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Getreideernte in Hessen weitestgehend abgeschlossen

HBV-Ernte-Pressegespräch in Frankenberg-Haubern

Auf dem Erntepressegespräch auf dem Betrieb der Familie Karin und Erhard Grass in Frankenberg-Haubern, zu dem der Hessische Bauernverband (HBV) und die KBV Frankenberg und Waldeck am Mittwoch vergangener Woche gemeinsam geladen hatten, erklärte Präsident Karsten Schmal laut einer HBV-Pressemitteilung: „Bislang hatten wir alles in allem sehr gute Bedingungen für die Getreideernte. Es war die meiste Zeit trocken und sonnig. Bis auf einige Restflächen ist die Winterweizenernte in Hessen weitestgehend abgeschlossen und wurde in den vergangenen Tagen nur durch kurze Regen- und Gewitterschauer unterbrochen.“

Um den Mähdrescher gruppiert haben sich v.l.: Karl-Christian Wilke, stellv. Vors. KBV-Frankenberg, Marcel Löwer, stellv. Kreislandwirt, Matthias Eckel, Erhard Grass, Betriebsleiter, Stephanie Wetekam, Karsten Schmal, HBV-Präsident, Bernd Keindl, Fachdienst Landwirtschaft, Heiko Kieweg, Vorstand KBV Waldeck, Olaf Fackiner, Vors. KBV-Frankenberg. Foto: hbv

Als äußerst heterogen stelle sich die Ertragslage dar. „Es gibt große regionale Unterschiede. Denn in Abhängigkeit von der Niederschlagsmenge und -verteilung sowie der Bodenqualität, die maßgeblich von der Wasserhaltefähigkeit bestimmt wird, fallen die Kornerträge sehr unterschiedlich aus“, so Schmal.

Gesamterntemenge eher unterdurchschnittlich

Wo im Mai und Juni noch ausreichend Niederschläge gefallen waren, konnte der Weizen diese noch gut verwerten und dankte es mit Spitzenerträgen, wohingegen vor allem auf Niedrig-Ertragstandorten die ausbleibenden Regenfälle umso mehr dazu führten, dass teils deutlich niedrigere Erträge im Vergleich zum langjährigen Mittel zu erzielen waren“, fasste Schmal zusammen. „Wir rechnen in Hessen in diesem Jahr beim Getreide mit einer eher unterdurchschnittlichen Gesamterntemenge. Generell konnte man auch 2020 über alle Regionen hinweg zu einem sehr frühen Termin in die Ernte starten“, so Schmal. Grass wertete für seinen im Nebenerwerb geführten Ackerbaubetrieb die erzielten Erträge als zufriedenstellend, wenngleich insbesondere die schon durch Frostschäden im Frühjahr geschädigte Wintergerste starke Ertragseinbußen erlitt. Familie Grass hatte die Getreideernte am Vortag des Pressegesprächs beenden können.

Die anhaltende Frühjahrstrockenheit habe bereits im dritten Jahr in Folge das Wachstum und die Entwicklung der Kulturpflanzen wieder einmal sehr stark beeinflusst. Das Wintergetreide und der Raps seien zwar gut über den milden und verhältnismäßig niederschlagsreichen Winter gekommen.

Die Startbedingungen im Frühjahr waren wegen der lang-

anhaltenden Trockenheit von Mitte März bis Ende April allerdings denkbar ungünstig. Während im langjährigen Mittel in Hessen in den Monaten März bis Mai durchschnittlich 190 Liter Niederschlag pro m² fielen, seien es in diesem Frühjahr gerade mal 110 Liter je m² gewesen, erklärte Schmal weiter.

Grünlandsituation besorgniserregend

Große Sorge bereite ihm die derzeitige Grünlandsituation. Schon wegen fehlender Frühjahrsniederschläge sei der erste Silageschnitt in weiten Teilen Hessens sehr unbefriedigend ausgefallen. Landwirte berichteten von Ertragseinbußen im ersten Schnitt von 50 Prozent und mehr. Mittlerweile völlig vertrocknete Bestände führten in den folgenden Schnitten teilweise zu noch höheren Ertragseinbußen bis hin zum Totalausfall. „Vor dem Hintergrund der drohenden Futterknappheit, auch aufgrund keiner Möglichkeit in den vergangenen beiden Dürrejahren Futterreserven anzulegen, sind unsere viehhaltenden Betriebe ebenso dringend auf gute Silomaiserträge angewiesen“, stellte Schmal klar. In den von Trockenheit geprägten Gebieten zeige aber Silomais mittlerweile ebenfalls deutliche Trockenschäden.

Geeignete Messstellen für Rote Gebiete gefordert

Besonders hervor hob Bernd Keindl vom Fachdienst Landwirtschaft die rege Anteilnahme der Landwirte an freiwilligen Agrarumweltprogrammen zur Anbaudiversifizierung und vielgliedrigen Fruchtfolgen.

Olaf Fackiner, Vorsitzender des KBV Frankenberg, stellte die für die Produktion von Qualitätsgetreide oder auch Winterraps widrigen Auflagen in den sogenannten Roten Gebieten vor und pochte auf eine transparente nachvollziehbare Abgrenzung auf Grundlage geeigneter Messstellen. Die bereits seit über einem Jahrzehnt gepflegte freiwillige Zusammenarbeit mit der Schnittstelle Boden zum Thema Wasserschutz sei bezeichnend für die Bereitschaft der Landwirte, mit kooperativen Ansätzen gemeinsam Lösungen zu finden, so Grass dazu.

Heiko Kieweg, Vorstandsmitglied des KBV Waldeck, bedankte sich bei den Anwohnern für das entgegengebrachte Verständnis, dass Erntearbeiten mitunter auch in Abendstunden und am Wochenende nötig seien und entsprechend zu Staub und Lärm führen können.

LW – LW 34/2020