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Ferkelverluste im Blick behalten

Ursachen für totgeborene Ferkel können vielfältig sein

In sauenhaltenden Betrieben stellt die Wurfgröße eine wichtige Kennzahl der Fruchtbarkeitsleistung dar. Sie wird von den lebenden und tot geborenen Ferkeln je Wurf gebildet. Werden vermehrt Ferkel tot geboren, sollte Ursachenforschung betrieben werden. Worauf es dabei ankommt, erläutern Prof. Uwe Hühn, Wölfershausen, Dr. Manfred Weber, LLG Iden, und Johannes Hilgers, REMS Sonsbeck.

Gesunde Ferkel sind das Ziel jedes Ferkelerzeugers. Es kann jedoch dazu kommen, dass Ferkel tot geboren werden. Den Ursachen sollte man auf den Grund gehen. Foto: agrarfoto

Tot geborene Ferkel sind voll entwickelt, jedoch ohne Lebensäußerung. Ihr prozentualer Anteil wird auf die gesamt geborenen Ferkel (ohne Mumien) bezogen und als Totgeburtenrate bezeichnet. Sie bildet gemeinsam mit den am ersten Lebenstag verendeten beziehungsweise gemerzten Neugeborenen die perinatalen Verluste. Bei fehlender Geburtsüberwachung und nur gelegentlichem Betreten des Abferkelstalls durch das Betreuungspersonal im Geburtszeitraum werden die nach der Geburt verendeten Ferkel mitunter den Totgeburten zugerechnet. Der Anteil totgeborener an den gesamt geborenen Ferkeln hat sich im Verlaufe der letzten Jahrzehnte deutlich verändert. Als die in den Ferkelerzeugerbetrieben registrierten Wurfgrößen im Durchschnitt noch weniger als 14 gesamt geborene Ferkel umfassten, wurde die erreichbare Obergrenze der Totgeburtenrate in gesunden Sauenbeständen mit guter Herdenführung und hoher Betreuungsintensität während der Abferkelperioden in zyklogrammgesteuerten Betrieben/Anlagen mit 6 (Jungsauen) beziehungsweise 7 Prozent (Altsauen) beziffert. Mit den seit 1,5 Jahrzehnten bei Hochleistungssauen weiterhin wachsenden Wurfgrößen ging ein Anstieg der tot und lebensschwach geborenen Ferkel einher. Anhand der Landeszahlen für die dänische Sauenhaltung, die für das Jahr 2004 bereits beachtliche 14 gesamt geborene Ferkel je Wurf auswiesen, war innerhalb weniger Jahre ein Anstieg der Totgeburtenrate von ehemals 8,1 (1998) auf über 11 Prozent (2006) zu verzeichnen.

Große Unterschiede zwischen den Betrieben

Ein weiteres Beispiel wurde im Jahresbericht der VzF GmbH gegeben: Im Verlaufe von zehn Wirtschaftsjahren hat sich in den leistungskontrollierten Betrieben dieser Organisation die mittlere Zahl lebend geborener Ferkel von 10,6 auf 14,2 Stück je Wurf erhöht; letztere bezog sich auf fast 61 000 Sauen. Zugleich stieg der Anteil der Totgeburten von 7,4 auf 8,4 Prozent an.

Die jährlichen Betriebszweigauswertungen biologischer Ergebnisse zur rheinischen Ferkelerzeugung verzeichneten für die Wirtschaftsjahre von 2009/10 bis 2016/17 einen Anstieg der totgeborenen Ferkel je Wurf von 1 (7,5 Prozent) auf 1,51 Stück (9,07 Prozent). Die im Wirtschaftsjahr 2016/17 erzielten Wurfleistungen wurden in Tabelle 2 differenziert nach Betriebskategorien wiedergegeben. Die Sortierung erfolgte nach der Zahl abgesetzter Ferkel je Sau und Jahr. Die Ferkelerzeugerbetriebe des unteren Viertels wiesen die niedrigsten Wurfgrößen auf, hatten jedoch etwas höhere Saugferkelverluste als der Schnitt. Demgegenüber erzielten das obere Viertel und noch eindrucksvoller die „Top 10“-Betriebe die größten Würfe bei der Geburt sowie beim Absetzen. Die Totgeburtenrate lag bei ihnen im Durchschnitt knapp über 9 Prozent. Es wurden hohe betriebsindividuelle Effekte, eine beträchtliche Streuung der Totgeburten und wie auch bei den anderen Leistungszahlen der Einfluss des Betriebsleiters deutlich.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Jung- und Altsauen?

Im Weiteren interessierte die Frage nach den Unterschieden zwischen Jung- und Altsauen. In Tabelle 3 wurden die Ergebnisse gegenübergestellt. Beide Sauenkategorien unterschieden sich deutlich voneinander: Die ersten Würfe bestanden sowohl aus einer geringeren Zahl gesamt geborener als auch tot geborener Ferkel. Die Totgeburtenraten zeigten sich bei den Jungsauen zwischen den Betriebskategorien als nahezu gleichwertig, während bei den Altsauen mit wachsender Wurfgröße eine deutlich höhere Zahl tot geborener Ferkel je Wurf einherging.

Wurfnummer hat einen Einfluss

Somit war auf einen erheblichen Einfluss der Wurfnummer (WN) auf die Totgeburtenrate bei den Sauen zu schließen. Während die jüngeren Sauen der Wurfnummern 1 und 2 übereinstimmende Anteile tot geborener Ferkel von unter 7 Prozent erbrachten, nahmen mit weiter wachsender WN (= steigendes Alter) zugleich auch die Totgeburtenraten bis auf über 14 Prozent (ab WN 9) zu. Dieser Anstieg erfolgte nahezu linear und lenkt die Aufmerksamkeit auf weitere Gegebenheiten des Geburtsgeschehens.

Nach Analysen von Schweinezüchtern und Veterinärmedizinern besteht im statistischen Durchschnitt die gute Hälfte aller Würfe ausschließlich aus lebend geborenen Ferkeln. Bei den von Totgeburten betroffenen Würfen kann das Absterben vor Geburtsbeginn, während der Austreibungsphase oder direkt nach der Geburt erfolgt sein. Der Absterbezeitpunkt lässt sich anhand morphologischer Merkmale bestimmen. Vor Geburtsbeginn stirbt nur ein kleiner Teil (10 bis 20 Prozent) der Totgeburten bereits im Uterus. Diese Ferkel sind kenntlich an grauer Haut und hämolytisch verfärbtem Gewebe (vermehrt flüssigkeitshaltige Organe), in fortgeschrittenen Fällen an Selbstauf‑

lösung. Ursache sind schleppende oder verschleppte Geburten, bei denen die Plazentafunktion aussetzt. Erfahrene Kliniker weisen darauf hin, dass diese Fälle bei Geburtsüberwachung erkennbar und bei Behandlung aufgrund vaginaler Untersuchung weitgehend beeinflussbar wären. Übertragene Ferkel aus sehr kleinen Würfen sind ebenfalls gefährdet. In diesen Fällen vermag die partielle Geburtsauslösung mittels Injektion luteolytisch wirksamer Stoffe (Prostaglandine vom Typ F2) zum physiologischen Termin zu einem zügigen Geburtsablauf beitragen.

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