„Wir werden immer dicker!“ 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen in Deutschland sind übergewichtig, belegt die Nationale Verzehrsstudie (NVS), für die in den letzten drei Jahren rund 20 000 Personen zwischen 14 und 80 Jahren zu ihrem Lebensmittelverzehr befragt wurden. Jeder fünfte Deutsche ist sogar krankhaft dick (adipös) und trägt daher ein besonderes Risiko, Folgekrankheiten wie Diabetes oder Herz-, Kreislauferkrankungen zu bekommen. Die NVS bestätigt zudem, dass Übergewicht auch ein Bildungsproblem ist: Je weniger Bildung, umso höher ist das Körpergewicht und umso eher werden Betroffene krank. Durch Dicksein krank zu werden, ist einerseits ein persönliches Schicksal; ernährungsbedingte Erkrankungen kosten die Krankenkassen jedoch andererseits jährlich über 70 Milliarden Euro – und das geht uns alle an! Zwar bemühen sich viele Institutionen schon seit Jahren, die Bevölkerung (insbesondere Kinder und Jugendliche) über gesunde Ernährung aufzuklären – beispielsweise die Landesvereinigungen Milch und die Landfrauenverbände in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder den Krankenkassen – jedoch ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Bundesregierung müsste mehr Geld in die Ernährungsaufklärung stecken und dafür Sorge tragen, dass auch alle Bevölkerungsschichten erreicht werden. Denn: Welcher Mann hat beispielsweise schon an Ernährungskursen teilgenommen? Oder: Wie kommen Ernährungsfachkräfte an Familien mit geringem Bildungsniveau heran? Beide Zielgruppen werden bislang kaum zum Thema erreicht. Bundesminister Seehofer plant schon seit langem an einem „Nationalen Aktionsplan Ernährung und Bewegung“. Jetzt müsste er endlich verstärkt handeln! Also: Daumen drücken für eine politisch gewollte Ausweitung grundlegender Ernährungsbildung in unserem Lande!
Stephanie Lehmkühler