„Den Anschluss nicht verpassen“ ist in unserer Informationsgesellschaft Gebot der Stunde. Der Zugang des ländlichen Raums zu schnellem Internet ist daher ein gesellschaftspolitisch wichtiges Thema, ist er doch Grundlage für Bildung, für die kulturelle Anbindung sowie für die wirtschaftliche Entwicklung weiter Landstriche.
Schnelle Internetzugänge in der Fläche stellen nicht nur finanziell, sondern auch technisch und organisatorisch hohe Anforderungen. Wer erhebt den Bedarf, wer plant, realisiert und betreibt die Anschlüsse mit wessen Hilfe und auf wessen Kosten?
Glasfaser oder Richtfunk?
Auf die Technik bezogen lassen sich diese Fragen in zwei Aspekte aufspalten, die beide gelöst werden müssen, um eine befriedigende Lösung zu erzielen. Der erste Aspekt: Wie gelingt es, ein leistungsfähiges Internet-Hauptversorgungsnetz (Backbone) im ländlichen Raum zu verankern? Für das Backbone-Netz, vergleichbar mit dem Fernstraßennetz in Deutschland, ist zu klären, wie der ländliche Raum möglichst kostengünstig mit einem entsprechenden „Autobahnzubringer“ erschlossen werden kann. Hier gibt es zwei Lösungsansätze. Variante 1: Die Einrichtung einer entsprechenden Glasfaserverbindung. Sofern hierfür neue Kabel verlegt werden müssen, ist dies mit vergleichsweise hohen Investitionskosten verbunden. Daher wird regelmäßig zu prüfen sein, ob nicht bereits vorhandene Glasfaserinfrastrukturen mit genutzt werden könnten. Diese sind durch Energieversorgungsunternehmen oder die Deutsche Bahn häufig vorhanden.
Eine andere Alternative – Variante 2 – bildet eine Richtfunkverbindung. Diese ist technisch allerdings nur zu realisieren, wenn eine freie Sichtverbindung zwischen einem Auskoppelpunkt (aus dem Backbone-Netz) und der zu versorgenden Gemeinde oder Siedlung besteht. Die Funkverbindung ist zwar regelmäßig schneller als eine kabelgebundene Strecke aufzubauen, sie bietet allerdings deutlich geringere Datenraten als eine Glasfaserstrecke.
Wenn die Anbindung des ländlichen Raumes an die Infrastruktur des Internet-Backbone-Netzes steht, stellt sich die zweite Frage: Mit welcher Technologie wird gleichsam die letzte Meile vom Internetknotenpunkt zum Teilnehmer hergestellt? Hierbei bieten sich grundsätzlich zwei Technologien an: Eine kabelgebundene Lösung, beruhend auf der DSL-Technologie vom Telefon, oder eine funktechnisch gebundene Lösung über WLan beziehungsweise Mobilfunktechnologie.
Große Investitionen nötig
Die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur des Telefonnetzes stößt rasch an technische Grenzen; von der bestehenden Telefonvermittlungsanlage bis zum Endteilnehmer dürfen nicht mehr als drei Kilometer Kabel verlegt sein, um ein tatsächlich schnelles Internet zu realisieren. Bei größeren Entfernungen wird ein zusätzlicher technischer Aufwand mit Schaltschränken erforderlich. Sollten größere Entfernungen als drei Kilometer zwischen dem Internetknotenpunkt und dem Teilnehmer liegen, kann auch auf Funktechnologien zurückgegriffen werden.
Für finanzstarke Unternehmen können sich sogar eigene Richtfunkstrecken lohnen. Dies wird wegen der hohen Kosten für Privatpersonen kaum von Interesse sein. Für Privat-Haushalte bietet es sich daher an, das schnelle Internet über WLan-Systeme, die jedoch nur eine eingeschränkte technische Reichweite aufweisen, oder aber über Mobilfunk-Systeme zu verwirklichen.
Funkfrequenzen nutzen
Der neue Mobilfunk-Standard LTE nutzt durch die Digitalisierung des Fernsehens frei gewordene Funkfrequenzen. Diese Technologie ermöglicht im Umkreis von bis zu 10 Kilometern den Teilnehmern Internetverbindungen mit 1 bis 3 MBit/Sekunde. Allerdings handelt es sich hier um sogenannte Shared-Medien: In einer Funkzelle steht nur eine begrenzte Anzahl von Übertragungskapazitäten zur Verfügung, die sich alle jeweils eingeloggten Online-Nutzer teilen müssen. Dies führt durchaus dazu, dass es in nachfragestarken Tageszeiten der Internetnutzung zu Kapazitätsproblemen kommen kann. Generell stößt eine Funklösung schneller an Kapazitäts- und Geschwindigkeitsgrenzen als eine drahtgebundene Lösung; sie ist aber regelmäßig schneller zu verwirklichen. Wenn also eine drahtgebundene Lösung in absehbarer Zeit weder finanziell noch technisch umzusetzen ist, bleibt daher meist nur der Rückgriff auf Funktechnologien.
Internetzugänge via Satellit
Eine weitere Möglichkeit, um schnelles Internet im ländlichen Raum nutzen zu können, ist die Lösung über Satellit. Sowohl Eutelsat (Tooway) als auch Astra (2Connect) bieten Internetzugänge via Satellit an. Unabhängig davon, ob die Anbindung funk-, satelliten- oder kabelgestützt erfolgt, wird schnelles Internet im ländlichen Raum nicht zum gleichen Preis zu verwirklichen sein wie in den Ballungszentren. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig über die kostengünstigste und bedarfsgerechteste Lösung zu informieren. Schließlich geht es darum, den Anschluss nicht zu verlieren. Weitere Informationen zum Thema Breitband gibt es unter: www.breitbandinhessen.de sowie www.zukunft-breitband.de. Prof. Wolfgang Thaenert, Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien