Aus der Region | LW HEUTE

Früher Start der Spargelernte in Hessen

Seit 20 Jahren offizielle hessische Saisoneröffnung

Am vergangenen Donnerstag hat die hessische Landwirtschaftsministerin Priska Hinz die diesjährige Spargelsaison auf dem Spargelhof Mager in Weiterstadt-Gräfenhausen offiziell eröffnet. Die feierliche Saisoneröffnung hat seit 20 Jahren Tradition und lenkt die me­diale Aufmerksamkeit auf das weiße Edelgemüse, das für viele Betriebe in Südhessen eine wichtige Einkommensquelle ist.

Meta Mönich (27) vom Spargelhof Mö­nich in Griesheim ist neue Spargelkönigin in Hessen. Foto: IBS
Ministerin Priska Hinz (r.) überreicht Betriebsleiter Philipp Mager (2.v.l.) die Urkunde zur Teilnahme an der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität-Hessen“ mit Peter Klingmann (l.), Geschäftsführer der MGH Gutes aus Hessen GmbH sowie Rolf Meinhardt (M.), Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel­erzeuger Südhessen und der neuen Spargelkönigin Meta Mönich.

So früh noch nie seit der ersten Hessischen Spargelsaisoneröffnung 1996 eröffnete Landwirtschaftsministerin Priska Hinz vergangene Woche in Weiterstadt-Gräfenhausen im Landkreis Darmstadt-Dieburg auch offiziell die diesjährige Spargelsaison in Hessen. „Spargel ist etwas ganz besonderes.

Anbau auf circa 2 100 ha, Verbraucher vor den Höfen

Ein saisonales Gemüse, auf das man sich das ganze Jahr freut und dass nicht nur lecker und gesund ist, sondern sich auch noch hervorragend für die Direktvermarktung eignet“, sagte die Ministerin, nachdem sie auf dem Feld des Spargelhofs Mager einige Stangen Spargel gestochen hatte. Das edle Gemüse wird in Hessen von 138 Betrieben auf circa 2 100 ha angebaut, die meisten befinden sich im Süden des Landes. „Zum Glück befindet sich das Rhein-Main-Gebiet mit seinen vielen Verbrauchern direkt vor der Haustür“, sagte die Ministerin, und verwies darauf, dass die Vermarktung direkt an die Verbraucher auch eine gute Chance für die Landwirte sei, mit den Menschen in der Region in Kontakt zu treten.

„Das schafft Vertrauen zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern“, so Hinz. „Ein Pfund, mit dem man wuchern kann.“ Luft nach oben sieht sie noch bei den Preisen. „Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im europäischen Vergleich immer noch unterdurchschnittlich“, sagte sie und appellierte an die Verbraucher, angemessene Preise zu akzeptieren. Gerade auch, weil hierzulande ein Mindestlohn gezahlt wird. Rolf Meinhardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel Südhessen, ging auf die Voraussetzungen für die diesjährige Spargelernte ein: „Ein trockener warmer Herbst und ein milder Winter haben dazu geführt, dass bereits im Herbst auf manchen Feldern die Dämme mit Folie abgedeckt wurden.

Die Spargelpflanzen sind über Winter vorgetrieben. So konnte der erste Spargel schon am 15. März gestochen werden“, erklärte Meinhardt. Wenn das Wetter passt, könne in zwei Wochen mit größeren Mengen gerechnet werden. Mit dem Mindestlohn müssten sich die Spargelerzeuger arrangieren. „Wir müssen versuchen, die Kosten niedrig zu halten, auch durch Optimierung der Produktion“, so Rolf Meinhardt.

Folieneinsatz hat zahlreiche Vorteile

Er thematisierte auch den Folieneinsatz im Spargelanbau, der bei Verbrauchern und Spaziergängern immer wieder Fragen aufwirft. „Spargelfolien sind lebensmittelecht und es gehen von ihnen keine kritischen Stoffe in den Boden über.“ Die Folien hätten den Vorteil, dass der Spargel in einer besseren Qualität ge­erntet werden könne, weil er gleichmäßiger wachse, weniger Verfärbungen und weniger holzige Stangen habe. Zudem müssten weniger Herbizide gespritzt werden, und die Bodengare und das Bodenleben in den Dämmen unter der Folie würden gefördert.

Seit einigen Jahren wird am Termin der offiziellen Saisoneröffnung auch eine neue Spargelkönigin inthronisiert, die dann für ein Jahr das hessische Spargelanbaugebiet vertritt. Frisch gekürt wurde die Studentin Meta Mönich, vom Spargelhof Mönich in Griesheim stammend. Meta I. wird als neue Spargelkönigin die Spargelregion Südhessen charmant vertreten.

Betrieb nutzt die Marktnähe zum Rhein-Main-Gebiet

Gastgebender Betrieb der Saisoneröffnung war in diesem Jahr der Spargelhof Mager. Phillip und Gabriele Mager bewirtschaften den Betrieb gemeinsam mit den beiden Söhnen Marcus und Christian. Auf 140 ha wird Spargel angebaut, dazu kommt noch 38 ha Erdbeeren. „Eigentlich hat die Familie schon immer Spargel angebaut, aber lange nur so viel, wie die Familie schaffen konnte“, sagte Marcus Mager.

Erst nach der innerdeutschen Grenzöffnung in den 1990er Jahren und der Reisemög­lichkeit der polnischen Saisonarbeitskräfte habe man den Spargelanbau deutlich ausgebaut. „Der Spargel wird ausschließlich über unsere Verkaufsstände im gesamten Rhein-Main-Gebiet bis nach Gießen verkauft. Auch drei Viertel der Erdbeeren vertreiben wir auf diesem Weg“, erklärte Mager. Neben den Sonderkulturen werden auf dem Betrieb Zuckerrüben, Kartoffeln und Getreide angebaut. Zehn Festangestellte, zwei Auszubildende und bis zu 220 Saisonarbeitskräfte unterstützen Familie Mager.

Bereits seit 2005 ist der Spargelhof Mager für die Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ zertifiziert. Am vergangenen Donnerstag hat Marcus Mager für den Betrieb aus den Händen von Ministerin Priska Hinz eine Anerkennungsurkunde überreicht bekommen. Außerdem wurde der Spargelhof Müller aus Nauheim ausgezeichnet, der seit 2013 für die Qualitätsmarke zertifiziert ist und zudem seit 20 Jah­ren einen Spargellehrpfad betreut.

Brammert-Schröder – LW 16/2016