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Chancen eines flexiblen Biogasanlagenbetriebs

Fachtagung in ALB-Baulehrschau am LWZ Eichhof

Biogas gilt seit Jahren als Multitalent unter den Erneuerbaren Energien. Eine Tagung zum Thema „Voraussetzungen und Chancen eines flexiblen Biogasanlagen-Betriebs“ wird die ALB Hessen gemeinsam mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft am Mittwoch, dem 10. Februar in der ALB-Baulehrschauhalle am Eichhof in Bad Hersfeld veranstalten.

Ein Vorteil von Biogasanlagen ist die Speicher- und Regelbarkeit der Energie. Die Anlagen können im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie bedarfsgerecht Energie bereitstellen.Foto: Staub

Biogas gilt nicht nur als Multitalent, weil es in Strom- und Wärme umgewandelt werden kann und darüber hinaus auch fossile Kraftstoffe ersetzen kann. Vielmehr spielt die Speicher- und Regelbarkeit eine wichtige Rolle, sodass die Anlagen im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie bedarfsgerecht Energie bereit stellen können (Bedienen einer Residuallast). Die meisten Biogasanlagen produzieren derzeit mit möglichst hohen Volllaststunden und stellen somit eine Grundlast zur Verfügung.

Strom in speicherbare Wärme umwandeln

Für einen flexiblen Anlagenbetrieb und die Bereitstellung von Regelenergie (negative oder positive Regelleistung) müssen in der Regel entweder der Gasspeicher ausgebaut werden oder die Fütterung ist der veränderten Gasanforderung anzupassen. Eine ergänzende, wichtige Systemdienstleistung stellt die Verwertung von Überschussstrom dar. Somit kann Strom in speicherbare Wärme umgewandelt werden. Während der kurzfristige Ausgleich von Stromschwankungen und die negative Regelleistung bereits heute zum Einsatz kommen, fehlen bei anderen Systemdienstleistungen mitunter die finanziellen Anreize. Diese Gesamtthematik greift dieBei der Tagung wird Uwe Welteke-Fabricius, Berater von der CUBE Engineering GmbH in Kassel aufzeigen, wie sich die flexible Fahrweise für die jeweilige Einzelanlage rechnen kann. Hierzu wurde eine Flex-Analyse entwickelt, bei der Jahresverläufe für verschiedene Anlagenmodelle simuliert werden können, um Aussagen zum möglichen Jahresertrag zu treffen. Ulrich Keymer, Agrarökonom der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft aus München, erläutert die Möglichkeiten für Biogasanlagenbetreiber über die Direktvermarktung am Markt teilzunehmen und zeigt seine Berechnungen hierzu auf.

Ob die am Markt verfügbaren (neuen und bestehenden) BHKW-Anlagen im flexiblen Anlagenbetrieb zu betreiben sind, welche Schwierigkeiten auftreten können und wie Betreiber handeln können, zeigen zwei Firmenvertreter auf. Matthias Dietrich von der enertec Kraftwerke GmbH aus dem thüringischen Mühlhausen und Christof Förtig, Gebietsvertreter des BHKW-Herstellers Schnell Motoren AG haben schon zahlreiche Praktiker bei ihren Investitionen begleitet und geben daher zahlreiche Tipps aus der Praxis. Dr. Henning Hahn, Wissenschaftler am Fraunhofer IWES in Kassel wird die Möglichkeiten der Gasspeicherung aufzeigen und die verschiedenen Systeme bewerten.

Praktiker berichten

Am Nachmittag werden zwei hessische Anlagenbetreiber von ihren Anlagenkonzepten und Erfahrungen mit der bedarfsgerechten Stromproduktion berichten. Zunächst wird Gerhard Buckert, Biogas Weidenhof Buckert GbR aus Lichtenfels-Fürstenberg in Waldeck Frankenberg seine Anlage vorstellen. Unter den Rahmenbedingungen des EEG 2009 wurde die Biogasanlage errichtet, kontinuierlich erweitert und optimiert. Großen Wert legt der Anlagenbetreiber insbesondere auf die sehr hohen Wirtschaftsdünger- und Reststoffmengen, die in der Anlage vergoren werden.

Im Nachgang widmet sich Dr. Jürgen Roth von der Wetterauer Entsorgungsanlagen GmbH der Bioabfallverwertung und zeigt anhand der Biogasanlage Ilbenstadt die Verwertungsmöglichkeiten vom Rohstoff über die Energiegewinnung bis hin zur Gärrestverwertung. Besonderes Augenmerk wird auch hier auf den bisherigen Erfahrungen beim flexiblen Anlagenbetrieb liegen. Die Fachvorträge beginnen um 9.30 Uhr in der Baulehrschauhalle am Eichhof, Bad Hersfeld. Der Eintritt kostet 25 Euro (inklusive Mittagsimbiss und Tagungsgetränken.

Staub, LLH – LW 4/2016