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Böden unter Wäldern sind Produkt ihrer Bewirtschaftung

Waldboden ist Boden des Jahres 2024

Ursprünglich war die Landschaft Mitteleuropas überwiegend von Wäldern bewachsen. Mit dem Sesshaftwerden der Menschen und dem Beginn des Ackerbaus vor zirka 5000 Jahren wurde Wald gerodet und die Acker- und Siedlungsflächen dehnten sich bis in die Neuzeit aus. Übrig blieben Waldstandorte, die aus Sicht des Bauern ungünstige Verhältnisse aufweisen.

Mit einer Bodenschutzkalkung wird langfristig den negativen Folgen einer Bodenversauerung im Wald entgegengewirkt. Das Ziel ist nicht eine Düngung der Bäume, sondern die Wiederherstellung eines naturnahen Zustandes der Waldböden. Foto: Voit

Entweder sind diese Wald-Standorte zu steil, zu nass, zu kalt, zu flachgründig, zu sauer, zu nährstoffarm oder schwer zugänglich oder schwer zu bearbeiten. Der Waldboden ist also auf sehr vielen unterschiedlichen Ausgangsmaterialien und Klimazonen entstanden. So kennt die Bodenkunde den Begriff „Waldboden“ nicht. Wie schon beim Boden des Jahres 2023 (Ackerboden) ist die Art der Bewirtschaftung für die Kategorie „Waldboden“ maßgeblich.

Verteilung der Waldböden

Im Durchschnitt ist heute noch knapp ein Drittel der Fläche in Deutschland mit Wald bestockt. Dabei ist die Verteilung gerade in Südwestdeutschland sehr ungleichmäßig. Während in den Gunstlandschaften des Ackerbaus wie am mittleren Neckar oder in Rheinhessen oft weniger als 10 Prozent Waldfläche übrig ist (Landkreis Alzey-Worms unter 5 Prozent) sind es in den Mittelgebirgslagen des Schwarzwaldes, des Odenwalds und im Pfälzerwald noch über 60 Prozent.

Der Pfälzerwald bildet mit einer Fläche von rund 177 000 Hektar und einem Waldflächenanteil von 82 bis 90 Prozent eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands.

Nutzung beeinflusst die Böden

Wald, wie wir ihn heute kennen, ist das Ergebnis gegenwärtiger Forstwirtschaft. Zu früheren Zeiten wurde der Wald anders als heute genutzt. So waren zur Brennholznutzung Bäume und Gehölze mit vitalen Stockausschlägen wie Hasel, Esche, Hainbuche und Eiche verbreitet, das verwendete Holz diente auch für die Köhlerei und zur Gewinnung von Lohe (Rinde) für die Gerberei. Diese Art der Waldwirtschaft, der sogenannte Niederwald ist in Mitteleuropa nur noch selten anzutreffen.

Weitere Nutzungsformen wie die Gewinnung von Laubstreu oder die ehemals verbreitete Waldweide sind heute Vergangenheit. In den Böden, dem „Langzeitgedächtnis“ der Bewirtschaftung ist die historische Nutzung oft bis heute erkennbar. Durch die Entnahme des organischen Materials verarmten die Böden. Sehr oft sind die Böden durch Schwefel- und Stickstoffeinträge durch die Luft zusätzlich versauert. Der Holzzuwachs sowie die Vitalität der Bestände können in der Folge abnehmen.

Als Gegenmaßnahme zur Holzverknappung wurden ab dem 19. Jahrhundert vor allem in den Mittelgebirgslagen Fichten gepflanzt, die eine geringe Nährstoffversorgung und relativ niedrige pH-Werte besser tolerierten als viele Laubbäume. Mit der Streuauflage wird auch die Humusform (Mull - Moder - Rohhumus) beeinflusst, also sind die standortgemäßen Baumarten ebenso für die Bodenentwicklung von Bedeutung.

Ungünstig für den Boden ist die Streu der Fichten, die sich zu Moder zersetzt oder sich gar als Rohhumus auf der Bodenoberfläche anreichert. Rohhumus verstärkt die Versauerung der Böden und hat dann negative Folgen für die Durchwurzelung und die Nährstoffverfügbarkeit.

Funktion von Waldböden

Ein gesunder Waldboden hat neben seiner Grundfunktion als „Substanz, das in der Lage ist höheren Pflanzen als Standort zu dienen“, das heißt den Wurzeln Halt zu bieten und Nährstoffe, Wasser und Sauerstoff bereit zu stellen, noch weitere Funktionen.

