Die Jagd hat das gleiche Problem wie die Landwirtschaft: sie ist vielen Mitbürgern fremd geworden. Unter dem Motto „Jagd, reden wir darüber, gemeinsam“ lag eine anspruchsvolle Agenda vor den Teilnehmern des Bundesjägertages vorigen Freitag im oberhessischen Marburg. Auch wurde über den Einsatz bleihaltiger Jagdmunition gesprochen. Zu diesem Thema hielt Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, den Hauptvortrag.
Zu Beginn des vom Bläserkorps umrahmten Bundesjägertages begrüßte Hartwig Fischer, Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV), etwa 300 Delegierte der 15 Mitgliedsverbände und Gäste, darunter den Ehrenpräsidenten des DJV und früheren Bauernpräsidenten, Constantin Freiherr Heereman.
Ethische Anerkennung und praktische Ausgestaltung
Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich warb für einen konstruktiven Dialog zwischen Jägern, Landwirten und der Bevölkerung und würdigte die Arbeit des früheren, langjährigen LJV-Präsidenten Möller. Dr. Jürgen Ellenberger hatte auf dem Bundesjägertag in Marburg seinen ersten Einsatz als neuer Präsident des Landesjagdverbandes Hessen und hielt das Schlusswort. Der 53-jährige Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe wurde eine Woche zuvor auf dem Landesjägertag Hessen in Laubach zum Nachfolger von Dietrich Möller gewählt. Landwirtschaftsmeister Möller war zwölf Jahre lang Oberbürgermeister in Marburg, ferner Mitglied des Hessischen Landtags und für 24 Jahre Präsident des LJV Hessen.
Studie abwarten – kein „vorschneller Schuss“
Dr. Robert Kloos erläuterte eine derzeit laufende Studie des BMELV, bei der alternative Jagdbüchsengeschosse, die kein Blei enthalten, geprüft werden. Zwei Drittel der Untersuchungen stehen noch aus, so dass vor einem „vorschnellen Schluss“ in der Gesetzgebung zu warnen sei. Gleichwohl habe die Politik bei entsprechenden Ergebnissen aus den Lebensmitteluntersuchungen zu handeln. Bei der BMELV-Studie sollen insbesondere folgende Fragen geklärt werden:
In der Debatte um bleifreie Jagdbüchsenmunition sind für den DJV weitere zentrale Fragen noch ungeklärt, teilte DJV-Präsident Fischer in Marburg mit. So erfüllt nach Angaben des DJV rund die Hälfte der etwa 2 500 bis 3 000 jagdlichen Schießstände in Deutschland derzeit nicht die Anforderungen für die Umrüstung auf bleifreie Munition, beispielsweise hinsichtlich der Ausstattung des Kugelfanges. Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung befinde sich Munition am Markt, die nicht tierschutzgerecht töte. Die Jäger forderten in Marburg bundeseinheitliche Regelungen zum Einsatz alternativer Jagdbüchsengeschosse, ferner dass einheitliche und verbindliche Wirksamkeitskriterien für die Munition aufgestellt werden.
Neuer Name, neues Logo und neue Internetseite
Die Veranstaltung in Marburg brachte auch Neuerungen im Außenauftritt des Verbandes. So beschlossen die Delegierten den Eintrag ins Vereinsregister in „Deutscher Jagdverband e.V. – Vereinigung der deutschen Landesjagdverbände für den Schutz von Wild, Jagd und Natur“ umzubenennen. Ab 2014 trägt der DJV ferner ein neues Logo. Auch stellte er bei der Kundgebung seine neue Internetseite „Fakten statt Vorurteile“ vor, mit der man stärker auf Menschen zugehen will, die mit der Jagd wenig Berührung haben
Moe – LW 23/2013