Der Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), Elmar Baumann, hat die Bedeutung von Biokraftstoffen aus Agrarrohstoffen für das Gelingen der Mobilitätswende unterstrichen und seine Forderung nach einer deutlichen Anhebung der deutschen Treibhausgasquote bekräftigt. Baumann weist darauf hin, dass die Biokraftstoffe der ersten Generation heute mit 90 Prozent den „Löwenanteil“ der erneuerbaren Energien auf der Straße ausmachten und damit derzeit die einzige Alternative zu fossilen Kraftstoffen darstellten.
Baumann befürchtet allerdings, dass der Anfang Dezember von der Europäischen Union vorgestellte Kompromiss zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) bis 2030 zur Halbierung des Absatzes von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse führen werde, wenn die Bundesregierung hier nicht nachreguliere. Sollte dies ausbleiben, drohten wegen der in der Richtlinie festgeschriebenen Bevorzugung von Alternativen ein Produktionseinbruch, ein Werteverlust von 1,4 Mrd. Euro sowie der Verlust von Anbaufläche beim Raps, warnt der VDB-Geschäftsführer. Nach seiner Einschätzung würde dies wegen der wegfallenden wertvollen Koppelprodukte wie Rapsschrot weitere Probleme für die Landwirtschaft, den Handel und die Ölmühlen nach sich ziehen.
Fehlende Alternativen
Aufgrund fehlender Alternativen gefährde ein Absatzrückgang bei Biokraftstoffen der ersten Generation unmittelbar auch die deutschen Klimaschutzziele für 2030, betont Baumann. Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen weisen ihm zufolge zwar eine hervorragende Treibhausgasbilanz auf, können die herkömmlichen „grünen“ Treibstoffe wegen ihres begrenzten Rohstoffpotenzials aber nicht ersetzen.
Um dennoch die klimapolitischen Ziele Deutschlands zu erreichen, blieben Bioethanol und Biodiesel deshalb unverzichtbar, so der VDB-Geschäftsführer. Damit der Anteil dieser Treibstoffe auf dem heutigen Stand von 4,5 Prozent am deutschen Kraftstoffmarkt erhalten werden könne, müsse die Bundesregierung bei der Umsetzung von RED II „drastisch über das hinausgehen, was die Richtlinie vorschreibt“.
Bundesregierung muss nachsteuern
Der VDB spricht sich dafür aus, die deutsche Treibhausgasquote von jetzt 6 Prozent auf 16 Prozent im Jahr 2030 anzuheben. Um diese Quote zu erfüllen, sei es unerlässlich, dass die Bundesregierung das Klimaschutzpotenzial von herkömmlichem Biodiesel und Bioethanol weiterhin nutze, ohne auf die Elektromobilität zu verzichten. Nur so lassen sich nach Baumanns Ansicht die im Klimaschutzplan vorgegebenen 20 Prozent an erneuerbaren Energien im Kraftstoff im Jahr 2030 erreichen.
Im Zuge der laufenden Antisubventionsverfahren wegen möglicherweise unzulässig verbilligter Biodieselimporte gegen Argentinien und Indonesien stellt sich der VDB nach Angaben ihres Geschäftsführers hinter das Vorgehen der Europäischen Kommission. Die Verfahren seien berechtigt, da die deutsche und europäische Branche massiv unter den unfair geförderten Importen leide, so Baumann. Er setzt darauf, dass die von der Kommission vorgeschlagenen Strafzölle gegen Argentinien zumindest in diesem Fall ein Ende der unzulässigen Handelspraktiken des südamerikanischen Landes bedeuten.
age – LW 1/2019