Schon im Dezember vor dem Lockdown trafen sich in der Tabakwiegehalle in Herxheim die Mitglieder des Landesverbandes Rheinland-Pfälzischer Tabakpflanzer und der Erzeugerorganisation Südwest-Tabak w. V. zu ihrer Generalversammlung. Die Tabakwiegehalle bot genügend Platz und Frischluft, um die Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln sicher einzuhalten.
Es war das erste Mal in der Geschichte des Tabakbauverbandes, dass die jährliche Generalversammlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit und damit ohne Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verbänden stattfand. Man beschränkte sich auf die wesentlichen Punkte. Diese waren die Jahresabschlüsse beider Organisationen für die Jahre 2019/2020, die Entlastungen des Vorstands und des Beirates sowie die turnusgemäßen Neuwahlen für den Beirat und den ersten und zweiten Vorsitzenden.
Die Mitglieder des Landesverbandes bauten im Berichtsjahr auf 453 ha Tabak an, das waren 20 ha mehr als im Vorjahr. Die EZO Südwest vermarktete im Berichtsjahr Tabake von 490 ha das war etwas weniger als im Vorjahr. Insgesamt konnte somit Tabak im Warenwert von 5,1 Mio. Euro vermarktet werden. Die Marktlage zeigt sich nach wie vor stabil, auch in der Coronakrise.
Die Tabakproduktion nach biologischen Richtlinien soll weiter ausgebaut werden. Allerdings ist man hier an die verfügbaren, mindestens nach EU Bio zertifizierten Flächen gebunden und kann im Moment die Nachfrage nicht vollumfänglich bedienen. „Wir legen Wert auf ein generisches Wachstum, mit mittel- und langfristigen Perspektiven für die Betriebe. Unser Fokus richten wir auf Nachhaltigkeit und nicht auf kurzfristige Gewinne“, sagte Vorsitzender Guido Hörner.
Beregnung und Mindestlohn schmälerten den Ertrag
Die trockenen und heißen Sommer haben aber auch im Tabakbau ihre Spuren hinterlassen. So blieben die Erträge doch deutlich hinter den Erwartungen zurück und die Kosten für Beregnung und Mindestlohnerhöhungen, drückten die Betriebsergebnisse nach unten. Die guten Qualitäten konnten dies auch nur teilweise wieder kompensieren. Alles in allem konnte Hörner aber noch ein positives Fazit ziehen. Zudem gab er auf der Versammlung bekannt, dass der Beirat in seiner Sitzung am 20. November 2020 den Geschäftsführer der EZO Südwest-Tabak w. V., Jörg Bähr aus Eich, nach dem Rentenbeginn von Egon Fink auch zum Geschäftsführer des Landesverbandes Rheinland-Pfälzischer Tabakpflanzer berufen hat. Er wird zukünftig als Geschäftsführer die Verantwortung für das operative Geschäft, die Büroleitung und Verbandsarbeit beider Organisationen zusammen mit seinen beiden ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern übernehmen.
Im Anschluss fanden die turnusgemäßen Wahlen zum Beirat bei LV und EZO an, bei denen alle drei Jahre die Hälfte der Beiratsmitglieder neu gewählt werden. Freiwillig aus dem Beirat schieden in diesem Jahr Roland Bellaire aus Neupotz und Guido Hörner aus Ottersheim aus. Neu in den Beirat wurden Dominic Bellaire aus Neupotz und Jochen Knab aus Gommersheim gewählt.
Guido Hörner bedankte sich bei Roland Bellaire, der jahrelang die Geschicke des Verbandes mitbestimmt hat und bedauerte sehr, ihn nicht in einem würdigeren Rahmen verabschieden zu können.
Anschließend kam der neugewählte Beirat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen, um den neuen ersten und zweiten Vorsitzenden aus seinen Reihen zu wählen, da sich Vorsitzender Hörner aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl gestellt hatte.
Gewählt wurden in geheimer Abstimmung Matthias Detzel aus Herxheim als erster Vorsitzender beider Organisationen und Uwe Nauerth aus Kandel als zweiter Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfälzischer Tabakpflanzer sowie der Erzeugerorganisation Südwest- Tabak w.V.
Beide bedankten sich im Anschluss an die Wahlen für das entgegengebrachte Vertrauen und betonten, sich mit ganzem Einsatz für die Belange der Tabakpflanzerinnen und Tabakpflanzer einzusetzen.
Zukunft des Tabakanbaus wird gestaltet
Matthias Detzel bemerkte in seiner Rede, dass es ihn besonders freut, einige junge Gesichter im neu gewählten Beirat zu sehen. Zeigt sich doch dadurch auch die Zukunftsfähigkeit eines Verbandes. Die zunehmend höheren inneren und äußeren Qualitätsansprüche bis hin zum Bio-Tabak, die Neuausrichtung der Beratung, bei der sich jetzt endlich eine Lösung abzeichnet, die Erschließung neuer Märkte und die Ausrichtung der Betriebe darauf, dies alles meistern die Tabakpflanzer, was sie in der Vergangenheit bereits bewiesen haben.
