Im Rahmen der hessenweiten Vorstellung der „Biodiversitätsinitiative“ in den Kreis- und Regionalbauernverbänden veranstaltete der Hessische Bauernverband (HBV) vorige Woche ein Pressefrühstück, um über den Beitrag der Landwirtschaft zum Erhalt der Artenvielfalt zu informieren. An dem vor dem Haus der Hessischen Landwirtschaft in Friedrichsdorf angelegten Blühstreifen konnten sich die Journalisten davon überzeugen, dass die ausgesäten Blühpflanzen Honig-, Wildbienen und anderen Insekten eine gute Nahrungsquelle bieten.
„Wo Weizen gesät wird, muss Weizen ohne Fremdbesatz stehen. Der Markt verlangt Qualität, der Landwirt muss sie liefern können, sonst kann sein Betrieb am Markt nicht bestehen. Wir Landwirte wissen gleichwohl um unsere Verantwortung und wollen unseren Beitrag zur Biodiversität leisten. Wir erwarten aber, dass die Erhaltung der Biodiversität als gesellschaftliche Aufgabe erkannt wird, an der sich viele beteiligen müssen, nicht allein die Landwirte.“
Gesellschaftlich übergreifendes Projekt
Mit diesem Statement eröffnete Peter Voss-Fels, Generalsekretär des HBV, dieses Hintergrundgespräch und beschrieb zahlreiche Beispiele aus der Praxis, um zu verdeutlichen, dass nicht nur die Landwirte in der Pflicht sind, für mehr Vielfalt in Feld und Flur zu sorgen. Biodiversität muss aus seiner Sicht ein gesellschaftlich übergreifendes Projekt werden. Zum Beispiel bedrohe der Klimawandel Wildbienenarten, weil sich die Zeitpunkte von Blüte und Schlupf der Bienen verschieben. Es gelte, den Ursachen für den Artenschwund nachzugehen. Er stellte fest, dass auch das Freizeitverhalten in Feld und Natur großen Einfluss auf die Biodiversität habe. Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn, wie auch die anderen Bodenbrüter brauchen Feldraine und -wege als Rückzugsgebiete. Streunende Hunde von Spaziergängern stören sie aber dabei, ihren Nachwuchs großzuziehen. „Wir müssen die Kinder- und Jugendstuben unserer Mitkreaturen schützen“, sagte Voss-Fels.
Die gemeinsame Initiative des Hessischen Bauernverbandes mit dem hessischen Landwirtschaftsministerium und dem Landesverband Hessischer Imker „Hessens Landwirtschaft blüht für Bienen: Landwirte und Imker sind Partner “ (Bericht im LW Hessenbauer 26/2017, Seite 9) stoße auf großen Zuspruch der Imker, wie auch in der Bevölkerung, berichtete der HBV-Generalsekretär. Derzeit sind in Hessen mehr als 110 Betriebe mit über 350 Blühstreifen an der Initiative beteiligt. Gemeinsam mit den Imkern hat der HBV eine elf Pflanzenarten umfassende Bienenweiden-Mischung zusammengestellt. Das Saatgut enthält Trachtpflanzen für Honig- und Wildbienen und weitere nektarliebende Insekten vom Frühjahr bis zum Herbst. Denn es komme auf die durchgehende Versorgung der Insekten mit Blühpflanzen als Nahrungsquelle für die Zeit nach der Rapsblüte bis September an, konstatierte Voss-Fels.
Moe – LW 28/2017