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Erntebilanz in der Spargelsaison 2020

Pfalzmarkt setzte 40 Prozent weniger Spargelmenge ab

Trotz fehlender Erntehelfer und gestiegener Kosten stellten die Spargel-Erzeuger bei Pfalzmarkt eG sicher, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die bundesweiten Verbraucher verlässlich mit erntefrischem Spargel bester Qualität beliefert werden konnten. Dies teilte Pfalzmarkt eG in einer ersten Erntebilanz am Johannistag, dem traditionellen Ende der Spargelsaison mit.

Die diesjährige Spargelsaison unter Corona-Bedingungen führte zwar zu geringerem Absatz, aber dennoch zu einem guten Umsatz bei Pfalzmarkt eG. Foto: Pfalzmarkt

Der Einreisestopp für Saisonarbeitskräfte aus der EU und die coronabedingten Sicherheitsmaßnahmen haben den Spargel-Erzeugern in der Pfalz eine schwierige Spargelsaison abverlangt: Die 180 aktiven Pfalzmarkt-Erzeuger haben gemeinsam mit den 150 Mitarbeitern der Handelsplattform eine Anbausaison mit extremen Herausforderungen gemeistert.

Absatz 460 000 Kilogramm geringer als im Jahr 2019

Im Vergleich zu der letztjährigen Absatzmenge von 1,15 Mio. Kilogramm kamen 2020 bei Deutschlands Marktführer für selbst erzeugtes Obst und Frischgemüse rund 460 000 Kilogramm weniger Spargel in den Verkauf. Der Absatzrückgang beim „Pfälzer Frühlingsspargel“ beträgt damit rund 40 Prozent. Pfalzmarkt-Vorstand Hans-Jörg Friedrich erklärt: „Unseren Erzeugern standen kurz vor dem Saisonstart nur etwa 30 Prozent der benötigten Arbeitskräfte zur Verfügung. Dies hat die Spargelerzeuger besonders hart getroffen, weil sie auf erfahrene Spargelstecher zwingend angewiesen sind.“ Je nach Betriebsschwerpunkt und Spargel­anteil am Portfolio konnten einige Erzeuger den Fokus auf andere Gemüsekulturen legen. Eine Erntepause bei mehrjährigen Spargelkulturen führt in der Regel zu einer Qualitätsverbesserung sowie zu Mehrertrag im folgenden Erntejahr.

Die Gastronomie fiel in dieser Saison als Abnehmer des edlen Stangengemüses nahezu komplett aus. Abgesehen von kleineren, wetterbedingten Angebotseinschränkungen, die auch in normalen Spargeljahren vorkommen, kam es zu keiner Verknappung für die Verbraucher. In Zeiten von Corona rücken verstärkt Themen wie Versorgungssicherheit, kurze Lieferwege und eine verlässliche Frischelogistik in den Interessenfokus. Viele Verbraucher legen deswegen verstärkten Wert auf nachhaltig erzeugtes Obst und Gemüse aus deutschem Anbau. Ein weiteres Indiz ist die neue Lust am Kochen: So verzeichnete Pfalzmarkt eG eine höhere Nachfrage nach 500 Gramm-Einheiten, die in Schale oder mit Gummiband und Banderole angeboten werden.

In der abgeschlossenen Spargelsaison hatte Pfalzmarkt eG 18 Größensortierungen und Handelsklassen weißer Spargel und vier entsprechende Kategorien bei grünem Spargel im Angebot. Die jeweiligen Qualitäten waren gut bis sehr gut. Die Anzahl der Genossenschaftsmitglieder, die Pfalzmarkt eG mit „Pfälzer Frühlingsspargel“ beliefert hat, sank um etwa ein Drittel auf 30 Spargel-Erzeuger.

Der Umsatz mit Spargel dürfte sich bei Pfalzmarkt eG auf dem Vorjahresniveau (2019: 4 Mio. Euro) bewegen. Zur Risikominimierung konnten Pfalzmarkt-Erzeuger mit eigenem Hofladen den Direktvertrieb beim Spargel ausbauen. Ersten Auswertungen zufolge lagen die Erzeugerpreise deutlich über dem Vorjahr. Ob und inwieweit die einzelnen Erzeuger – wegen der überproportional gestiegenen Kosten – unter dem Strich davon profitieren konnten, lasse sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen.

Gemeinsame Vermarktung mit Griesheimern

Ein weiterer wichtiger Erfolgsbaustein für eine passgenaue Vermarktung war die Zusammenarbeit mit der Obst- und Gemüsezentrale Rhein-Main eG (OGZ) in Griesheim.

Reinhard Oerther bemerkte: „Bei Bedarf haben wir Erntemengen bei frischem Freilandspargel tagesaktuell gebündelt. Gemeinsam mit der OGZ konnten wir auf diese Weise während der gesamten Spargelzeit auch große Auftragsvolumina im LEH verlässlich bedienen.“

LW – LW 27/2020