Waldböden tragen als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei, sorgen für sauberes Trinkwasser und können bei Extremniederschlägen Regenwasser besser zurückhalten als Acker- oder Grünlandböden. Schadstoffe und Säureeinträge werden im gesunden Boden abgepuffert, die fast unendliche Vielzahl der Bodenlebewesen hat im standortabhängigen, natürlichen Bodenzustand ihr Optimum.

Im Waldboden zeigt sich eine große Vielfalt von Bodenarten je nach geologischen und standorttypischen Verhältnissen. Am weitesten verbreitet sind Braunerden, gefolgt von Stauwasserböden und Podsol Böden. Die für Ackerstandorte gut geeigneten Parabraunerden sind unter Wald kulturbedingt seltener zu finden.

Waldböden im Klimawandel

Die durch den Klimawandel hervorgerufenen Stresssituationen belasten unsere Wälder und damit auch die Waldböden. Wenn auch die letzten beiden Jahre in punkto Trockenstress eine Verschnaufpause für den Wald brachten, muss doch in Zukunft mit zunehmender Trockenheit gerechnet werden.

Damit gewinnt die Wasserspeicherfähigkeit der Böden an Bedeutung. Seit 1990 nehmen Trockenjahre in den Wäldern deutlich zu. Der starke Befall durch Borkenkäfer vor allem bei der Fichte ist eine drastische Folge des Klimawandels.

Auch andere, durch den Klimawandel häufiger werdende Extremwetterereignisse wie Stürme oder Starkniederschläge verursachen Veränderungen im Bestand und im Boden und können sich auf das Ökosystem Wald auswirken.

Versauerung und Bodenschutzkalkung

Die Versauerung der Böden ist in unserer humiden Klimazone ein natürlicher Vorgang der sowohl im Ackerboden als auch im Waldboden abläuft. Unter dem Einfluss des Menschen wird dieser Prozess verstärkt und damit die Versauerung der Böden beschleunigt. Dieser Vorgang führt zur Verlagerung wichtiger Pflanzennährstoffe wie Calcium, Magnesium oder Kalium, die vor allem von den Tonmineralen und Humusteilchen im Boden gespeichert werden und über die Bodenlösung den Pflanzen zur Verfügung stehen.

Die Verlagerung dieser wichtigen Pflanzennährstoffe in tiefere Bodenschichten und Auswaschung aus den Böden führt in stark belasteten Beständen häufig zu Nährstoffungleichgewichten, zur Auswaschung von Schwermetallen, oder sogar zu akuten Nährstoffmangelsymptomen.

Zudem können bei starker Belastung (pH-Werte unter 4,2) toxische Aluminium-Ionen freigesetzt werden, die das Wurzelwachstum der Bäume schädigen und damit die Wasser- und Nährstoffaufnahme behindern und die Standfestigkeit der Bäume herabsetzen.

Im Gegensatz zu landwirtschaftlich genutzten Böden findet im Waldboden keine maschinelle Durchmischung der Bodenkrume statt. Die Verarmung an Nährstoffen im Wurzelbereich wird somit noch verstärkt.

Saure Böden schaden der Biodiversität

Weiterhin schwächen saure Verhältnisse die Aktivität der Bodenlebewesen, insbesondere der Regenwürmer. Eine hohe Bodenaktivität ist für die Vielfalt einer funktionierenden Lebensgemeinschaft von Bodenorganismen und die Intensität des Stoffumsatzes im Boden unverzichtbar. Ohne eine hohe Bodenaktivität funktioniert der natürliche Kreislauf der Nährstoffe nicht und die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab.

Saure Böden haben auch einen negativen Einfluss auf die Biodiversität. In der Vegetation treten dann eher säureverträgliche Arten auf, eine natürliche Vielfalt an Pflanzengesellschaften wird durch die Versauerung gehemmt.

Kalkung schützt Böden vor der Versauerung

Mit dem Konzept der Bodenschutzkalkung wird in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz langfristig den negativen Folgen einer Bodenversauerung im Wald entgegengewirkt. Das Ziel dieser Maßnahme ist nicht eine Düngung der Bäume mit dem Ziel eines hohen Ertrages, sondern die Wiederherstellung eines naturnahen Zustandes der Waldböden im Sinne einer Bodenrestauration.

Somit ist die Bodenschutzkalkung auch zertifizierungskonform gemäß den Richtlinien von FSC und PEFC. Mit den Kalkungsmassnahmen verbessern sich Säuregrad und Bodenstruktur und folglich die Bodenfruchtbarkeit. Die Kalkung der Waldböden ist daher ein Instrument, unsere Wälder in den Zeiten des Klimawandels zu erhalten.

Alexander Voit, DüKa Düngekalkgesellschaft mbH, Landesarbeitskreis Düngung – LW 45/2024