Tierhaltung | LW HEUTE

Betrieb mit viel Fachverstand auf die Zukunft ausgerichtet

Kallspreis geht an Rindte GbR in Battenberg-Berghofen

Der Familienbetrieb Rindte aus Battenberg-Berghofen ist der Gewinner des Kalls­preises für hessische Milcherzeuger 2015, mit dem die Landesvereinigung Milch Hessen bereits zum sechsten Mal Betriebe auszeichnet. Den zweiten Platz belegt der Betrieb von Christof Wegfahrt aus Niederaula, gefolgt von der Bangert-Erlemann GbR aus Diemelsee-Rhenegge. Sibylle Möcklinghoff-Wicke, Innovationsteam Milch Hessen, schildert die Beweggründe, warum der Betrieb Rindte es ganz bis nach oben aufs Treppchen geschafft hat, und stellt diesen vor.

Mit einem selbstfahrenden Futtermischwagen wird die TMR gemischt und vorgelegt.
Drei Betriebe wurden mit dem Kallspreis der Landesvereinigung Milch Hessen ausgezeichnet: Platz 1 belegte die Rindte GbR, Battenberg-Berghofen, den zweiten Platz der Betrieb von Christof Wegfahrt aus Niederaula, gefolgt von der Bangert-Erlemann GbR aus Diemelsee-Rhenegge. Überreicht wurde der Preis vom Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Friedhelm Schneider (v.l.n.r.: Dr. Frank Jäger, Geschäftsführer der Landesvereinigung Milch Hessen, HBV-Vizepräsident Karsten Schmal, HBV-Präsident Friedhelm Schneider, die hessische Milchkönigin Svenja I, Christa Wegfahrt, Frank Hammen, Hochwald, Maximilian Gerhard, Michaela Seibel, Mike Rindte, Silke Rindte mit Mona, Werner Schäfer, Hans-Helmut Rindte, Karl-Heinz Rose, Jenny Cremer, Herdswoman in der Bangert-Erlemann GbR, Silja Bangert mit Moritz, Bernd Erlemann).

Fläche und Mitarbeiter sind die neuen Wachstumsbremsen

Familie Rindte ist mit dem neuen Stall für das „Nachquotenzeitalter“ gut aufgestellt. Es wurden mehrere Millionen Euro investiert, aber man ist zuversichtlich, auch bei schwankenden Milchpreisen rentabel zu produzieren. Bei der Planung der Investition wurde mit einem Milchpreis von 28 bis 30 ct gerechnet. Auch wenn der Betrieb eine gute Flächenausstattung hat, kann die Fläche schnell zum begrenzenden Faktor werden. Die Pachtpreise in der Region sind derzeit noch auf einem niedrigen Niveau, aber die Begehrlichkeiten nach Fläche steigen, sodass die Preise und vor allem auch die Flächenverfügbarkeit davon beeinflusst werden könnten. Der Betrieb hat langjährige Erfahrung mit der Lehrlingsausbildung und hat seit einigen Jahren auch feste Mitarbeiter, aber auch hier sieht die Familie eine Hürde für weiteres Wachstum. Mitarbeiter zu finden und zu halten ist eine besondere Herausforderung, der sich jeder größere Betrieb stellen muss. Trotz dieser Risiken ist Familie Rindte sicher, dass Betriebe in dieser Größenordnung ohne eine Milchmengenbeschränkung besser aufgestellt sind, da sie flexibler reagieren können und so die Chancen am Markt besser wahrnehmen können, damit man am Ende auch die Risiken des Marktes besser handhaben kann. Weil die Familie davon überzeugt ist, dass wachsende Betriebe wirtschaftlich gesehen von der Abschaffung der Milchquote profitieren können, sofern sie generationsübergreifend an einem Strang zieht und Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden sind. Aber die nachfolgende Generation darf nicht durch Auflagen so stark eingeschränkt werden, dass dadurch die Leidenschaft für Landwirtschaft verloren geht.

Nach einstimmiger Meinung der Jury sind das alles Gründe gewesen, die Rindte GbR zum Sieger des Kallspreises zu küren. Am Erfolg beteiligt waren Hans-Helmut und Silke sowie Mike Rindte und Lebensgefährtin Manuela Seibel mit Tochter Mona, sowie die beiden Mitarbeiter Maximilian Gerhard und Joscha Maurer. Zum besten Milcherzeuger wird man gewählt, weil man in vielen Belangen bei der Kuh „top“ ist und weil man ein „Unternehmer“ ist und auch nach außen zeigt, dass Landwirtschaft und die Milcherzeugung ein Wirtschaftsbereich ist, in dem nachhaltig und generationenübergreifend gewirtschaftet wird. All dies hat die Familie Rindte der Jury eindrucksvoll bewiesen. Besonderheiten des Betriebes, die die Jury bei der Betriebsbesichtigung im Mai 2015 überzeugt haben, waren vor allem eine langjährige hohe Milchleistung bei den Kühen, gepaart mit guten Gesundheitsdaten, ein neuer „Wohlfühlstall“, nach aktuellem Stand der Technik, der kaum Wünsche offen lässt und eine Leidenschaft für Kühe, die auf gesunden, wirtschaftlichen Füßen steht.

Auch im Hinblick auf die Arbeitswirtschaft gut durchdacht

Ein Unternehmer muss tagtäglich Entscheidungen treffen; die Entscheidung, einen neuen Investitionsschritt, der immer auch ein finanzielles Risiko darstellt, zu wagen, braucht aber reifliche Überlegung und Abwägen der Vor und Nachteile, sowie der Risiken, aber auch der daraus resultierenden Chancen. Und genau dieser Prozess hat in der Familie stattgefunden und hat zu diesem beeindruckenden Ergebnis geführt, das von den Gästen begutachtet wurde: ein moderner, sehr tiergerechter Stall, der auch hinsichtlich der Arbeitswirtschaft hervorragend gestaltet ist.

Milchproduktion ist längst zu einem Cent-Geschäft geworden und es kommt sehr wohl darauf an, effizient und nachhaltig zu wirtschaften und sich Optionen für die Zukunft offen zu halten. Wie auch die anderen Preisträger hat sich vor allem auch er Siegerbetrieb sehr gut auf das Ende der Milchquotenregelung vorbereitet, um mit größeren Stückzahlen Kostenvorteile zu erzielen, um stärker schwankende Milchpreise managen zu können, um Liquidität als oberstes Ziel zu gewährleisten. Und das Ganze nicht zum Nachteil von Tier und Umwelt, sondern ganz im Gegenteil: es gibt kaum bessere Haltungsbedingungen für die Kühe! Familie Rindte ist es besonders gut gelungen ihr persönliches Leitbild und Selbstverständnis einer zukunftsfähigen Milchviehhaltung mit besonders tiergerechten Stallungen zu verwirklichen, die auch eine hohe Arbeitseffizienz ermöglichen. Gerade auch der soziale Aspekt der Betriebsleiterfamilie ist für die Zukunft entscheidend. Hervorragendes Unternehmertum, verbunden mit hohen öko­nomischen und biologischen Leistungen, ist der Schlüssel für das zukunftsorientierte Gesamtkonzept, das herausragend unter den teilnehmenden Betrieben ist. Aus diesem Grund hat die Jury einstimmig Familie Rindte als Siegerbetrieb für den Kallspreis für hessische Milcherzeugerbetriebe 2015 ausgewählt.

 – LW 30/2015
In kleinen Schritten die Herde aufgestockt Reportage über den Milchviehbetrieb Mohr in der Pfalz