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Bio-Milch erzeugen: Alternative für Betriebe in der Rhön?

Infoabend des Kreisbauernverbands in Poppenhausen

Kann die Erzeugung von Bio-Milch eine betriebswirtschaftliche Alternative für Milchbauern sein? Darum ging es in einer Veranstaltung des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld (KBV) in Poppenhausen an der Wasserkuppe.

Ist die Erzeugung von Bio-Milch eine betriebswirtschaftliche Alternative? Darum ging es in der Rhön. Hier eine Fleckviehherde bei Gersfeld-Mosbach. Im Hintergrund die Wasserkuppe. Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Der Landkreis Fulda ist geprägt durch einen hohen Grünlandanteil. In der Region betreiben etwa 11 Prozent der Be­triebe ökologische Landwirtschaft, erklärte der Geschäftsführer des KBV, Dr. Hubert Beier. Die Mehrheit der Milchviebetriebe sei dort zwar nicht vertreten. Gerade bei den derzeit sehr niedrigen Molkereiauszahlungspreisen zwischen 25 und 30 Cent je Liter Milch an die Landwirte stünden sich derzeit Bio-Milcherzeuger, die acht bis 10 Cent mehr bekommen, aber besser.

„Milchgeld erhält die Mittelgebirgslandschaft“

Die Rhön mit ihren „offenen Fernen“ nannte Landrat Bernd Woide als eine wertvolle Mittelgebirgslandschaft mit hohem Erholungswert für viele Menschen. Dass die Landschaft so erhalten werden kann wie sie sei, darauf sei man an Milchvieh haltende angewiesen. Deshalb habe sich der Landkreis Kulda um die in Hessen neu initiierte „Ökolandbau- Modellregion“ beworben.

Die Vermarkter mit ins Boot holen

Dazu soll eine Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt, Betrieben bei der Umstellung von einer konventionellen zur ökologischen Bewirtschaftung zu unterstützen, eingerichtet werden. Woide kann sich vorstellen, „dass sich dazu einiges bewegen lässt.“ Aber es sei auch wichtig, auch „die Ökoschiene muss sich rechnen.“ Chancen und Risiken seien zu bewerten, so der Landrat.

Die Region der Rhön habe einen sehr hohen landschaftlichen und zugleich landwirtschaftlichen Wert, stellte Sven Euen, der bereits das LandPrimus-Qualitätsfleisch-Programm sowie das Rhöner Biosphärenrind-Programm für die Kurhessische Fleischwarenfabrik (kff) in Fulda mit aufgebaut hat, heraus Während der Veranstaltung berichtete Euen über den im Jahr 1991 gegründeten „Biopark“-Verband, der nach strengen ökologischen Richtlinien auch Flächen in Naturschutzgebieten bewirtschafte. Rund 600 Landwirte in 15 Bundesländern gehören diesem an.

Erhöhte Kosten in der Erzeugung berücksichtigen

Weidegang und Auslauf seien vorgegeben, Anbindehaltung verboten. Biopark-Landwirte schaffen qualifizierte Arbeitsplätze und stärken die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in strukturschwachen Gegenden. Die Nachfrage nach Lebensmitteln aus Ökobetrieben werde weiter zunehmen. Schon jetzt sei Öko-Rindfleisch begehrt. Euen sieht für Züchter, Landwirte und Vermarkter, gerade auch mit Zugang zum Rhein-Main-Gebiet, eine Chance im Ökobereich.

Wenn die Bio-Milchproduktion weiter mit jährlichen Raten von 4 bis 6 Prozent wachse, plane die „Gläserne Molkerei“, die bereits jetzt Milch aus dem Vogelsberg abhole und in ihren beiden Standorten im brandenburgischen Münchehofe (seit 2009) im nördlichen Spreewald sowie im mecklenburgischen Dechow (seit 2011) verarbeite, eine weitere Molkerei zu errichten, sagte Dr. Frank Wetterich von der Gläsernen Molkerei.

Geschäftsbetrieb der „Gläsernen Molkerei“

Die Gläserne Molkerei verarbeitet Milch von Bio-Landwirten zu verschiedenen Milchprodukten Man habe im vergangenen Jahr eine Kooperation geschlossen, mit dem Ziel mehr Öko-Milchvieh zu vermarkten. Wetterich erläuterte, wer an einer Umstellung interessiert sei, habe Möglichkeiten einer langfristig vertraglich gesicherten Abnahme der Milch. Jeder Landwirt, der Bio-Milch an die Gläserne Molkerei liefere, gehöre einem ökologischen Anbauverband wie etwa Naturland, Demeter oder Bioland an. Einige Ökobetriebe seien außerdem National Organic Program (NOP) zertifiziert. Dies bedeute, dass sie neben den Anforderungen der Anbauverbände und der EU-Bio-Verordnung weitergehende Vorgaben für die ökologische Landwirtschaft erfüllen.

Man produziere eine umfassende Palette von Molkereiprodukten unter eigenem Logo als auch für andere Vermarkter. Derzeit zahle man 47,4 Cent pro Liter Biomilch an die Betriebe. Zuschläge von fünf Cent gebe es unter anderem für Bio-Heumilch. Hier sei die Silagefütterung nicht erlaubt, um Clostridiensporen in der Milch zu vermeiden. Sie seien bei der Hartkäseherstellung schädlich. Auf der Grünen Woche in Berlin ist die Gläserne Molkerei mit einem Stand (141) in der Brandenburghalle (Halle 21a) vertreten.

Burkhardt – LW 2/2016