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Fairer Wettbewerb statt überzogene Reglementierungen

HBV-Präsident Schmal zum EU-Agrarrat in Koblenz

„Die heimische, regionale Landwirtschaft braucht Wertschätzung, faire Wettbewerbsbedingungen und Unterstützung. Sie darf auf keinen Fall überzogenen Verordnungen und Reglementierungen zum Opfer fallen. Unausgewogene Handelsabkommen, wie zum Beispiel die geplante Vereinbarung mit den Mercosur-Staaten, müssen unterbleiben.“

Eine intensive Gesprächsreihe zu aktuellen Fragen der Agrarpolitik absolvierte HBV-Präsident Karsten Schmal mit hessischen Europapolitikern im Vorfeld des Treffens des EU-Agrarrates in Koblenz wie hier in Friedrichsdorf mit dem CDU-Europaabgeordneten Michael Gahler (li.) am Donnerstag vergangener Woche. Foto: hbv

Mit diesen Worten appellierte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, an die zu Beginn der laufenden Woche in Koblenz tagenden EU-Agrarminister. Weiter heißt es in der HBV-Pressemitteilung: Agrarimporte aus Drittländern dürften die künftig noch höheren EU-Standards im Verbraucher-, Umwelt-, Klima- und Tierschutz nicht unterlaufen. Das müsse auch für landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den südamerikanischen Mercosur-Staaten gelten, zumal durch die zunehmende Brandrodung des Regenwaldes im Amazonasgebiet dort der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit mit Füßen getreten würden.

Klimaschutz mit Füßen getreten

Das weltweite Klima werde dadurch erheblich geschädigt und die diesbezüglichen Anstrengungen der europäischen Landwirte würden ad absurdum geführt. Weite Transportwege sollten grundsätzlich unterbleiben.

„Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch eine nachvollziehbare und eindeutige Kennzeichnung von Lebensmitteln, beispielsweise bei tierischen Produkten sowohl für die Haltungsform als auch für die Herkunft der Waren. Generell müssen europäische und nationale Erzeugnisse für die Verbraucher klar erkennbar sein.

Kaufentscheidung für regionale Erzeugnisse

Nur dann können sie sich durch ihre Kaufentscheidung zu regionalen und unter hohen Standards erzeugten Produkten bekennen“, hebt Schmal hervor.

Im Rahmen der EU-Farm-to-Fork- und -Biodiversitätsstrategie ist vorgesehen, dass Landwirte den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln pauschal reduzieren sollen. „Das ist kontraproduktiv und geht entschieden zu weit.

Denn der gezielte, bedarfsorientierte Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln ist notwendig, um die gewünschten Qualitäten und Erträge zu sichern“, so Schmal.

Chancen durch Genschere nicht verbauen

Wesentlich zielführender sei es, digitale Techniken zu einer weiteren Optimierung künftig stärker zu nutzen und zu fördern. Darüber hinaus sollten die Chancen neuer Züchtungsmethoden, wie der Einsatz der Genschere, nicht vertan werden. „Auf europäischer, aber auch auf nationaler Ebene brauchen wir dringend einen sachlicheren und an der Wissenschaft orientierten Umgang mit landwirtschaftlichen Arbeitsverfahren.

Anerkennung für Arbeit der jungen Landwirte

Nicht zuletzt braucht vor allem unsere Jugend mehr Anerkennung für ihre Arbeit, verlässliche Rahmenbedingungen und Perspektiven, um die zukünftigen Herausforderungen bewerkstelligen zu können“, betont Schmal.

Bereits im Vorfeld des EU-Agrarministerrats in Koblenz hatte HBV-Präsident Karsten Schmal die beiden Europaabgeordneten Michael Gahler und Engin Eroglu (siehe auch LW 35/2020 Seite 39) sowie Ministerin und Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich und Mark Weinmeister, in persönlichen Gesprächen eindringlich gebeten, die Anliegen der hessischen Bauern auf europäischer Ebene konsequent zu vertreten.

LW – LW 36/2020