/2016