„Um die Herausforderungen anzunehmen und unseren Betrieben Wege für die Zukunft aufzuzeigen, braucht es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der gesamten Tabaker und keine Einzelgänger“, bemerkte Detzel. Nur so könne sich eine konstruktive Zusammenarbeit in den Gremien aufbauen. Jeder werde gebraucht, betonte der neue Vorsitzende Matthias Detzel und forderte die Tabakpflanzer zu einer weiterhin konstruktiven und solidarischen Mitarbeit auf.
Nur wenige Branchen seien so flexible wie die Landwirtschaft, das sei kein Zitat, sondern eine persönliche Feststellung, betonte Detzel. Das gelte ganz besonders im Tabakanbau. Dies habe auch der scheidende Vorsitzende Guido Hörner in seine Amtszeit bewiesen, betonten Detzel und Bähr in ihren Dankesworten an Hörner. Er hat 16 Jahre lang die Geschicke des Verbandes und der EZO geleitet. Es fielen viele Grundsätzliche und schwierige politische Entscheidungen und Entwicklungen in seine Amtszeit. Das Auslaufen der Marktordnung, die Entkoppelung und der komplette Wegfall der
Prämien, was zu einem Verschwinden der traditionellen luftgetrockneten Sorten Geudertheimer und Burley führte und die Pflanzerzahlen deutlich verringerte. Der Abgesang auf den kompletten Tabakanbau wurde von Politik und vielen Kritikern damals angestimmt.
Doch durch Mut zu Neuem, mit Weitblick und seiner einzigartigen Art, mit Käufern und politischen Entscheidungsträgern umzugehen, gelang es in seiner Amtszeit den Tabakanbau zu erhalten. Er entwickelte sich von einer am Tropf der EU hängenden Kultur, hin zu einem gefragten Marktprodukt.
So wurde der Fokus auf den damaligen Nischenmarkt „Wasserpfeifentabak“ mit dem verlässlichen Vermarktungspartner der Firma CNT aus Heilbronn gelegt. Bis heute währt diese Partnerschaft in einem großen und stabilen Markt.
Immer wieder neue Märkte gefunden
Weiterhin wurde das Risiko eingegangen, mit einem neuen Marktpartner aus Amerika ein bis dahin für pfälzische Tabakbauern völlig unbekannte Anbauvariante zu versuchen. Nachhaltiger Tabakanbau bis hin zum zertifizierten Biotabak – von vielen bis heute belächelt – erwies sich als das Zugpferd des pfälzischen Anbaus. Im Zuge dessen wurden schon vor zehn Jahren die heute in aller Munde stehenden Blüh-und Insektenflächen um die Tabakfelder gepflanzt, um durch angesiedelte Nützlinge biologische Schädlingsbekämpfung zu betreiben. Was Hörner und sein Sohn bis heute vorbildlich in ihrem Betrieb praktizieren. Dies war in dieser Form möglich, weil die abnehmende Hand dies auch entsprechend honoriert hat.
Biodiversität einzig auf dem Rücken der Landwirte zu fordern ohne finanziellen Ausgleich, wie dies von verschiedenen Gruppen gefordert wird, wird die Biodiversität nicht in die Fläche bringen. Hieraus entstand das Selbstverständnis bei Detzel sich in seiner Heimatgemeinde Herxheim dahingehend zu engagieren. Selbst der politisch motivierte Rückzug (America first) der Amerikaner aus dem deutschen Tabakmarkt, konnte die Entwicklung im Biotabakanbau nicht stoppen.
Mit dem Lübecker Traditionsunternehmen Von Eicken konnte ein neues, deutsches, familiengeführtes Unternehmen für den Tabak aus biologischem Anbau gefunden werden. Das Unternehmen zeigt sich als verlässlicher Partner für die pfälzischen Tabakpflanzer. Die Entwicklungen stehen in diesem Bereich derzeit weiterhin auf Wachstum.
Hörner überlässt seinem Nachfolger zwei Organisationen, die nach vielen Höhen und Tiefen der vergangenen Jahre in geordneten und stabilen Verhältnissen stehen. Vorsitzender Detzel bedauerte sehr, dass Hörner und Bellaire nicht in einem angemessenen Rahmen verabschiedet werden können. Er kündigte an, dies nachzuholen.
Zum Abschluss bekam jeder Tabakpflanzer exklusiv ein Sortiment der neusten Kreationen der EZO Südwest-Tabak, den „Pfalzler“ mit auf den Nachhauseweg. Neben den bewährten Produkten Pfalzzigarre und Pfalzzigarillo ist dies eine ideale Ergänzung heimischer Tabakspezialitäten.
Der Pfalzler ist ein Schnupftabak, der in der Pfalz aus 100 Prozent Pfälzer Tabak hergestellt wird. Er kann mit Pfälzer Riesling, Dornfelder sowie einigen anderen Pfälzer Zutaten verfeinert werden. Er werde exklusiv für die EZO Südwest-Tabak in vier Varianten produziert: Original, Pfälzer Wald, Elwetritsch und Erotica. Er ist seit Januar auf dem Markt. Interessenten für dieses exklusive Produkt können sich gerne bei der EZO Südwest-Tabak in Speyer melden.
Bähr, EZO Südwest-Tabak w.V., Landesverband RLP Tabakpflanzer e.V. – LW 6/2021